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Von: XanKriegor
26.06.2014 | 1376 Aufrufe | 1 Kommentare | 0 Bewertungen Ø 0.0
Deutschland bei der WM 2014 und darüber hinaus
Titel oder nix
Entweder es gibt in absehbarer Zeit mehr als zweite und dritte Plätze, oder es werden Veränderungen fällig sein.

Die ersten beiden Spiele der deutschen Mannschaft bei dieser WM in Brasilien sind mittlerweile absolviert. Auch wenn das zweite Spiel gegen zugegebenermaßen starke Ghanaer nicht wirklich glorreich ausfiel, ist dennoch die Euphorie hierzulande ungebrochen. Es gab sicherlich im Vorfeld des Turniers einige Aufreger, wie beispielsweise die Tatsache, dass Löw nur einen echten Stürmer dabei hat, der dazu auch noch bereits im Spätherbst seiner Karriere ist (auch wenn natürlich durchaus noch Qualitäten vorhanden sind). Darüber hinaus fehlt mit Marco Reus ein entscheidender Offensivspieler und viele andere Spieler waren lange verletzt und sind noch nicht bei den berühmten 100% oder gar nicht erst im Kader, namentlich wären da Schweinsteiger, Khedira, Neuer und Lahm und Gündogan und Gomez zu nennen. Doch all diese Probleme haben hierzulande und international nicht zu einer Veränderung der Wahrnehmung geführt: Deutschland ist nach wie vor einer der Favoriten. Und seit Spiel 1 dieser Vorrunde, in dem Portugal klar und deutlich besiegt wurde, hat sich diese Position noch verstärkt. Das Spiel gegen Ghana wird dabei gerne außer Acht gelassen, Kategorie Ausrutscher.

Für mich gehört Deutschland seit geraumer Zeit nicht zu den Favoriten. Genauer gesagt, seit dem Ausscheiden gegen Italien im Halbfinale der EM 2012. Damals vor zwei Jahren kamen nicht nur in mir sondern in Gesamtdeutschland Zweifel auf, ob in der gegenwärtigen Konstellation beim DFB jemals irgendetwas Zählbares bei großen Turnieren herausspringen würde. Aus irgendwelchen Gründen sind diese Zweifel aber wohl bei einem Großteil der Menschen wieder verflogen. Bei mir sind sie geblieben. Ich gehe nicht davon aus, dass Deutschland unter Joachim Löw als Bundestrainer je einen Titel gewinnen wird. Bei dieser WM kann ich es ihm noch verzeihen, da er wirklich mit Problemen zu kämpfen hat, da wichtige Spieler ausfallen. Hätte er den bestmöglichen Kader und wirklich absolut jeden Spieler zur Verfügung, der für Deutschland spielen darf, könnte ich ihm diese großzügige Gnade bereits dieses Jahr nicht zukommen lassen.

Das Problem allerdings ist, dass ich davon ausgehe, dass auch bei den nächsten Turnieren nichts herausspringen wird. Es wird in schöner Regelmäßigkeit im Halbfinale oder sogar erst im Endspiel Schluss sein. Andere europäische Teams sind mitunter irgendwie kälter und humorloser als Deutschland in den entscheidenden Spielen. Bei der letzten EM war das Italien, davor mehrfach Spanien. Diese beiden können es bei diesem Turnier nicht mehr sein, die Deutschland den Hals brechen. Irgendeine andere Mannschaft wird aber wieder auftauchen und dies tun. Am Ende steht dann wieder der dritte Platz für uns zu Buche und alle hier freuen sich ob dieses "Erfolges". Man habe ein schönes Turnier gespielt, man habe viel Spaß gehabt; so werden die Aussagen des Trainerstabs und der Verantwortlichen nach der WM lauten. Und die der Fans in ganz Deutschland. Alle werden wieder absolut zufrieden sein und der DFB wird seinen Vertrag mit Löw um zwei Jahre verlängern, damit Deutschland beim nächsten Turnier ebenfalls als Favorit startet und am Ende Zweiter wird.

Ich sage euch mal etwas: dieses ewige hauchzarte Verpassen des Pokals geht mir extrem auf die Nerven. Ich will Titel sehen; und für mich ist der Goldene Schuh des Toptorjägers kein Titel, auch wenn ich Herrn Müller dazu herzlichst gratuliere. Auch Silber- oder Bronzemedaillen sind keine Titel. Ich persönlich sehe es eher wie Matthias Sammer, der diese Ansicht auch schon seit Jahren predigt und allen hierzulande regelmäßig ins Gewissen redet, die sich nach einem dritten Platz die Hoden beziehungsweise die Eierstöcke kraulen.

Deutschland hat so viele hervorragende Spieler. Es ist keine Kunst, mit diesem Kader (auch dem aktuellen) ein Halbfinale einer WM oder EM zu erreichen. Das würde mit solchen Spielern höchstwahrscheinlich meine Großmutter väterlicherseits schaffen, deren Fußballwissen vor vierzig Jahren mit Franz Beckenbauer aufhört. Die Kunst besteht darin, aus diesen Spielern ein so gutes Team zu formen und ihnen eine so gute und passende Taktik zu verabreichen, dass der Titel gewonnen wird.

Joachim Löw hatte für ein solches Unterfangen bereits mehrere Anläufe. Ich bin sogar bereit, die Jahre 2008 und 2010 noch nicht zu werten, da die Mannschaft damals noch anders war als heute und einige entscheidende Spieler noch nicht mit von der Partie waren. Aber seit 2012 ist es absolut gerechtfertigt, dass wir Zuschauer und Fans den Titel wollen. Die Mannschaft hatte nunmehr über drei Jahre Zeit zu reifen und vom Trainerstab bearbeitet und geformt zu werden. Nun ist es an der Zeit, dass dies endlich Früchte trägt.

Dass es dieses Mal wahrscheinlich nicht klappen wird, habe ich als Schicksal schon akzeptiert. Und ich schreibe es auch nicht Löw allein zu; er hat zugegebenermaßen auch Pech gehabt. Aber 2016 würde ich es persönlich nehmen, wenn er es wieder nicht schafft. Und da ich davon ausgehe, dass Löw im entscheidenden Spiel wieder einen Fehler macht und sich wieder vercoacht, bin ich mir nicht sicher, ob ich ihn weiter als Trainer der Nationalmannschaft sehen will. Das Problem hierbei ist allerdings, dass er wohl nicht von selbst gehen wird, außer es ereilt uns ein Vorrundenaus, was ich aber für äußerst unwahrscheinlich halte. Außerdem wird er auch nicht vom DFB entlassen werden, weil die ihn einerseits sehr schätzen und sich wohl auch immer noch verpflichtet fühlen, da unter Löws Regie aus Rumpelfüßlern eine spielstarke und attraktiv spielende Mannschaft geworden ist. Dass es mittlerweile nach diesem Umbruch Zeit für den nächsten Schritt - und damit einen Titel - geworden ist, scheint man zu ignorieren. Diese Problematik finde ich sehr schade, da ich überzeugt bin, dass die Mannschaft mit einem neuen Trainer, und natürlich komplett neuem Stab, in der Lage wäre, diesen Schritt zu gehen, oder besser gesagt: diesen Schritt gegangen zu werden.

Es gibt einige Trainer, die ich mir in dieser Funktion durchaus vorstellen könnte. Allerdings sind alle diese Varianten unwahrscheinlich bis utopisch. Thomas Tuchel und Jürgen Klopp sind beide noch zu jung und werden noch einige Jahre im Tagesgeschäft des Klubfußballs verbringen wollen. Jupp Heynckes hingegen ist leider zu alt, hat seinen Rücktritt ja schon vollzogen und wird wohl keine Lust haben, sich nochmals ins Trainergeschäft zu begeben, auch wenn es mit weniger Arbeit verbunden wäre als im Vereinsfußball. Auch Ottmar Hitzfeld ist zu alt; bei ihm denke ich nicht, dass er noch den absoluten Biss und Willen hat, eine Mannschaft zu führen. Vor einigen Jahren hätte ich ihn aber als Ideallösung betrachtet. Eine ebenfalls gute Lösung wäre Matthias Sammer. Der hat sein Trainergeschick bereits bei Dortmund und Stuttgart unter Beweis gestellt und ist mental wohl mit Abstand am besten geeignet, Titel zu holen. Leider ist er aufgrund seines Engagements bei den Bayern - die vor einiger Zeit keine Lust mehr auf verlorene Finals oder Halbfinals hatten - nicht verfügbar. Es gibt auf jeden Fall noch einige andere Kandidaten, bei denen ich mit mir reden ließe.

Allerdings bin ich nicht sicher, ob diese Stelle in absehbarer Zeit überhaupt zu vergeben ist. Ich würde es mir wünschen, dass Löw endlich abgesetzt wird, denn ich will Pokale sehen. Über kurz oder lang wird Deutschland natürlich wieder einen gewinnen, allerdings würde ich mir wünschen, wenn dies eher kurz- denn langfristig der Fall wäre. Zumal die Generation um Schweinsteiger und Lahm auch nicht mehr allzu viele Turniere auf Nationalmannschaftsebene erleben wird. Nach dem erst vor Kurzem in Erfüllung gegangenen Wunsch nach der Champions League wäre es doch schade, wenn diese Spieler mit ihrer Nationalmannschaft nichts gewinnen würden.

KOMMENTARE
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Maxi_FCB
26.06.2014 | 14:16 Uhr
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Maxi_FCB : 
26.06.2014 | 14:16 Uhr
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Maxi_FCB : 
Mit solchen Äußerungen, wie "die sich nach einem dritten Platz die Hoden beziehungsweise die Eierstöcke kraulen." oder "Das würde mit solchen Spielern höchstwahrscheinlich meine Großmutter väterlicherseits schaffen" disqualifizierst du dich doch schon selbst.
Anfangs dachte ich, "naja sprachlich geht das doch schonmal gut los", doch vor allem im Mittelteil, ist das sprachlich ziemlich primitiv. Keiner will was von Hoden oder Eierstöcken lesen.

Inhaltlich will ich garnicht viel sagen und verweise auf meinen einige Wochen alten Blog (http://www.spox.com/myspox/group-blogdetail/Angezaehlt,210092.html), der erstaunlicherweise ziemlich gut als Gegendarstellung zu deinem passt.

Generell ist es mal wieder entlarvend, wie schnell die Stimmung mit einem Spiel gekippt ist. Wurde nach dem Portugal-Spiel himmelhoch gejauchzt, ist jetzt schon wieder alles in Tristesse verfallen.
Dabei fand ich das Ghana-Spiel garnicht so ernüchternd. Im Brutkasten von Fortaleza gegen eine physisch stärkere Mannschaft mitzuhalten, wenn nicht gar einen winzigen Ticken besser zu sein, empfinde ich nicht als übermäßig dramatisch.
Dass das dem deutschen Selbstverständnis, wonach man ja locker mit 3 Siegen durch die Gruppe marschieren müsse, widerspricht, ist klar. Aber vielleicht muss man da auch eher mal den angelegten Maßstab überdenken. Kein Top-Team konnte bis dato in drei Spielen überzeugen. Was sagt uns das? Kirche im Dorf lassen. Südamerika scheint ein schweres Terrain zu sein. Im Vergleich zu anderen europäischen Nationen zieht man sich aber doch ganz achtbar aus der Affäre.

Ich habe aber auch keine Illusionen, dass das Spiel gegen die USA ein leichtes sein wird. Die sind physisch und athletisch nicht viel schwächer als die Ghanaer. Überstehen wir diese Gruppe wird's weit gehen. Ich sehe den Titelgewinn aber auch nicht als conditio-sine-qua-non für meine Zufriedenheit mit dem deutschen Auftreten an.
Die Gruppe muss man allerdings schon überstehen, insofern gehe ich d'accord mit dir.
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