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19.10.2011 um 17:26 Uhr
Traumberuf Fußballer?NEIN! Teil1
Seine Spielerkarriere begann zu dem Zeitpunkt, als die deutsche Nationalmannschaft unter Franz Beckenbauer in Rom Weltmeister wurde und endete erst im Dezember 2008. Traditionsvereine wie u.a. der 1.FC Köln, Fortuna Düsseldorf, FC Augsburg, der VfL Bochum und sogar der AC Florenz gehörten zu seinen Arbeitgebern. In der Bundesliga kam der Mittelfeldspieler auf 71 Einsätze, spielte mit dem VfL Bochum sogar im UEFA-Cup und erzielte 8 Tore. In der zweithöchsten deutschen Spielklasse lief Karsten Hutwelker 184-mal auf dem Platz und traf dabei 34-mal ins Schwarze. Nach der endgültigen Überwindung einer Krebskrankheit will Karsten Hutwelker, der bis vor kurzem noch den Wuppertaler SV trainierte, nun seine Trainerkarriere forcieren.
Im Interview äußerst sich der Ex-Profi nun zu seinen Stationen als Spieler, seiner Zeit in Italien, den aktuellen Depressionsfällen diverser Erst- und Zweitligaspieler, aber auch zur aktuellen Situation in der Bundesliga.





Karsten Hutwelker, wobei erwische ich Sie gerade? Als junger Trainer befasst man sich doch sicher mit Spielanalysen, oder?


Fast! Ich mache gerade Hausaufgaben mit meinem Sohn (lachend).

Sie hatten viele Vereine in ihrer Karriere, welche Stationen sind ihnen in guter Erinnerung geblieben, welche Station war die schönste oder beeindruckendste?


Eigentlich ist jede Station in meiner Karriere schön gewesen und hatte etwas Besonderes. Sicherlich ist mein erster Profieinsatz bei Fortuna Düsseldorf speziell hängen geblieben und in meinem Kopf gespeichert. Die UEFA-Cup Teilnahme mit dem VFL Bochum war auch eine ganz tolle Sache. Die Erfahrung beim AC Florenz spielen zu dürfen wird mir niemals einer nehmen können, auch wegen der Stadt, die ich erleben durfte. Eine tolle Erfahrung war auch mein Abschluss in Österreich, wo halt eine ganz andere Mentalität herrscht, was den Fußball angeht. So könnte ich eigentlich von Verein zu Verein gehen. Es waren 20 Jahre, die mir viel gegeben haben und die ich auch als Trainer zurückgeben möchte.


Wie gerade schon erwähnt, waren Sie Profi in Italien! Wie würden Sie die Zeit beim großen AC Florenz in der Rückschau für sich bewerten?

Leider war der Zeitraum viel zu kurz, ich musste nach sehr intensiven 7 Monaten aus privaten Gründen wieder zurück. Jedenfalls wird in Italien der Fußball von den Menschen ganz anders gelebt. Die Tifosi leben den Fußball richtig! Es war eine ganz andere Wertschätzung, die ein Spieler dort erfährt! Man ist z.B. sehr stolz, Spieler zu haben, die sehr viel Geld verdienen. Man ist prinzipiell ganz offen damit umgegangen, jeder wusste wie viel der andere verdient. Das Leistungsprinzip stand im Vordergrund und niemand hat dem anderen einen Groll gehegt, nur weil man einmal nicht gespielt hat. Man hat dann sogar den anderen einfach alles Gute gewünscht und in der Folge selbst an sich gearbeitet, um sich einen Platz in der Startelf zu sichern. Diese Erfahrung hat mich beeindruckt und da ich als Trainer heutzutage alles aus einem anderen Blickwinkel sehe, greife ich darauf auch zurück!


Irgendwie hat es – wenn man ihre Stationen liest -nie gepasst, das Sie in einem Verein länger verweilt haben? Bedauern Sie das … oder nimmt man das eben hin, wie es kommt?

Es war leider so, das zu meinem Karrierebeginn meine Transferrechte 5 Jahre bei Fortuna Düsseldorf lagen. Von dort aus wurden mehrere Leihgeschäfte generiert, bis der VFL Bochum mich dann endgültig verpflichtet hat. Von da an hatte ich langfristige Verträge, aber es hat aus diversen Gründen nicht immer geklappt, Anschlussverträge zu erhalten. Das sportliche hat eben manchmal nicht gepasst, so dass man sich wieder neu orientieren musste.


Wie hilfreich ist es für eine Trainerkarriere, dass man unter so vielen Trainern gespielt hat?

In der jetzigen Situation sehr hilfreich und daher waren die Wechsel durchaus ein positiver Aspekt in meinen Augen. Man erinnert sich gerne an viele Trainer die man hatte, auch an die, wo nicht alles gepasst hat, denn man nimmt trotzdem etwas von den verschiedenen Trainertypen mit. Man hat einen reichhaltigen Schatz an Trainingsmethoden mitgenommen. Wobei herauszustellen ist, das es heute immer wichtiger wird, als Trainer den richtigen Umgang mit der Mannschaft zu pflegen. Da ich viele Trainer-Typen erlebt habe, war es für mich hilfreich, das Beste vom jeweiligen Trainertypus für mich rauszuziehen.

Welcher Trainer hat Sie am meisten beeinflusst … und warum?

Aleksandar Ristic! Mit 17 hat er mich zu den Profis von Fortuna Düsseldorf hochgezogen und mit einem Profivertrag ausgestattet. Unter ihm habe ich eiserne Disziplin kennengelernt und jemanden gehabt, zu dem ich hochschauen konnte. Eine absolute Respektperson, da wurde nichts in Frage gestellt. Natürlich waren die älteren Spieler mal mit einer Einheit unzufrieden, trotzdem hatten alle soviel Respekt vor ihm, das niemand auf die Idee gekommen wäre, zum Präsident zu gehen um zu sagen „Hey das passt alles so nicht, das läuft nicht mehr so toll mit dem Ristic." Trainer hatten damals einfach eine ganz andere Wertschätzung als heute. Aktuell ist es leider so, das die Spieler enorm viel Macht haben und einen Trainer sogar kippen können. Manchmal sogar nur aus persönlichen Animositäten, weil man keinen Stammplatz hat oder ähnliches. Das wäre bei einem Aleksandar Ristic unmöglich gewesen und das begeistert mich noch heute. Natürlich auch seine Persönlichkeit, diese positive Unnahbarkeit, aber auch Freundlichkeit und Ausstrahlung.

Würden sie diesen Trainer als ihr Vorbild bezeichnen? Oder eher einen Trainer wie Mourinho?


So zu sein wie Ristic war, ist teilweise heute nicht mehr zeitgemäß. Man muss viel mehr auf die Spieler persönlich eingehen, aber dennoch auch die Stärken, die einen Ristic ausgezeichnet haben, mitbringen. Mourinho verkörpert scheinbar wohl einen Trainertypus mit einer perfekten Mischung. Die Erfolge geben ihm ja auch recht. Aber da muss jeder Trainer seinen eigenen Weg finden. Von Ristic hab ich sehr viel mitgenommen, aber genauso von Klaus Topmöller und Pietro Vierchowod in meiner Zeit in Florenz. Bei ihm wurde auch großen Wert auf Disziplin gelegt, wobei sich das noch intensiver auf das Taktiktraining bezog. Ich denke, ich habe da, durch die Vielseitigkeit der Trainer, die ich hatte, eine ganz gute Mischung gefunden.

Hier gehts zu Teil 2!
Aufrufe: 7109 | Kommentare: 0 | Bewertungen: 5 | Erstellt:19.10.2011
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