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23.03.2009 um 15:49 Uhr
Williams FW31
Hallo liebe Leser,
damit meine Analyse etwas leichter zu verfolgen ist hier ein paar Links als Grundlage:

http://www.formula1.com/gallery/launches/2009/347.html
http://www.formula1.com/gallery/other/2009/383.html
http://www.formula1.com/gallery/testing/2009/382.html
http://www.formula1.com/gallery/testing/2009/394.html
http://www.formula1.com/gallery/testing/2009/396.html




Ein halbgutes Auto reicht schon...

Autobezeichnung: Williams FW31
Motorbezeichnung: Toyota RVX-09
Homepage: http://www.williamsf1.com/


Analyse:
"Eine halbe Gurke reicht mir schon. Nur nicht wieder eine ganze!" So lautete Nico Rosbergs Saisonfazit 2008. Saisonfazit? Richtig gehört!
2008 fuhr der Deutsche in britischen Diensten erneut nur hinterher und konnte sein Potenzial wieder nicht unter Beweis stellen. Nur selten bekam er durch turbulente Rennen die Möglichkeit sich zu zeigen (z.B. Monaco o. Singapur). Dennoch blieb er stets loyal und optimistisch.
2009 scheint ihm sein Team zumindest dem ersten Anschein nach einen fahrbaren Untersatz bereit zu stellen. Bereits im April letzten Jahres begannen die Mannen rund um Chefdesigner Ed Wood mit der Entwicklung. Neben BMW war man zudem das einzige Team, dass bei den Wintertestfahrten bereits ein Interimsauto einsetzte um wertvolle Daten über die neue Aerodynamik zu sammeln. Als Ergebnis präsentiert sich ein optisch sehr gut entwickelter FW31.
Vielleicht ist es Zufall, vielleicht aber auch eine intensive Zusammenarbeit mit Motorenpartner Toyota, dass beide Teams mit innovativen Lösungen im Diffusorbereich überraschten. Die Idee dahinter ist simpel: Abtrieb, der vom Unterboden kommt (Diffusor ist prinzipiell die Verlängerung des Unterbodens) ist umsonst, kostet also gleichzeitig keinen Luftwiederstand. Der zentrale Teil des Diffusors ist höher bis in die Crashzone gezogen und "saugt" das Auto so stärker an den Asphalt, als bei Ferrari, BMW und co. Somit kann man mit weniger steilen Heckflügeleinstellungen fahren, ohne dabei gegen die Konkurrenz Zeit zu verlieren. Das schont die Hinterreifen. Genau wie bei Toyota ist genau dort Williams’ Stärke. Bei den Longrunsimulationen während der Tests beeindruckte der FW31 vor allem mit konstanten Rundenzeiten und wenigen Problemen mit dem Reifenverschleiß. Dazu kam eine beeindruckende Zuverlässigkeit. Für Rosberg ist das vielleicht das Wichtigste, denn Rennen können nur dann zum Erfolg führen, wenn man auch die Zielflagge sieht.
Problematisch ist bei Williams im Moment nur die Entwicklung des eigenen KERS. Als einzigstes Team setzt Williams auf eine mechanische Speicherung der Bremsenergie. Ein mechnisches Schwungrad soll im Endeffekt im Heck untergebracht werden und innerhalb einer vakuumverschlossenen Carbonhülle bis zu 80000-mal (!) in der Minute drehen. Doch das System ist instabil und kommt wohl frühestens in der Saisonmitte.
Aerodynamisch ist diese Lösung jedoch vorteilhaft, was sich im weiteren Design widerspiegelt. Die Seitenkästen sind extrem unterschnitten und fallen tief ab für eine bessere Anströmung des unteren Heckflügels. Im Gegensatz zu anderen Teams müssen keine Batterien oder Kondensatoren eines elektrischen KERS untergebracht werden. Tailliertere Seitenkästen erlauben eine höhere Luftbeschleunigung, damit mehr Downforce, und weniger Luftwiederstand. Die seitliche Luftführung wird durch die neu in Barcelona präsentierten Luftleitbleche vor den Seitenkästen, die Vortex-Generatoren daneben und die Finnen neben dem Fahrerkopf optimiert. Lediglich beim Design der Front ist man vergleichsweise konservativ geblieben. Eine gewölbte Nase und ein zweiteiliger Frontflügel leiten die Luft unter und über das Auto, kleine Flaps an den Flügelaußenseiten leiten die Luft um die Vorderreifen. Dieses Design scheint aber mit dem Gesamtpaket zu harmonieren. Die aerodynamische Basis stimmt anno 2009. Der Motor kommt wie auch im Vorjahr von Toyota und gehört neben den Aggregaten von Ferrari und BMW zu den stärksten. Auch das Getriebe kommt von den Japanern, musste aber wegen der Verlängerung des Radstandes offenbar umpositioniert werden, was die zusätzlichen Kühleinlässe an der Airbox erklären würde, denn der Getriebeölkreislauf erfordert viel Kühlung, die wiederum durch die kleineren Seitenkästeneinlässe etwas geringer ausfällt als 2008.

Fazit:
Williams hat Nico Rosberg und Kazuki Nakajima ein solides Auto hingestellt. Gleich nach der Präsentation konnte man auch mit Bestzeiten auf sich aufmerksam machen, verlor dann aber im Laufe der Tests diesen Vorsprung an die Konkurrenz von Toyota und Ferrari (zuletzt auch Renault und Brawn GP). Genial war aber die Performance im Regen. Mit Regenspezialist Rosberg könnte der Wettergott dem Team gute Ergebnisse ermöglichen.
Kühlendes Wasser auf den heißen Stein, denn abseits der Rennstrecke geht es Williams derzeit nicht sonderlich gut. Nur durch einen 15-Millionen Euro Vorschuss von Ecclestone aus TV-Einnahmen und Preisgeldern 2009 konnte eine Pleite abgewendet werden. Mit Petrobras, Baugur und Lenovo sprangen gleich drei wichtige Partner aus wirtschaftlichen Gründen ab und damit entstand ein Loch von Rund 35 Millionen Euro im Budget für 2009. Auch die RBS (Royal Bank of Scotland) wird ihr Engagement wohl gegen Ende der Saison beenden, womit weitere 15 Millionen verloren gehen. Das Jahr 2009 ist somit enorm wichtig für Sir Frank und sein Team. Dabei dürfte das Testverbot während der Saison zum großen Vorteil werden, da nun die jahrelange Erfahrung den technischen Nachteil beim Wettrüsten während der Saison etwas reduzieren kann. Dennoch wird es hart werden konstante Leistungen zu zeigen, ich rechne eher mit einer stagnierenden Entwicklung. Kann Rosberg sich diese Saison auf Grund des Autos wieder nicht in Szene setzen ist er Ende des Jahres weg. Alternativen hat er, denn nicht nur ich halte ihn für einen der besten Fahrer im Feld.

Tipp:
In der ersten Saisonhälfte sind regelmäßige Punkte drin. Regenrennen können der große Joker für das Team werden und Rosberg kann über sich hinaus wachsen. Das Teamduell wird der Wiesbadener klar für sich entscheiden. Der FW31 ist für Überraschungen gut, denn dafür reicht eben auch ein halbschnelles Auto.

In der nächsten Folge gibts die Analyse zum VJM02...

PS: Zarina memorial:



Aufrufe: 1274 | Kommentare: 8 | Bewertungen: 5 | Erstellt:23.03.2009
ø 9.6
KOMMENTARE
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canni
23.03.2009 | 18:06 Uhr
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canni : 
23.03.2009 | 18:06 Uhr
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canni : 
Toller blog, sehr informativ!
10 Punkte
PS:
Manül arbeitest du im Motorsport? Deinen Blog könnte man ohne bedenken in einer Fachzeitschrift drucken.
mfg
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Manül
23.03.2009 | 20:02 Uhr
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Manül : 
23.03.2009 | 20:02 Uhr
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Manül : 
arbeit nein...
hobby ja...
ich sehe mich als semiprofessionell an :D

aber dein kompliment ehrt mich sehr...darf ich dir meine anderen analysen ans herz legen, falls du sie noch nicht gelesen hast?
jedes auto in der einzelanalyse

nurnoch zwei :D

liebe grüße
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Lucfof
23.03.2009 | 20:05 Uhr
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Lucfof : 
23.03.2009 | 20:05 Uhr
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Lucfof : 
Super Arbeit Manül!

Deine Blogs sind eine Bereicherung für Formel 1-Szene hier bei SPOX! Weiter so!

10 Punkte
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bayern_ribery
23.03.2009 | 20:13 Uhr
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23.03.2009 | 20:13 Uhr
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Kann mich Lucfof da nur anschließen.

Toller Blog

10/10
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Bob_Der_Gute
24.03.2009 | 11:48 Uhr
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24.03.2009 | 11:48 Uhr
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@manül

Donnerwetter! Stammt das alles aus deiner Feder? Sehr beeindruckend! Klare 10 Punkte.
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Red_7
24.03.2009 | 11:53 Uhr
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Red_7 : @manül
24.03.2009 | 11:53 Uhr
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Red_7 : @manül
Ich hätte da (mal wieder) eine Frage. Was ist ein Vortex-Generator?

Ich kenne einen Vortex Zustand bei Supraleitern, aber in dem Zusammenhang kann ich nichts damit anfangen.

Ansonsten eine super Blogserie die Du da hinlegst.
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Manül
24.03.2009 | 12:31 Uhr
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Manül : 
24.03.2009 | 12:31 Uhr
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Manül : 
wow...danke leute...dann mache ich mich mal an den VJM02, was?! :D

@red: ganz generell: vortex = erzwungener luftwirbel generator = erzeuger

diese vortex-generatoren erzeugen gezielte verwirbelungen, die dann z.b. (auch in diesem falle) besser zur hinterachse strömen.
es gibt dabei solche, die die luftführung um das auto verbessern, speziell in der letzten saison haben sich aber diese ganzen kleinen flaps als vortex-generatoren gezeigt, die nur die luft hinter dem auto negtiv verwirbeln, negativ für den hintermann...
die luft hinter den autos wurden in den letzten jahren bewusst beeinflusst um den drag-effect, also den windschatten für hinterherfahrende autos zu verschlechtern. mit dem verbot dieser erhofft man sich 2009 bessere windschatten, weswegen es überall heißt, dass überholen leichter würde. timo glock meinte aber zb in einem interview, dass der "neue" windschatten aber unberechenbarer ist. 2008 hatte man nur starkes untersteuern, weswegen man einfach nicht an den vordermann ran kam, aber nun sei es so, dass durch die neuen heckflügel mehr seitliche turbulenzen entstehen, die zb im letzten turn in barcelona übersteuern erzeugen...

eine wissenschaft für sich

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Red_7
24.03.2009 | 14:10 Uhr
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Red_7 : 
24.03.2009 | 14:10 Uhr
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Red_7 : 
Danke schön. Ich lerne nie aus
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