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25.06.2012 um 00:46 Uhr
Wenn nicht jetzt, wann dann?
Philipp Lahm wäre ein Halbfinale gegen England lieber gewesen. Doch es wird, was zu erwarten war: Italien. Ausgerechnet Italien. Jene Mannschaft, gegen die Deutschland noch nie ein Pflichtspiel gewonnen hat. Genauso ging es den Spaniern gegen Frankreich. Die Furia Roja beendete ihre historische Negativserie gegen die Franzosen im Viertelfinale. Nun ist es an Lahm und Co, es den Spaniern gleich zu tun. Und fest steht: Diese Nationalmannschaft hat die Qualität, sich selbst die Geister der Vergangenheit auszutreiben. Wenn nicht jetzt, wann dann?

Doch wie soll Deutschland gegen Italien zum Erfolg kommen? Das dramatische Halbfinale von 2006 liegt auch heute noch wie ein dunkler Schatten auf der deutschen Fußballseele. Wenn Italien in einem großen Spiel auf Deutschland trifft, ist davon auszugehen, dass die Italiener nicht weniger als ihre beste Turnierleistung zeigen werden. Gerade dieses Jahr, nach starken Auftritten gegen Spanien und England, wird sich Italien längst nicht nur hinten rein stellen. Zudem werden sie eine Taktik aushecken, werden das deutsche Spiel bis ins Detail analysieren, nach vermeintlichen Schwachstellen suchen und dementsprechend ihren Matchplan entwickeln. So, wie sie es immer taten, wenn es gegen Deutschland ging. Ein erster Schritt zum Erfolg über Italien besteht darin, ihre Strategie vorherzusehen.

Die Schwachstellen der Deutschen
Was sind also die Schwachstellen der Deutschen in diesem Turnier? Da ist zum einen die rechte Abwehrseite mit Innenverteider Boateng. Zwar hat dieser gegen Portugal und die Niederlande überzeugt, gegen Christiano Ronaldo sogar teilweise brilliert, zeigte aber gegen Griechenland seine Schwächen. Es ist davon auszugehen, dass Italien seine Angriffe auf die Boateng-Seite konzentrieren wird. Einen Wechsel auf der Position sollte Löw deswegen natürlich nicht vornehmen. Aber der Mannschaft muss klar sein, dass Boateng Unterstützung brauchen wird.

Und da ist Mesut Özil, freilich der Taktgeber im deutschen Mittelfeld. Özil ist grundsätzlich die herausragende Stärke im deutschen Offensivspiel. Zur Schwachstelle wird er jedoch dann, wenn der Gegner es schafft, ihn aus dem Spiel zu nehmen. Die Dänen haben das im dritten Gruppenspiel vorgeführt, indem sie Özil phasenweise in Manndeckung nahmen. Die Griechen hingegen ließen Özil gewähren - und scheiterten grandios. Özil zeigte seine beste Turnierleistung, wenn auch gegen einen limitierten Gegner.

Ein möglicher Schlüssel zum Erfolg
Die Strategen im italienischen Trainerstab werden genau das erkannt haben: Wer Deutschland schlagen will, muss vor allem Özil als Kreativposten im Mittelfeld ausschalten. Gut möglich, dass die Italiener sogar einen Spieler dazu abstellen werden, um Özil das Leben schwer zu machen. Und sollte das gelingen, ist gerade Özil jemand, der dazu neigt, schnell den Spaß am Spiel zu verlieren. Zwar hat sich Özil in Madrid außerordentlich weiter entwickelt, ein Spaßfußballer ist er jedoch immer noch. Das ist seine Stärke, und seine Schwäche zugleich. Denn Özil ist nicht nur imstande, seinen Glanz auf die ganze Mannschaft zu übertragen, sondern ebenso seinen Frust, wenn es mal nicht läuft.

Stellt sich also die Frage, wie die deutsche Mannschaft dieser absehbaren Strategie der Italiener zuvor kommen kann. Hier könnte Toni Kroos ins Spiel kommen, für dessen Einsatz ich schon zu Beginn der EM in einem Blogbeitrag plädiert habe. Tatsächlich wäre die damals beschriebene Taktik nun ein möglicher Schlüssel zum Erfolg: Der Einsatz von Toni Kroos als 10er, der das Offensivspiel mit seiner Passgenauigkeit ordnet. Dazu Özil und der jüngst brillierende Reus auf den Außenbahnen, die ständig die Seiten wechseln könnten, um die italienische Defensive zusätzlich zu verwirren. Sollten die Italiener wirklich einen Mann zur Bewachung Özils abstellen, wäre das Chaos in der italienischen Verteidigung vorprogrammiert. Zudem scheint Italien gerade über die Flanken verwundbar zu sein, was den Einsatz Özils auf der Außenbahn noch sinnvoller erscheinen lässt.

Ein willkommener Synergieeffekt
Ein weiterer taktischer Clou könnte darin bestehen, das deutsche 4-2-3-1 System mit Doppel-6 und Kroos auf der 10 im Spiel gegen den Ball in ein Tannenbaumsystem (4-3-2-1) mit Kroos als drittem 6er zu verwandeln. In dieser Konstellation könnten wahlweise Schweinsteiger oder Khedira Jerome Boateng auf rechts unterstützen. Im Zentrum indes gilt es, Italiens Taktgeber Pirlo außer Gefecht zu setzen. Auch mit Blick auf ein mögliches Finale gegen Spanien erscheint ein 4-3-2-1 als Defensivformation sinnvoll, da die Mitte besser gesichert werden kann und sich diese Formation besonders gut im Raum verschieben lässt. Gerade die Spanier verstehen es, in Ballnähe Überzahl zu schaffen. Mit drei 6ern könnte die deutsche Mannschaft diesem wesentlichen Erfolgsgaranten des spanischen Spiels entgegen wirken, gleichwohl mit spielstarken Angreifern wie Özil, Reus oder Müller über die Außenbahnen selbst zum Erfolg kommen. Denn wie die Italiener sind auch die Spanier vornehmlich über Außen verwundbar (im übrigen auch die Portugiesen).

Zwar sollte niemand den Fehler machen, das Halbfinale gegen Italien nur als Vorbereitung für ein mögliches Endspiel gegen Spanien zu sehen. Doch wäre es durchaus ein willkommener Synergieeffekt, eine mögliche Spielweise gegen die Spanier schon im Halbfinale anzuwenden, wenn diese auch gegen Italien erfolgversprechend ist.

Entscheidend für einen deutschen Erfolg
Fest steht: Italien kann Deutschland nicht fußballerisch schlagen. Daher werden die Azzuri ihr Heil wie schon gegen Spanien in taktischer Finesse suchen. Ob so, wie hier beschrieben, oder auf eine andere Weise: Den Spielplan der Italiener vorherzusehen und von vornherein auszuhebeln wird entscheidend sein für einen deutschen Erfolg.

Genauso entscheidend übrigens wie die richtige psychologische Einstellung. Wer in Italien den Angstgegner vergangener Tage sieht, begibt sich auf einen mentalen Holzweg. Die richtige Einstellung lautet: Hurra, hurra, die Deutschen die sind da! Und nichts kommt uns gelegener als Italien. Denn mit denen gibt es noch eine ziemlich große Rechnung zu begleichen! Es ist Zeit, allerhöchste Zeit, uns die Geister der Vergangenheit auszutreiben. Wenn nicht jetzt, wann dann?
Aufrufe: 18054 | Kommentare: 32 | Bewertungen: 38 | Erstellt:25.06.2012
ø 5.3
KOMMENTARE
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Tomminho10
25.06.2012 | 16:14 Uhr
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-5
Tomminho10 : OOOJJJEEEE
25.06.2012 | 16:14 Uhr
-5
Tomminho10 : OOOJJJEEEE
i habs doch glesen Mensch...

naja ... manche meinen halt sie sind was besseres hier à la "unter meinem Niveau" ...


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Brunodia
25.06.2012 | 16:23 Uhr
3
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Brunodia : Kann man machen
25.06.2012 | 16:23 Uhr
-3
Brunodia : Kann man machen
Aber es gibt da wegen Schweinsteiger ein Problem, denn ich glaube er wird nicht spielen weil er nicht fit ist. Da käme mir der Gedanke mit dem 4-3-2-1 eher in den Sinn und zwar mit Bender als Kettenhund für Pirlo, denn Bender würde ihn größten teils kalt stellen und somit 80% der offensiven Stärke der Tifosis eingrenzen. Podolski wäre in diesem Spiel enorm wichtig auf seiner Seite, wenn nicht Kroos und ab der 70 Minute Götze.

Neuer-Boateng-Hummels-Badstuber-Lahm.........Bender- Khedira-Özil-Reus-Podolski..........Gomez
3
Tomminho10
25.06.2012 | 16:54 Uhr
1
-2
Tomminho10 : wenn Jogi ...
25.06.2012 | 16:54 Uhr
-2
Tomminho10 : wenn Jogi ...
... einen Was-weiss-ich-was-für-nen-Hund gegen Pirlo einsetzen würde, dann würde er alle seine Prinzipien an die Wand kicken. Nope, hope not!!
1
Hunt3r
25.06.2012 | 18:18 Uhr
6
-1
Hunt3r : Kroos ist völlig überbewertet...
25.06.2012 | 18:18 Uhr
-1
Hunt3r : Kroos ist völlig überbewertet...
dann doch lieber Götze!
6
bulqize
25.06.2012 | 18:41 Uhr
3
-3
bulqize : 
25.06.2012 | 18:41 Uhr
-3
bulqize : 

Kroos, was ich nicht lache. der ist der meist überschetzte Spieler in Deutschland.
3
neumi17
25.06.2012 | 23:05 Uhr
5
-2
neumi17 : Kroos ?
25.06.2012 | 23:05 Uhr
-2
neumi17 : Kroos ?
" Der Einsatz von Toni Kroos als 10er, der das Offensivspiel mit seiner Passgenauigkeit ordnet...."

Genau, er ORDNET es, aber er gestaltet und kreiert es nicht, er geht nicht in Dribblings,spielt keine Doppelpässe und variiert sein Tempo nicht...

Er ist kein 10er, weil ihm eben die oben beschriebenen Eigenschaften dazu fehlen obwohl er sich selber als einer sieht.

Kroos ist ein guter Fußballverwalter, der den Ball technisch anspruchsvoll 20 mal Quer und zwei mal steil spielt.
Das ist allerdings zu wenig für eine Position auf der 10 und will auch keiner sehen, schon gar nicht gegen Italien...

Die einzige Position die ich mir bei ihm vorstellen kann ist die des zweiten 6ers neben Khedira, wenn ansonsten genug dynamische und dribbelstarke Spieler auf dem Feld sind.
5
Adlerflüsterer
26.06.2012 | 00:19 Uhr
4
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Adlerflüsterer : Anmerkungen
26.06.2012 | 00:19 Uhr
0
Adlerflüsterer : Anmerkungen
Hallo Zusammen,

erstmal danke für die Comments. Ein paar Anmerkungen dazu:

1) Länge
Ich hätte meine Sichtweise gerne noch ausführlicher dargestellt, doch leider, wie ich diesmal merken musste, sind Spox-Blogs auf 7.000 zeichen limitiert. Nun ja, der ein oder andere wird auch froh drum sein, dass er nicht mehr dazu lesen musste. :D

2) Goetze
Ich halte Goetze für das derzeit größte Talent im deutschen Fußball und hätte er nicht die gesamte Rückrunde verletzungsbedingt gefehlt, würde ich hier ein flammendes Plädoyer nach dem anderen für seinen Einsatz halten. Aber unter diesen Umständen kommt er für mich als Spieler in der Startelf - leider, leider! - nicht in Frage! Das ist wirklich schade, aber nun mal leider die Realität. 2014 wird hoffentlich sein Jahr!

3) Kroos
Auch Kroos ist hochtalentiert. Er spielt eher mathematisch, das stimmt. Interessant finde ich die Kombination aus einem wie Kroos und einem wie Özil, beide würden sich meiner Meinung nach ergänzen, nicht behindern. In einem ist Kroos auch Goetze weit voraus: Er hat Championsleague-Erfahrung auf aller höchstem Niveau gesammelt, und das in jungen Jahren. Er mag weniger talentiert sein, aber er ist erfahrener und fit. Zudem ist er defensiv stärker. Es spricht für unsere Mannschaft, dass wir solche Qualitäten auf der Bank haben.

4) Grundsätzliches
Mir gefällt die Einstellung zu sagen, wir sind Deutschland, wir sind besser, wir spielen unseren Stiefel und die Italiener sollen sich was ausdenken. Wirklich, mir gefällt das. Vielleicht ist das der richtige Weg. Vielleicht auch nicht. Die andere Variante ist: Was werden die Italiener tun, um uns auszutricksen, und was können wir tun, um ihrem Trick zuvorzukommen? Gehen wir das Thema taktisch an, ist Variante Zwei vielleicht die bessere. Nichtsdestotrotz kann auch Variante Eins funktionieren. Es gibt nur einen, der das besser weiß als wir alle... Der heißt Jogi Löw. Der wird's richten. Und das ist aucht gut so. ;)

In dem Sinne!

Grüsse
4
oximoron
26.06.2012 | 11:40 Uhr
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oximoron : 
26.06.2012 | 11:40 Uhr
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oximoron : 
Interessanter Vorschlag und zuzutrauen wäre es Löw allemal. Aber gerade was Özils Spiel angeht war es ja nicht nur keine Extrabewachung für Özil gegen Griechenland, sondern auch ein häufiger Positionswechsel mit den beiden Außen. So kann er eigentlich nicht mehr konservativ 1 zu 1 verteidigt werden, da sich sonst Riesen Lücken ergeben werden.

Das hat man in der Vorrunde so nicht gesehen. Und ob das nun taktisch vorgegeben war oder mit Poldi und Müller nicht funktioniert kann man schwer beurteilen.

Mit Kroos in der offensiven Dreierreihe hätte ich aber auch so keine Bauchschmerzen so lange wir nicht sehr statisch spielen. Einen größeren Vorteil in der Umstellung sehe ich allerdings nicht.

Generell sollten wir nicht all zu viel tatktisch verändern´nur um auf die Italiener zu reagieren. Und das betrifft vor allem die taktische Grundordnung, die ich bei einem 4231 belassen würde. Viel mehr müssen wir es schaffen, dass Italien sich auf uns einstellt. Boateng ist meines erachtens auch nciht die Schwachstelle in der deutechen Mannschaft. Gegen Portugal hatte er zum Beispiel Ronaldo viel besser im Griff als Lahm Nani im Griff hatte. Gerade bei Boateng fällt auf, dass er gegen Top-Gegner auch Top-Leistungen abruft und gegen die kleinen immer Aussetzer drin hat.

Ich mache mir insgesamt wenig Sorgen. So lange wir unsere Stärken ausspielen wird es gegen Italien reichen.
0
smiffi
26.06.2012 | 13:41 Uhr
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smiffi : 
26.06.2012 | 13:41 Uhr
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smiffi : 
Bin mir nach wie vor unsicher ob das nur ein Scherz sein soll oder das Ernst gemeint ist?:o

Ich mein, niemand könnte ernsthaft wollen, einen Weltklasse-10er wie Özil auf irgedneine andere Position zu stellen, nur um Platz für einen durchschittlichen 10er zu machen. Dann lieber noch Özil als 10er lassen und Götze (der auch 10er ist) nach links stellen...
2
MeisterLuke
26.06.2012 | 15:45 Uhr
1
-1
26.06.2012 | 15:45 Uhr
-1
Oh man, "kroos ist der meist überschätzte spieler"...

War halt nur der beste Vorbereiter der vergangenen CL Saison...
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