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Von: Ste
01.01.2014 | 8893 Aufrufe | 8 Kommentare | 12 Bewertungen Ø 9.9
Von Siegern und Verrätern
Teil 01: Die Geschichte von Bob & Pop

Spricht man von den besten Trainern in der mehr als 65-jährigen Geschichte der NBA, darf der Name Gregg Popovich nicht fehlen. Seit vielen Jahren strickt der mürrische Mann an seiner Legende und zählt mit vier gewonnenen Meisterschaften schon jetzt zu den fünf erfolgreichsten Head Coaches aller Zeiten. Für seinen Erfolg wird Popovich bewundert und verehrt, ihm ordnet er jedoch auch alles unter - selbst wenn das bedeutet, gelegentlich im moralischen Graubereich agieren zu müssen. Eine Erzählung von Triumph und Verrat.


Als Bob Hill vor ein paar Jahren die Sporthalle der Trinity University in San Antonio besuchte, an der seine drei Söhne Basketball spielten, traute er seinen Augen nicht. Eigentlich war er nur gekommen, um sich ein College-Spiel anzuschauen, doch stattdessen fand er sich an den vielleicht bittersten Moment seines gesamten Lebens erinnert. "Was zur Hölle macht er hier?", soll Hill gerufen haben. "Wie zum Teufel kann ich mit ihm in einer Halle sitzen?"


Der Ärger kam nicht von ungefähr. So eben hatte er entdeckt, dass Gregg Popovich ebenfalls in der Halle Platz genommen hatte, seines Zeichens Head Coach der San Antonio Spurs. Doch während die meisten Anwesenden in ihm eine lebende Legende sahen und ihn für seine großen Erfolge bewunderten, war er für Hill ein alter Weggefährte, mit dem keine allzu guten Erinnerungen verbunden waren. Zorn stieg in ihm auf.


All die Meisterschaften, die Hill nie gewonnen hatte, all das Ansehen, das Hill nie genossen hatte, im Grunde seine ganze gescheiterte Existenz als Basketball-Trainer - für all das stand jener Mann, der seinen erzürnten Blick mit einem gelassenen Grinsen erwiderte. Dabei hätte es auch ganz anders kommen können. Viel hätte nicht passieren müssen, und die Nachwelt hätte Bob Hill nicht als einen Versager, sondern als Champion in Erinnerung behalten.




Drei Trainer und ein MVP



Die ganze Geschichte begann vor fast zwanzig Jahren. Zu Beginn der Saison 1994/95 wurde Hill neuer Coach der San Antonio Spurs, einer Franchise, die mit dem erfolgsverwöhnten Powerhouse der Gegenwart noch nicht viel gemeinsam hatte. Seit dem NBA-Beitritt 1976 hatten sich zwar ganze zehn Trainer die Klinke in die Hand gegeben, darunter mit Cotton Fitzsimmons, Jerry Tarkanian und Larry Brown wahre Coaching-Legenden. Mehr als ein Einzug in die Conference Finals war den Texanern aber noch nicht gelungen.


Bob Hill war angesichts dessen eine überraschende Lösung, hatte er es als Spieler doch selbst nie in die Association geschafft und auch als Trainer noch keine Wunderwerke vollbracht. Bei den New York Knicks durfte er nur fünf Monate lang als Interimstrainer wirken, bei seinem dreijährigen Engagement in Indiana schaffte er es zwar immerhin dreimal in die Postseason, musste sich jedoch stets in der ersten Runde geschlagen geben. Im Alter von 46 Jahren galt Hill somit als ein Trainer, dem man zwar ein gewisses Potenzial attestierte, von dem man nun aber ein sportliches Ausrufezeichen erwartete. Mit den Spurs übernahm er eine Mannschaft, über die sich Ähnliches sagen ließ.


Bis auf den ebenso begabten wie exzentrischen Dennis Rodman, der es in Detroit schon auf zwei Meisterschaften gebracht hatte, war keiner der Leistungsträger bislang in den Genuss einer Championship gekommen. Das Aufgebot las sich dennoch überaus vielversprechend. Für den Spielaufbau sorgten mit Avery Johnson und Doc Rivers zwei echte Floor Generals, die ihre Vorderleute mit Umsicht dirigierten und es nach ihrer aktiven Karriere beide zum Coach of the Year brachten. Die Trainerkarriere von Vinny del Negro sollte später weitaus erfolgloser verlaufen, als Shooting Guard machte er aber einen passablen Job und lieferte solide zweistellige Punktewerte bei ordentlichen Wurfquoten. Für die Drei hatte man mit Sean Elliott einen veritablen Scorer zurück nach San Antonio geholt, auf der Vier reboundete Rodman und von der Bank kam mit Chuck Person einer der begabtesten Shooter der damaligen Zeit.


Unumstrittener Mittelpunkt des Teams aber war Center David Robinson, der in sein fünftes NBA-Jahr ging und auf individueller Ebene bereits fast alles gewonnen hatte, was es zu gewinnen gab. Rookie of the Year, Defensive Player of the Year, Scoring Leader, Rebounding Leader, Blocking Leader, mehrfacher All-Star, mehr als 70 Punkte in einem Spiel, Mitglied des Dream Teams '92 - you name it, The Admiral did it. Einzig die allergrößten Würden waren ihm noch verwehrt geblieben, doch die erste Saison unter dem neuen Coach begann in dieser Hinsicht überaus verheißungsvoll.


San Antonio verbesserte seine Bilanz um ganze sieben Siege auf 62-20, spielte die beste Saison der Vereinsgeschichte und landete auf dem ersten Platz der Western Conference. Insbesondere im Angriff legten die Spurs gewaltig zu: Aus 100,0 wurden 106,6 Punkte pro Spiel, aus der zwanzig- die viertbeste Offensive der gesamten Liga. Doch nicht nur auf kollektiver Ebene wusste man zu überzeugen. Zusammen mit Dennis Rodman bildete David Robinson den Frontcourt des All-Defense First Teams, zudem wurde er als erster Spieler der Vereinsgeschichte mit dem Most Valuable Player Award ausgezeichnet. Das hatte noch nicht einmal der große George Gervin geschafft. Jetzt fehlt eigentlich nur noch eines: Der ganz große Wurf. Die Larry O'Brien Trophy.



Der vorgeführte Admiral



Doch was so vielversprechend begann, war in Wirklichkeit nur einen einzigen wackeligen Baustein vom Zusammenbruch entfernt. Als Dennis Rodman den Basketball mehr und mehr vernachlässigte und stattdessen den Lebensstil eines Rockstars für sich entdeckte, ständig wechselnde Haarfarben und eine Beziehung mit Madonna inklusive, bedeutete das für die sportlichen Hoffnungen der Texaner den Todesstoß. Schon in der Regular Season hatte Rodman gerade einmal 49 Spiele bestritten, weil er sich beim Motorradfahren die Schulter ausgekugelt oder ein Spiel gegen Philadelphia einfach verschlafen hatte. Doch just als die Spurs nach Siegen über die Denver Nuggets (3-0) sowie die Los Angeles Lakers (4-2) in den Conference Finals auf die Houston Rockets trafen, als sie Rodmans Defensivkünste am dringendsten benötigten, weigerte er sich zu liefern.


In seiner Autobiographie schrieb er später selbst: "Sie wollten, dass ich Olajuwon verteidige, und ich habe es abgelehnt." Weil er Foulprobleme um jeden Preis vermeiden wollte, weigerte sich Rodman, gegen den entscheidenden Mann des Gegners zu spielen. Auch ein Double-Teaming lehnte er ab, um besser auf seinen eigentlichen Gegenspieler aufpassen zu können. Mit erstaunlicher Unverfrorenheit ließ The Worm so sein Team im Stich und amüsierte sich statttdessen ausgiebig über seinen überforderten Nebenmann. "Wo war David Robinson in der Houston-Serie? Er wurde in der gesamten Serie von Hakeem Olajuwon vernichtet."


In der Tat war es erstaunlich, wie leicht Olajuwon gegen den vermeintlich besten Defensive-Center der Liga punkten konnte. In der gesamtem Serie legte Hakeem unfassbare 35,3 Punkte bei einer Wurfquote von 56% aus dem Feld auf, griff dazu noch 12,5 Rebounds ab, spielte 5,0 Assists und blockte nebenbei noch 4,2 Würfe pro Spiel. San Antonio verfügte mit Robinson und Rodman über den besten defensiven Frontcourt der gesamten NBA, doch Olajuwon spielte, als ginge es gegen Schuljungen.


Als sich die Rockets schließlich mit 4-2 durchsetzten, um anschließend die Orlando Magic zu sweepen und ihren Titel zu verteidigen, war nicht nur David Robinsons Gleichgewichtssinn von Hakeems unzähligen Dream Shakes schwer gezeichnet. Auch seine Reputation hatte einen empfindlichen Dämpfer erlitten und teaminterne Zweifel an seinen Führungsqualitäten aufkommen lassen. Innerhalb von nur wenigen Wochen war aus dem großen Favoriten ein einziger Scherbenhaufen geworden.



Ein Abgang alleine löst keine Probleme



Das Management reagierte erwartungsgemäß, erkannte in Dennis Rodman den nötigen Sündenbock und gab ihn in einem Trade nach Chicago ab. Mit Will Perdue erhielt San Antonio zwar einen allenfalls mittelmäßigen Gegenwert, doch um sich von dem launenhaften Power Forward zu trennen, nahm man auch einen unausgeglichenen Deal in Kauf. Weniger sollte mehr sein, der Abgang des notorischen Unruhestifters Rodman durch eine bessere Teamchemie und einen noch besseren David Robinson aufgefangen werden. Doch wenn die Serie gegen Houston eines gezeigt hatte, dann dass nicht zusätzliche Verantwortung für Robinson, sondern mehr Entlastung das richtige Rezept gewesen wäre.


Zunächst lief noch alles wie erhofft. San Antonio spielte eine vielversprechende Regular Season, knüpfte mit 59 Siegen an die starke Vorsaison an und belegte den zweiten Rang in der Western Conference. Spätestens als sich die Spurs in vier Spielen gegen die Suns durchsetzten, begann man im Alamadome wieder einmal vom Titel zu träumen. Phoenix' Charles Barkley spielte mit im Schnitt 25,5 Punkten und 13,5 Rebounds stark - David Robinson war mit 30,0 PPG und 11,8 RBS noch besser.


Dann allerdings traf San Antonio auf die Utah Jazz, und für den eben noch gefeierten Robinson war es einzig großes Déjà-vu. Nur in drei Spielen schaffte er mindestens zwanzig Punkte, nur in zwei der insgesamt sechs Partien lieferte er zweistellige Rebound-Werte und schließlich kamen auch noch Foulprobleme hinzu. Kurzum: Wieder mal hätte er sein Team tragen müssen, wieder einmal hatte er versagt. Am Ende legte der Center im Schnitt fünf Punkte weniger als Karl Malone auf, erhielt keinerlei nennenswerte Unterstützung und schied mit seinen Spurs schon in den Conference Semifinals aus.



Ohne Glück und Loyalität



Doch die richtig schlechten Zeiten sollten damit gerade erst begonnen haben, denn zu Beginn der Spielzeit 1996/97 hielt das Verletzungspech Einzug in den Alamodome. Neben zahlreichen kleineren Blessuren, die sich über das gesamte Team verteilten, verpasste Robinson aufgrund von Rückenproblemen die ersten Wochen der Saison. Charles Smith folgte ihm bereits nach vier Spielen ins Lazarett, Chuck Person fiel sogar für die gesamte Saison aus. Die Folge war eine verheerende Bilanz von 15 Niederlagen aus den ersten 18 Spielen - und das jähe Ende von Bob Hills Zeit in San Antonio.


"Ich hatte keine Ahnung. Es war ein Schock für mich", sollte Hill kurz nach seiner Entlassung im Gespräch mit einer Lokalzeitung äußern. "Dieses Jahr war für jeden frustrierend. Das Team wurde von Verletzungen dezimiert. Ich weiß nicht, wie man die Dinge hätte abwenden können, bei all dem, was dieses Jahr geschehen ist." Besonders unverständlich war aus seiner Sicht der Zeitpunkt der Entlassung. Ausgerechnet als David Robinson nach 18 Spielen Pause wieder einsatzbereit war und eine Besserung der sportlichen Lage erstmals realistisch schien, wurde dem Coach die Chance genommen, seine Mannschaft selbst wieder aus der Misere zu führen. "Lasst es mich euch sagen, ich liebe dieses Team. Ich liebe diese Spieler. Ich hab hier großartiges geleistet. Schaut auf meine Bilanz. Ich habe nichts, weswegen ich mich schämen müsste."


So ganz Unrecht hatte der Ex-Coach nicht, denn in der Tat las sich seine Bilanz recht eindrucksvoll. Von den 189 Spielen der ersten beiden Spielzeiten gewannen die Spurs 135, das entspricht einer Quote von fast 72%. Selbst wenn man jene katastrophalen 18 Spiele der neuen Saison in die Rechnung mit einbezieht, kommt man immer noch auf eine respektable Siegesquote von 66%. Eigentlich ein überzeugendes Argument dafür, ihm bis zum Ende der Spielzeit das Vertrauen zu schenken und erst dann die nötigen Konsequenzen zu ziehen. Doch dass San Antonio jegliche Dankbarkeit vermissen ließ und den bis dato erfolgreichsten Coach der Vereinsgeschichte frühzeitig zum Teufel jagte, hatte einen guten Grund: Der General Manager meldete selbst Ambitionen auf diesen Posten an.



Der Feind im eigenen Lager



Gregg Popovich war unter Larry Brown schon einmal Assistenztrainer in San Antonio gewesen, dennoch hatte sich bisher keine NBA-Franchise gefunden, die auf seine Dienste als Head Coach vertrauen wollte. Auch als es um die Nachfolge von John Lucas ging, entschieden sich die Verantwortlichen für Bob Hill und stellten Popovich lediglich als General Manager ein. Ganz unumstritten war übrigens selbst diese Entscheidung nicht, war sie doch weniger auf Qualifikationen und Berufserfahrung, sondern primär auf gute Beziehungen zurückzuführen, wie Kommentatoren vorsichtig anmerkten.


Doch das störte Popovich überhaupt nicht. Munter mischte er sich in die Arbeit des Trainers ein und ließ die Spieler spüren, dass er sich mehr als nur eine Rolle im Hintergrund wünschte. Sobald sich die erste sportliche Krise einstellte, kam es, wie es kommen musste: Popovich nahm sein Schicksal selbst in die Hand und räumte sich den begehrten Posten einfach frei. 30 Sekunden soll das Gespräch gedauert haben, dann war Bob Hill Geschichte.


Dass weder der Vorsitzende noch der Besitzer etwas gegen diese Selbstermächtigung unternahmen, war insofern verwunderlich, als dass Popovich an der sportlichen Schieflage eine Mitschuld trug. Auch die Personalpolitik hatte zur gegenwärtigen Situation beigetragen, etwa hinsichtlich des Rodman-Trades, aus dem nur Chicago echten Nutzen gezogen hatte. Während Dennis Rodman an der Seite von Michael Jordan zum absoluten Schlüsselspieler avancierte und mit den Bulls drei Meisterschaften in Serie holte, war Will Perdue in seiner gesamten Zeit in Texas nie mehr als ein passabler Ersatzmann.


Es war also nicht verwunderlich, dass weder Fans noch Medienvertreter Verständnis für diesen Personalwechsel aufbrachten. Erstaunlicherweise aber reagierten die Spieler ganz ähnlich. Sean Elliott wusste zu berichten, dass viele sehr überrascht reagiert hätten, und Dominique Wilkins gab zu, das Ganze zunächst für einen Scherz gehalten zu haben. Einer ging sogar noch weiter. "Wir sind alle sehr geschockt. Bin ich mit der Entscheidung einverstanden? Nein. Aber ich treffe diese Entscheidung nicht. Ich denke, dass wir in einer Notlage versuchen sollten, durchzuhalten und zusammenzubleiben", verkündete ein bemerkenswert deutlicher David Robinson. Auch Vinny del Negro war nicht einverstanden. "Er soll das Team verloren haben? Das sehe ich anders."


Zumal es nicht wirklich besser wurde. Bereits sechs Spiele nach seinem ersehnten Comeback brach sich David Robinson den Fuß und fiel für die restliche Saison aus. Von einer Aufbruchsstimmung war nichts zu spüren, die vielen restlichen Probleme bekam Popovich ebenfalls nicht in den Griff und verlor 47 der verbleibenden 64 Spiele. Als San Antonio die Saison folgerichtig mit einer Bilanz von 20-62 abschloss, hätten wohl nur die Wenigsten konstatiert, dass sich der Trainerwechsel gelohnt hatte. Stattdessen staunte die ganze Liga über den jähen Absturz eines Contenders und fragte sich, ob die Spurs nicht einen großen Fehler begangen hatten.



Eine Legende nimmt ihren Lauf



Dass ganz San Antonio heute anders über den Trainerwechsel denkt, hat mit zwei Schlüsselereignissen zu tun, die sich in der Offseason abspielten. Zum einen beschlossen die Verantwortlichen, Popovich für seine desolate sportliche Bilanz nicht zur Rechenschaft zu ziehen. Statt auf die Suche nach einem erfolgserprobten Head Coach zu gehen, setzten sie weiterhin auf den unerfahrenen Ehrgeizling und lagen mit dieser Entscheidung letztendlich absolut richtig.


Noch viel entscheidender aber war die Gunst des Schicksals, die sich in Form des First Picks bei der Draft 1997 manifestierte. Obwohl sich die Spurs mit einer Siegeswahrscheinlichkeit von 21,4% Prozent eigentlich nur die drittgrößten Hoffnungen machen durften, gewannen sie die Lotterie und sahen schon bald goldene Zeiten herannahen. Ihr erster Pick, ein Power Forward namens Tim Duncan, übertraf selbst kühnste Erwartungen und hob die gesamte Franchise auf ein neues Level. Als Teil der Twin Towers gewann er bereits 1999 die ersehnte erste Championship, als Frontmann der Big Three sollten 2003, 2005 und 2007 noch drei weitere Meisterschaften folgen. Basierend auf diesem Fundament installierte Popovich einen einzigartigen System-Basketball, der Jahr für Jahr mit Draft-Steals bestückt wird und in dieser Konstanz seinesgleichen sucht.


Ein Denkmal hat sich der zweifache Coach of the Year so längst selbst gesetzt, ein Platz in der Hall of Fame ist seit geraumer Zeit für ihn vorbestimmt. Da ist es fast schon unnötig zu erwähnen, dass er seinen Vorgänger als erfolgreichsten Coach der Vereinsgeschichte abgelöst und selbst dessen grandiose 62-Siege-Saison übertroffen hat. Niemand war länger im Amt, niemand weist eine höhere Siegesquote auf, unter keinem anderen Coach gewann die Franchise jemals einen Titel. Eines Tages werden sich die Menschen fragen, ob es die San Antonio Spurs vor Gregg Popovich überhaupt gegeben hat, und man wird es ihnen noch nicht einmal übel nehmen können.



Die Geschichte liebt nur den Sieger



Bob Hill hingegen sollte sich von seiner unrühmlichen Demission nie mehr wirklich erholen. Als Angebote aus der NBA ausblieben, versuchte er sich in der Bronx als College-Trainer und scheiterte fürchterlich. Erst 2006 offerierte ihn mit Seattle wieder eine NBA-Franchise einen Posten als Head Coach, wo er jedoch ebenfalls nicht glücklich werden sollte und bereits nach zwei Spielzeiten ohne Playoffs entlassen wurde.

Auch in diesem Moment meinte es das Schicksal zutiefst ironisch, als es den SuperSonics direkt nach Hills Abgang den zweiten Pick in der Draft 2007 zuloste, der sich später als Kevin Durant herausstellen sollte. Erneut hatte Hill einer Franchise einen veritablen Superstar beschert, ohne davon auch nur ansatzweise profitieren zu können. Endgültig auf dem Abstellgleis der Basketballwelt angekommen, verschlug es ihn zuletzt bis nach Japan und Taiwan.


Blickt man einzig auf die sportliche Bilanz, hat Gregg Popovich zweifelsfrei alles richtig gemacht. Während Bob Hill den Beweis absoluter Championship-Tauglichkeit bis zuletzt schuldig geblieben ist und die defensiven Defizite seiner offensivfreudigen Teams nie wirklich kaschieren konnte, gewannen die San Antonio Spurs unter Popovich vier Meisterschaften. Die wenigsten seiner Mannschaften waren eine ästhetische Offenbarung, doch sie alle waren stets extrem unangenehm zu bespielen, noch schwieriger zu schlagen und ungemein erfolgreich.


Manche Fragen müssen dennoch gestellt werden. War die vorzeitige Entlassung von Bob Hill wirklich gerechtfertigt, oder hätte man ihm noch etwas Zeit geben müssen? Hätte Hill mit den Twin Towers ähnlichen Erfolg gehabt? Würde man ihn heute anders in Erinnerung behalten, wenn er '99 an der Seitenlinie gestanden hätte? Und schließlich: Hätten wir jemals mit der gleichen Ehrfurcht von Gregg Popovich gesprochen und seine ganze Genialität erkannt, wenn er sich den Weg damals nicht freigeputscht hätte?


Ganz egal, wie die Antworten auch ausfallen mögen, an der Wirklichkeit können sie nichts mehr ändern. Ob nun in der Turnhalle der Trinity University oder auf den Rängen des Alamodome: Der Verräter ist der umjubelte Held, das Opfer wird verspottet oder vergessen. Putsche in der NBA zahlen sich aus - vorausgesetzt, man gewinnt anschließend nur häufig genug.

ø 9.9
KOMMENTARE
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LeFab
02.01.2014 | 20:03 Uhr
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LeFab : 
02.01.2014 | 20:03 Uhr
0
LeFab : 
popo ist wohl einer der größten trainer die es je gab. hut ab und das sag ich als dallas fan
5
DieNase
02.01.2014 | 20:32 Uhr
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DieNase : 
02.01.2014 | 20:32 Uhr
0
DieNase : 
ganz starker Blog! Nix auszusetzen, weitermachen!
3
thabomadrid
02.01.2014 | 22:48 Uhr
3
0
02.01.2014 | 22:48 Uhr
0
Überragender Blog mit interessanten Gedankenspielen. Vielen Dank dafür!
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AndOne118
03.01.2014 | 00:50 Uhr
3
0
AndOne118 : 
03.01.2014 | 00:50 Uhr
0
AndOne118 : 
wow, klasse geschrieben. Starker Blog!
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timo6
03.01.2014 | 01:29 Uhr
1
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timo6 : irgendwie bekannt
03.01.2014 | 01:29 Uhr
0
timo6 : irgendwie bekannt
Nett geschrieben, aber irgendwie habe ich das Gefühl die Geschichte so schon gelesen zu haben. In der Five oder in Planet Basketball...
1
Ste
03.01.2014 | 08:58 Uhr
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Ste : 
03.01.2014 | 08:58 Uhr
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Ste : 
@ timo6 | Erst einmal vielen Dank für deine Anmerkung. Eine kleine Bitte hätte ich allerdings: Könntest du vielleicht etwas präzisieren, auf welchen Artikel bzw. welches Buchkapitel du anspielst? In meiner Recherche habe ich nämlich keinen deutschsprachigen Artikel über Bob Hill gefunden, und mich würde nun interessieren, inwiefern beide Texte vergleichbar sind und wie ein anderer Autor diese Geschichte aufgezogen hat. Vielen Dank! (:
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timo6
03.01.2014 | 13:58 Uhr
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timo6 : 
03.01.2014 | 13:58 Uhr
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timo6 : 
@Ste
das kann ich dir jetzt gar nicht so genau sagen. Nur irgendwo habe ich die ganze Geschichte schon mal gelesen. Kann auch in unterschiedlichen Artikeln immer das ein oder andere gestanden haben. Und auf deutsch muss es auch nicht zwingend gewesen sein. Und es ist bestimmt auch schon das ein oder andere Jahr her. Das ganze soll auch kein Vorwurf sein ;)
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Ste
03.01.2014 | 19:41 Uhr
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Ste : 
03.01.2014 | 19:41 Uhr
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Ste : 
@ timo6 | Keine Sorge, so wurde es auch nicht verstanden. Vielen Dank für deine kurzen Ausführungen. (:
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