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Von: Maulwurfen
30.04.2013 | 2099 Aufrufe | 8 Kommentare | 3 Bewertungen Ø 10.0
Was kommt als Nächstes ?
Zurück ins Nichts
Der Jäger und seine Beute
Eine gute Tat, löscht keine Schlechte aus. Das sich Uli Hoeneß im Sinne der Anklage, der Steuerhinterziehung schuldig gemacht hat, steht ausser Frage. Aber wie weit darf dabei die mediale Berichterstattung gehen? Das Persönlichkeitsrechte einer öffentliche Person dem öffentlichen Interesse untergeordnet werden ist legitim. Doch was momentan medial abgeht, geht dem Volksmund nach auf keine Kuhhaut mehr. Und auch die gestrige Anzeige gegen Unbekannt wird ihr übriges dazu tun.


Uli Hoeneß ist der FC Bayern und der FC Bayern ist Uli Hoeneß. Niemand anderes steht so für das Mia san Mia des Vereins wie der Würschtel-Fabrikant. Doch darin liegt das Kernproblem der momentanen Berichterstattung. Eine Trenunng zwischen der Privat- und Geschäftsperson findet erst gar nicht statt. Und dieser Umstand scheint den Medien auszureichen, über die Person U.H. und selbst Personen in dessen Umfeld in wilder Manier zu berichten. Spekulationen und Gerüchte scheinen derweil ohne gewissenhafte Recherche im Stile reinen Westentaschen-Journalismus von den Medien veröffentlicht zu werden. Von Beginn an, als die Bombe eingeschlagen hatte, trieb die Berichterstattung seltsame Blüten. Es wurden Summen genannt, man lasse sich langsam 600 Millionen Euro auf der Zunge zergehen, ehe alles wieder relativiert wurde. Man schob kleinere Brötchen in den Ofen, ehe man wieder größere Geschütze auffuhr. Von Hausdurchsuchung und Haftbefehl, Kaution über vorläufig getätigte Rückzahlungen, es war alles dabei. Ebenfalls musste die Bekanntgabe, der Name U.H. sei schon im Sommer 2012 auf einer Steuer-CD aufgetaucht, sich gefallen lassen, eine Falschmeldung zu sein.

Umgehend meldeten sich beide Behörden der Städte Bochum und München und stellten klar, das dem nicht so gewesen ist. Eine gut recherchierte, seriöse Meldung dann zu finden die etwas länger Bestand hat, scheint momentan ein schwieriges Unterfangen zu sein. Zu lohnenswert und lukrativ ist dieses Thema momentan für die Medien.
Und einem Gerücht oder Spekulation auf den Grund zu gehen, das kostet zuviel Ressourcen und Zeit, denn Zeit ist schließlich Geld und von dem kann man eigentlich nicht genug haben. Erweckt wird jedoch der Eindruck, das eine Meldung mit Verzückung in Umlauf gebracht wird und es billigend in Kauf genommen wird, diese mit etwas Verzögerung zu relativieren. Doch soll das oben erwähnte Umfeld nicht zu kurz kommen und weiterhin im Fokus der medialen Präsenz liegen. Sollte wider Willen es keine Neuigkeiten zu Person U.H. geben, dann muss das Umfeld herhalten. Neuestes Beispiel, der anscheinend klamme Mannschaftsarzt des FC Bayern Dr. Müller-Wohlfahrt. Und nicht zu vergessen, die Rolex-Affäre des Kalle Rummenigge. Haben wir was vergessen?


Das diese Nachricht eine Genugtuung für jeden Gegner von U.H. war, liegt auf der Hand. Es liegt in der Natur des Menschen, Schadenfreude zu empfinden. Wahrlich einer der schönsten Freuden überhaupt. Doch befeuert durch veröffentliche Gerüchte und Spekulationen heizen diese die Atmosphäre weiter unnötig auf. Das Thema wird weiterhin aufgebauscht, als gebe es keinen Morgen und am Ende könnte es der Fall sein, das es nur Verlierer gibt. Und mit Verlierer meine ich nicht nur die Person Hoeneß, sondern auch die Medien und wir, dessen Leser.


Persönliche Anmerkung


Herr Hoeneß wird mMn seine Strafe erhalten, in jedwediger Form auch immer. Und dies auch völlig zurecht. Ob es, wenn das Urteil gesprochen ist, auf eine Verurteilung hinausläuft an dessen Ende eine Freiheitsstrafe, Bewährungsstrafe oder Zahlung eines gewissen Geldbetrags steht, kann ich nicht abschätzen. Dafür stehen mir zu wenig Fakten und Zahlen zur Verfügung. Und es steht mir dann immer noch nicht zu, über diesen oder jeden anderen Menschen zu richten, auch wenn mir die Fakten dann bekannt sein sollten. Dann, und erst dann bin ich in der Lage, mir mein Urteil und endgültige Meinung darüber zu bilden. Und es sollte immer der Respekt gegenüber anderen Meinungen und deren Verfasser im Vordergrund stehen.

Doch meine Meinung zu unserer Medienlandschaft hab ich mir schon gebildet, nicht geBILDet. Sie sollten sich ihrer Aufgabe und ihrer Verantwortung wieder bewusst werden. Egal in welchem Bereich, Politik, Wirtschaft oder Sport, es werden zu schnell Meldungen herausgebracht, viele Schnellschüsse abgefeuert. Und gerade der Focus sollte sich mal wieder an seinen Slogan erinnern : "Fakten, Fakten, Fakten. Und an den Leser denken !"



Journalisten klopfen einem ständig auf die Schulter
- auf der Suche nach der Stelle,
wo das Messer am leichtesten eindringt.

(Robert Lembke, Fernsehmoderator und Journalist)


In diesem Sinne, Mauli
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ø 10.0
KOMMENTARE
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Schnumbi
01.05.2013 | 11:53 Uhr
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Schnumbi : 
01.05.2013 | 11:53 Uhr
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Schnumbi : 
@ Mauli: Kauf dir morgen die ZEIT

Hier schon mal ein Auszug und Erklärungsversuche von Hoeneß

http://www.zeit.de/sport/2013-05/uli-hoeness-steuern-schuld/seite-2
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Maulwurfen
01.05.2013 | 12:13 Uhr
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Maulwurfen : 
01.05.2013 | 12:13 Uhr
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Maulwurfen : 
@schnumbi

da werd ich mal morgen früh mir die Zeit kaufen. Klingt sehr interessant. Danke.
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Resettozero
01.05.2013 | 17:46 Uhr
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01.05.2013 | 17:46 Uhr
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Ob der Leser zu den Verlierern gehört, ist so klar wohl nicht zu sagen, denn es hängt von der Art des Lesers ab.
Ein bisschen erinnert das an Lady Di. Auf der einen Seite hat man seinerzeit mit grossem Entsetzen verurteilt, wie nahe man einer solchen Person auf die Pelle rückt, nur um ein paar Bilder zu machen - und auf der anderen Seite gab es vor dem Unfall nicht wenige, die sich gar nicht satt sehen konnten an irgendwelchen Oben-ohne-Bilder ebendieser Dame, Bilder, wie sie nur dann entstehen können, wenn man der Person eben auf der Spur bleibt. Und nicht wenige wollten durchaus auch die Bilder des Unfalls sehen, über dessen Verursacher (den Paparazzo, nicht etwa sich selbst) sie sich so gekonnt empörten.
So gesehen ist Markworts "immer an den Leser denken" eben auch eine äusserst zweideutige Aussage, die sich von "Fakten, Fakten, Fakten" alleine nur bedingt ernährt.
Nun liegt es mir fern, irgendwelche Auswüchse zu beschönigen oder wegzureden, aber Medienkritik ist eine einfache Sache, vor allem dann, wenn man - was manche Kritiker gern tun - sich dabei auch noch so hinstellt, als hätten sie damit nicht das geringste zu schaffen, obwohl sie bereits halbwegs nach der nächsten Sensation geifern nur um im Kreise der Kollegen als erste sagen zu können "hast du schon gehört... ?" Diese Art des Journalismus bedient einen Markt, an dessen Existenz primär nicht jene schuld sind, die ihn bedienen, sondern jene, die sich bedienen lassen.
In der heutigen Zeit, wo die nächsten News nur einen Klick entfernt sind, ist die Aufgabe, seriösen Journalismus zu betreien nicht einfacher geworden. Und da heute alles möglichst gratis im Netz zu stehen hat, ist die Frage der seriösen Überprüfung auch eine Frage des Geldes.
Insofern gebe ich dir recht - der Leser, welcher auf seriöse Berichterstattung wert legt, ist am Ende auch ein Verlierer. Es gibt aber auch Leser, die zu den Verursachern gehören - was nicht bedeutet, dass sie auch Gewinner sind.
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Maulwurfen
01.05.2013 | 17:49 Uhr
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Maulwurfen : 
01.05.2013 | 17:49 Uhr
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Maulwurfen : 
Besser hätte ich es nicht ausdrücken können
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Resettozero
01.05.2013 | 18:04 Uhr
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01.05.2013 | 18:04 Uhr
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Danke. Viele Dinge sehen einfach aus, sind es aber nicht.
Insofern gehe ich auch davon aus, dass ein nicht geringer Teil an der Aumerksamkeit über Hoeness weniger den unbestrittenen Tatsachen geschuldet ist als vielmehr dem jahrelangen Belehrungswillen anderen gegenüber, vermengt mit der Aussage, selbst sowas nicht nötig zu haben. Das fliegt ihm jetzt um die Ohren - und ich finde, das tut es auch mit Recht. Denn es zeigt sich, dass er eben doch auch nicht der Saubermann ist, als den er sich immer dargestellt hat.
Was den Rest angeht: darüber wird am Ende zu verhandeln sein. Das muss man abwarten. Aber die Vergebung, die so viele bereits jetzt verlangen, kann auch erst hinterher erfolgen - so ist das nun mal.
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Maulwurfen
01.05.2013 | 18:20 Uhr
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Maulwurfen : 
01.05.2013 | 18:20 Uhr
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Maulwurfen : 
Das ihm das um die Ohren fliegt, das dürfte jedem eigentlich klar sein. Wie gesagt, es gibt einen guten Geschmack und dass da jeder einen anderen hat ist auch klar, nur sollte man nicht jedes kleine Gerücht oder Spekulation veröffentlichen.

Denn das führt dann zu Ausschweifungen ungewollter Art.
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Resettozero
01.05.2013 | 18:27 Uhr
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01.05.2013 | 18:27 Uhr
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Da bin ich ganz bei dir.
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Maulwurfen
01.05.2013 | 18:30 Uhr
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Maulwurfen : 
01.05.2013 | 18:30 Uhr
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Maulwurfen : 
Und mMn entwickeln wir uns, wie du schon angedeutet hast, zur einer reinen Sensations-Gier-Gesellschaft. In der wir die negativen Meldungen den positiven vorziehen.
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