Einst rar, gehören Berichte von College-Athleten, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten mittlerweile zum Alltag.
25. Januar 2010, nur wenige Wochen nach der Niederlage im Rose Bowl gegen Ohio State stehen Oregon Ducks Quarterback Jeremiah Masoli und Wide Receiver Garrett Embry unter Verdacht des Diebstahls. Während einer Verbindungsfeier sollen die beiden Spieler des Pac-10 Champions zwei MacBooks und eine Gitarre entwendet haben. Masoli, der sich am 15. März 2010 des Diebstahl schuldig bekannte, wurde daraufhin von Ducks Head Coach Chip Kelly für die kommende Saison suspendiert.
Auch der zweite Star der Ducks Freshman Running Back LaMichael James ist mit dem Gesetz in Konflikt geraten und ist für das erste Saisonspiel gesperrt worden. James, der am 15. Februar 2010 während einer Auseinandersetzung seine Freundin mit Gewalt zu Boden riss, wurde zu zehn Tage Gefängnis und 24 Monate auf Bewährung verurteilt.


Jeremiah Masoli und LaMichael James vor Gericht

2. Januar 2010, vier Basketballspieler der University of Tennessee werden von Head Coach Bruce Pearl auf unbestimmte Zeit suspendiert. Darunter Starter und Senior Forward Tyler Smith. Alle vier werden des unerlaubten Waffenbesitzes beschuldigt, die bei einer Verkehrskontrolle festgestellt wurde.
Tennessee die Zweite. Am 13. November 2009 werden drei Footballspieler der Tennessee Volunteers wegen bewaffneten Raubüberfalls in Knoxville Tennessee verhaftet. Polizeiberichten zufolge war einer der drei Verdächtigen während des versuchten Überfalls auf einen Tante Emma Laden in Campusnähe mit University of Tennessee Klamotten bekleidet. Alle drei Spieler wurden für den Rest der Saison suspendiert.
Höhepunkt der Gewalt war der 18. Oktober 2009. Auf dem Campus der University of Connecticut ereignete sich gegen 0:30 Uhr Ortszeit ein folgenschwerer Vorfall. Nach dem Sieg der UConn Huskies über Louisville wurde Huskies Corner Back Jasper Howard nach einer Auseinandersetzung auf einer Studentenparty niedergestochen und erlag wenige Stunden seinen Verletzungen.

Studie belegt Gewalt an US-Univesitäten

Warum setzen so viele College-Spieler ihre Zukunft aufs Spiel? Und warum herrscht so viel Gewalt an amerikanischen Colleges?
Statistiken zufolge begehen College-Sportler jeden zweiten Tag ein Verbrechen. Dabei ist häusliche Gewalt, die am häufigsten vorkommende Art. Wie eine amerikanische Studie, die an 30 Division I Universitäten durchgeführt wurde, belegt, sind College-Athleten für einen von drei Fällen von sexueller Gewalt verantwortlich. Die dreijährige Studie zeigte ebenfall, dass weiße männliche College-Athleten zwar nur 3,3 Prozent der kompletten Studentenschaft ausmachen, dafür aber für 19 Prozent der sexuellen Übergriffe und für 35 Prozent von häuslicher Gewalt verantwortlich sind.
Auf die Frage ob sich das Gewaltproblem im College Football über die Jahr verschlimmert hat, antwortete der kürzlich zurückgetretene Florida State Coach Bobby Bowden: "Ja, es ist definitiv schlimmer. Leider ist das ein Zeichen unserer Zeit. Es ist mittlerweile so schlimm, dass ich glaube unsere Nation braucht einen moralischen Weckruf.

NCAA ergreift Maßnahmen

Die NCAA (National Collegiate Athletic Association) hat versucht mit diversen Sanktionen diesem treiben ein Ende zu setzen. So wurden am Ende der 90er Studentenwohnheime eingeführt, in denen ausschließlich Athleten wohnen. Doch anstatt in die Wohnheime zu ziehen zogen es viele Spieler vor sich eine Off-Campus-Behausung zu suchen.
Ein weiterer Versuch, die Gewalt von College-Athleten in den Griff zu bekommen war das erschweren der Zulassungsvorrausetzungen für den Besuch der Universitäten und die Reduzierung von Stipendien. Nach Statistiken der College Football Association betrug der Anteil von Spielern mit Stipendium im Jahr 2008 nur 54,4 Prozent. Im Vergleich 1978 waren es noch 69,4 Prozent.
Da diese Versuche die Situation zu verbessern kläglich gescheitert sind bleibt wohl nur die Erkenntnis, dass es keine wirkliche Lösung für dieses Problem. Es ist auch kein Problem amerikanischer Studenten, es ist eher ein gesellschaftliches Problem in den USA. Sportler sind in den USA im Gegensatz zu Europa unfehlbar und haben gottesgleichen Status. US-Jugendliche wachsen genau mit dieser heroischen Wahrnehmung auf. Amerikanische High Schools und Colleges sollten ihren Athleten Normen und Werte vermitteln, damit aus ihnen pflichtbewusste Profis und Vorbilder werden. Wie die University of Oregon definieren sich viele amerikanische Universitäten nicht an ihrem akademischen Ruf, sondern wie gut ihre Sportteams abschneiden. Ob das richtig oder falsch ist darf jeder für sich selbst entscheiden. Doch ist es für mich unverständlich, dass hier in Eugene eine neue 200 Millionen Dollar teure Basketball Arena gebaut wird, wo das Basketballteam nicht einmal das Prädikat Mittelmass verdient.

Euer HJ aus Oregon