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07.06.2012 um 15:03 Uhr
Torkamera versus Chip im Ball
Am Samstag testete die Fifa beim Spiel England gegen Belgien in Wembley offiziell die Torlinientechnologie Hawk-Eye. Eine Entscheidung über den Einsatz der Torkamera ist noch nicht gefallen. Viel realistischere Chancen auf eine zukünftig dauerhafte Verwendung hat aber das System GoalRef.

Knapp eine Woche vor dem Start der Europameisterschaft prüfte die Fifa erneut das vom Tennis bekannte und erprobte Hawk-Eye. Zuvor war die Torkamera bereits am 16. Mai beim Finale des Hampshire FA Senior Cup zwischen Eastleigh FC und AFC Totton in England eingesetzt worden.
Das zweite aktuell von der Fifa getestete System GoalRef wurde zuletzt in der dänischen Superliga auf seine Tauglichkeit geprüft. Die Ergebnisse beider Testphasen werden vorerst nicht veröffentlicht. Das für Regelfragen zuständige International Football Association Board (IFAB) will bei einer Sitzung am 2. Juli in Kiew über die mögliche Einführung der Torlinientechnik entscheiden.
Die Technik könnte bereits bei der Club-WM in Japan im Dezember und beim Confederations Cup 2013 in Brasilien zum Einsatz kommen. FIFA Generalsekräter Jerome Valcke meint dazu: „Wir wollen das System zur WM 2014 etabliert haben."
Die Fifa scheint bestrebt eine der beiden Assistenzsysteme zukünftig einsetzen zu wollen. Doch welche der beiden so verschiedenen Technologien hat bessere Chancen - der Chip im Ball „GoalRef", oder die Torkamera „Hawk-Eye"?

GoalRef zeigt dem Schiedsrichter auf seiner Uhr die "Tor" an

GoalRef wurde durch eine Zusammenarbeit des gleichnamigen dänischen Unternehmens mit dem deutschen Fraunhofer Institut entwickelt. Das System erzeugt ein schwaches Magnetfeld im Tor. Sobald der Ball, ausgestattet mit einer kleinen elektronischen Vorrichtung, die Torlinie überquert, wird dies durch eine kleinste Veränderung des magnetischen Feldes festgestellt. Die Information »Tor« wird über verschlüsselte Funksignale in Echtzeit an die Schiedsrichter übermittelt und auf ihren Uhren angezeigt.

Der Chip im Ball hat somit viele Vorteile: Es wäre keine Spielunterbrechung notwendig, die wichtigste aller Fragen - „Tor oder nicht Tor" - würde binnen eines Sekundenbruchteils für den Schiedsrichter und seine Assistenten ermittelbar. Wichtig: Der Spielfluss würde beibehalten werden.

Der Chip im Ball ist von allen Herstellern in ihren Bällen einbaubar

Ferner ist GoalRef Ball-Hersteller-unabhängig, die eigenständige und günstige Technologie kann in verschiedene Bälle eingebaut werden, sogar in die kleineren Handbälle. Getestet wurde das System zwar in Zusammenarbeit mit dem dänischen Ausrüster „Select", kann aber von den Branchengrößen Nike, Puma oder Adidas genauso verwendet werden. So können die Ausrüsterverträge der verschiedenen europäischen Ligen bestehen bleiben, es gäbe keine Abhängigkeit von einer einzigen Herstellerfirma, eine Monopolstellung würde verhindert - der Wettbewerb und die Chancengleichheit unter den Hersteller gewahrt werden.

Die Torkamera-Technologie ist wesentlich teurer als der Chip im Ball

Ganz anders funktioniert die Torkamera „Hawk-Eye": Wie beim Tennis werden mehrere Kameras um den Platz angebracht, die die exakte Position des Balles berechnen und die Daten an eine Videosoftware übertragen. Diese errechnet dann ein 3D-Bild. Und genau das ist die Problematik: Das Hawk-Eye bringt zahlreiche offene Fragen und Kontroversen mit sich:

Zum einen stehen hohe Kosten für dieses System im Raum, beim Tennis spricht man von mindestens 50.000 Euro. Nur wer müsste diese Kosten tragen, die Fifa, die nationalen Verbände, oder gar die Vereine? In welchen Stadien würden die teuren Kameras eingebaut werden, fängt man erst bei der Eliteliga an, also in den Stadien der Champions League-Teilnehmer? Oder werden die Kameras gleich in allen ersten und zweiten Ligen europaweit eingeführt? Wäre es überhaupt möglich die Kameratechnologie in jedem Stadion einzubauen, man denke hier an marode Stadien wie sie beispielsweise in Italien häufig zu finden sind.

Welche strittigen Szenen soll das Hawk-Eye wiedergeben?

Auf die Fifa und das International Football Association Board (IFAB) käme eine komplexe Problematik hinzu. Dabei wären die vermeintlich wichtigsten Fragen noch gar nicht gestellt, zumindest aus Sicht der direkt Beteiligten:

Wo wird das errechnete Bild zu sehen sein, auf einem Bildschirm am Spielfeldrand? Wer darf die 3D-Animation betrachten, nur der Schiedsrichter, oder eilen seine Assistenten zur gemeinsamen Entscheidungsfindung auch herbei, ähnlich wie beim American Football? Das Spiel müsste folglich unterbrochen werden, anders ist eine Bewertung des Hawk-Eye-Bildmaterials nicht möglich. Die nächste Kontroverse: Wann würde das Spiel für welche kritische Szene überhaupt angehalten werden? Nur wenn sich die Offiziellen nicht sicher sind ob ein Tor vorlag, oder auch bei strittigen Abseitsentscheidungen? Was ist mit Notbremsen und damit folgenden Sanktionen wie der roten Karte, die ein Spiel ja genauso stark beeinflussen wie ein Tor?

Das Hawk-Eye spricht gegen die bisherigen Werte der Fifa

In den Sportarten, in denen der Videobeweis Einzug erhalten hat, wurde von offizieller Seite Transparenz hergestellt, damit die Entscheidung der Unparteiischen nachvollzogen werden kann. Beim Tennis ist es bekanntlich so, dass alle die umstrittene Szene sehen können, Spieler, Stadionbesucher, TV-Zuschauer.
Dürften Fernsehsender demnach die Szenen also ausstrahlen – und was ist mit den Fans im Stadion, sollten diese die Bilder auf der Anzeigetafel sehen dürfen? Genau davor warnte der Chef des walisischen Fußballverbandes, Jonathan Ford: „Es würde zu gefährlichen Situation führen, wenn es im Stadion gezeigt würde." Ford hat genauso einen Sitz im IFAB wie sein Kollege Alex Horne, der Generalsekretär des englischen Fußballverbands FA. Dieser meinte, die Torentscheidung müsse ein „komplett privater Moment" für den Schiedsrichter sein. Bekanntlich wehrt sich die Fifa seit Jahren gegen Unterbrechungen im Fußball, mit dem Hawk-Eye-System wären diese jedoch unvermeidbar.
Das Hawk-Eye würde den Geist des Fußballs somit entscheidend verändern, es wäre die Einführung des TV-Beweises und ein kompletter Widerspruch zur bisherigen Haltung der Fifa-Offiziellen. Am 2. Juli spricht somit einiges für die Torlinientechnologie GoalRef.

Aufrufe: 5445 | Kommentare: 7 | Bewertungen: 12 | Erstellt:07.06.2012
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KOMMENTARE
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Tohdi
08.06.2012 | 16:19 Uhr
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Tohdi : 
08.06.2012 | 16:19 Uhr
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Tohdi : 
Sehr informativer Blog über ein äußerst spannendes Thema. Habe ihn sehr gern gelesen - ich freue mich jederzeit über einen Anschluss-Blog!
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EgilSkallagrimsson
08.06.2012 | 16:41 Uhr
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08.06.2012 | 16:41 Uhr
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guter Blog!
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Alex_T
08.06.2012 | 16:48 Uhr
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Alex_T : 
08.06.2012 | 16:48 Uhr
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Alex_T : 
danke für's Feedback :)
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cosza8787
08.06.2012 | 19:01 Uhr
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cosza8787 : oooh
08.06.2012 | 19:01 Uhr
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cosza8787 : oooh
die Fifa wagt Schritte aus der Steinzeit...
Guter Blog
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hsv_in_portugal
09.06.2012 | 05:06 Uhr
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09.06.2012 | 05:06 Uhr
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sehr interessanter blog, vielen dank für die info
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orient
12.06.2012 | 16:09 Uhr
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orient : 
12.06.2012 | 16:09 Uhr
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orient : 
+GoalRef
-Hawk-Eye
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endzone
06.07.2012 | 16:22 Uhr
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endzone : Schmarrn
06.07.2012 | 16:22 Uhr
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endzone : Schmarrn
Sorry aber das ist doch Schmarrn!!

1) Beim Hawkeye kann (genauso wie beim Chip im Ball) am Computer eine Entscheidung gefällt werden, ob der Ball im Tor war oder nicht. Diese Entscheidung kann innerhalb von Millisekunden an die Uhr des Schiedsrichters übermittelt werden. Es ist absolut NICHT notwendig, das die Bilder angezeigt oder angeschaut werden. Ist doch beim Tennis genauso, das Hawkeye pfeift hier laut wenn der Ball aus war beim Aufschlag!!

2) Beim Chip im Ball kann (genauso wie beim Hawkeye) eine die 3D Position des Balls im Umfeld des Tors berechnet und selbstverständlich auf grafisch dargestellt werden. Es wäre also beim Chip im Ball genauso möglich, dem Zuschauer eine Animation des Flugverhaltens zu zeigen. Nur wird einfach bisher darauf verzichtet und lediglich dem Schiri signalisiert, ob der Ball drin war oder nicht.

Beide Ideen sind also auf gleiche Weise umsetzbar: Mit automatischer Nachricht an den Schiri + optionale 3D Animation für die Zuschauer!

Der einzige wirkliche Unterschied ist die verwendete Technologie: Magnetfeld gegen (Hochgeschwindigkeits-)Videokamera. Beim Magnetfeld muss der Rasen aufgebuddelt werden, das Tor und der Ball mit Sensoren ausgerüstet werden. Beim Hawkeye müssen die Kameras installiert werden. Das sollte sich von den Kosten her nicht sooo viel nehmen.

Was passiert allerdings, wenn der Körper des Torhüters, der Abwehrspieler und des Angreifers die freie Sicht auf den Ball verdecken? Dann ist Hawkeye machtlos, bzw kann nicht 100% sicher entscheiden, wohingegen der Chip im Ball per Magnetfeld immernoch sicher entscheiden kann. Klarer und einziger Vorteil des Chips!
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