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21.01.2010 um 21:44 Uhr
Viel geredet aber wenig bewegt
Wenn wir uns an das Fußballjahr 2009 zurück erinnern, fallen uns eine ganze Reihe von Ereignissen ein. Der VfL Wolfsburg wurde zum ersten mal in seiner Geschichte deutscher Fußballmeister, zwei deutsche Juniorenauswahlen (U-17 und U-19) wurden Europameister und haben gezeigt, dass wir tolle Talente in Deutschland haben. Die A-Nationalmannschaft hat sich für die WM 2010 in Südafrika qualifiziert und und und...

Doch ob Fußballfan oder nicht, in diesem Jahr gab es auch einen Moment, der ganz Deutschland, ja sogar ganz Europa, den Atem anhalten ließ. Am 10. November 2009 nahm sich der deutsche Nationalspieler und Kapitän von Hannover 96 auf Grund starker Depressionen das Leben. Er wurde nur 32 Jahre alt. In ganz Deutschland war der Tod Enkes Gesprächsthema Nummer eins, ganz Deutschland trauerte nicht nur um einen starken Torwart, sondern auch um einen Menschen, der nach außen hin so stark zu sein schien, innerlich aber doch sehr gebrechlich war. Einer, dem man als einem der wenigen Fußballer im Profigeschäft, noch Bodenständigkeit und Ehrlichkeit nachsagte.

Der DFB, allen voran Dr. Theo Zwanziger auf der Pressekonferenz des Deutschen Fußballbundes, aber auch viele Medien riefen zu mehr Toleranz seitens der Fans auf. Man müsse die Krankheit Depression als Volkskrankheit anerkennen und Möglichkeiten suchen, um solchen Tragödien, wie sie hier geschah, früh einen Riegel vor zu schieben.

Um es zusammenzufassen kann man sagen, dass in dieser Zeit viel geredet wurde. Man müsse im Umgang mit dieser Krankheit tolleranter sein, im Allgemeinen den Druck von den Spielern nehmen, ihnen die Chance geben, offen mit ihrer Krankheit umzugehen und dennoch den Beruf des "gläsernen" Fußballers weiter ausüben zu können.

Doch bei all der Rederei hat Fußballdeutschland vergessen, den vielen Worten auch Taten folgen zu lassen. Natürlich wurde eine Robert-Enke-Stiftung gegründet. Sicherlich eine Hilfe für Sportler, die unter Depressionen leiden. Doch ist das wirklich alles was wir tun können? War all die Rederei und Schreiberei in den Zeitungen, im Radio oder im Fernsehen umsonst?

Ich möchte zuerst die zweite der beiden Fragen beantworten. Ja, bisher war all das, was wir in den Medien gelesen oder gehört haben zumindest größten Teils umsonst. Denn das eigentliche Ziel, das Volk wach zu rütteln und diese Krankheit zu akzeptieren, als eine Krankheit, die jedem, ob arm oder reich, widerfahren kann, dieses Ziel wurde verfehlt. Nach Enkes Tod sagte ein Mitarbeiter einer großen deutschen Zeitung, man wolle bei sich selbst anfangen und als aller erstes den Druck von den Spielern nehmen, indem man ihre Benotung aus den Bundesligaspielen nicht als so krass darstellt. Wer am Wochenende diese große deutsche Zeitung aufgeschlagen hat, sah bei Hannover 96 nach dem Spiel gegen die Herta aus Berlin nur die Note 6, und zwar hinter jedem Namen.

Aber das ist nur die Spitze des Eisbergs. Mit wenig Stolz müssen wir alle, im Rückblick an die Zeit nach dem Tode Enkes, feststellen, dass nach der einige Tage andauernden Trauer wieder der Alltag eingekehrt ist. Jetzt werden einige Leser sagen, das muss so sein. Muss es auch! Aber Deutschland hat es geschafft, einige Wochen nach Enkes Tod, das Schicksal dieses jungen Mannes einfach so auszublenden. Um es kurz zu fassen: Keiner von uns hat sich nachhaltig Gedanken gemacht, was man tun kann, um so etwas in Zukunft zu verhindern!

Am Wochenende wurde, ebenfalls via der großen deutschen Tageszeitung, auf einem Linienrichter herumgehackt, der, auch meiner Meinung nach offenkundig gestanden, ein Tor für den MSV Duisburg gegeben hat, obwohl es kein Tor war. Natürlich kann man in Zeiten des Wettskandals um die Kuriosität dieses Tores streiten. Doch auch Schiedsrichter sind Sportler. Natürlich müssen Sportler Kritik vertragen können, wird sich der ein oder andere Leser sagen. Das ist vollkommen richtig. Doch jetzt ist die Frage, wo Provokation anfängt und Kritik aufhört. Kritik hört auf, wenn sie nicht mehr einen konstruktiven Vorschlag beinhaltet, es besser zu machen. Hier hörte Kritik auf. Dies ist nur ein Beispiel für eine Situation, die wir nach dem Tode Enkes verhindern wollten.

Wir alle, und jetzt komme ich zu der Antwort auf meine zweite Frage, müssen tolleranter werden. Und damit meine ich nicht nur Fans, die auch zu so einer Tragödie beitragen können, wenn sie Spieler, wie am aktuellsten Beispiels Mario Balotellis, dermaßen unter Druck setzen, dass sie die Kontrolle über sich verlieren. Ich meine ganz besonders die Medien, die zwar in dieser Zeit viel geredet, aber nachhaltig wenig bewegt haben. Daher wünsche ich uns allen in Zukunft, dass wir Fehler im Sport akzeptieren, nobody is perfect, und anfangen konstruktiv Dinge kritisch zu hinterfragen und nicht einfach auf Menschen einpreschen, die täglich ihr Bestes geben, um uns einen fairen und sauberen Sport zu garantieren.
Aufrufe: 1353 | Kommentare: 4 | Bewertungen: 3 | Erstellt:21.01.2010
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Antimadrista92
21.01.2010 | 22:36 Uhr
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21.01.2010 | 22:36 Uhr
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erster
meiner meinung ein guter blog. ich stimme dir eigentlich in so gut wie jedem punkt zu. bei dem thema mit der spielbenotung empfinde ich die note 6 immer noch als (faire) kritik.
warum sollte ein spieler dem in einem spiel nichts gelingt nicht auch dementsprechend bewertet werden. diese note sagt ja nicht, dass der spieler nicht alles gegeben hat. man kann auch bei vollem einsatz misserabel spielen.

aber sonst stimme ich dir, wie gesagt, in jedem punkt überein.
achso, die punktevergabe fehlt noch: 10 P.
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ramsey16
21.01.2010 | 22:43 Uhr
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ramsey16 : 
21.01.2010 | 22:43 Uhr
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ramsey16 : 
stark,stimme dir vollkommen zu!

Triffts genau

10 P
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Fußballfan1992
22.01.2010 | 07:00 Uhr
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22.01.2010 | 07:00 Uhr
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@Antimadrista92

du hast vollkommen recht! Man kann eine 6 verteilen, wenn jemand miserabel gespielt hat. Doch ich habe in meinem Blog ja geschrieben, die Kritik, die man verteilt, sollte auch konstruktiv sein. Die große deutsche Tageszeitung hat jedem Spieler von Hannover, ja sogar den Ersatzspielern, die Note 6 gegeben. Ist das konstruktive Kritik?
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Antimadrista92
22.01.2010 | 14:05 Uhr
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22.01.2010 | 14:05 Uhr
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das ist natürlich keine konstruktive kritik, aber ich habe es ja auch nur im algemeinen gemeint. dass sogar die ersatzspieler eine 6 haben ist doch völliger schwachsinn.
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