Warning: Dieser Text beinhaltet maßlose Übertreibung, Ironie und Schadenfreude. Alle in diesem Text vorkommenden Personen sind nicht erfunden und das Geschriebene bezieht sich auf tatsächliche Wahrheiten (wenn auch wie gesagt mit Übertreibung). Lesen auf eigene Gefahr, Rumgeheule oder Morddrohungen ausdrücklich nicht erwünscht.

Es ist Freitag, der 10.9.2010, 20:30. Nichts böses ahnend schalte ich ein, zum Topspiel unter Flutlicht, Hoffenheim gegen Schalke, Tabellenführer gegen selbsternannter Meisterschaftsanwärter, Jugendkonzept gegen Startruppe. Was folgt? Das lustigste weil irgendwie traurigste Spiel der bisherigen Saison oder auch einfach: Slapstick!

Was war das für eine Partie? Gerade eben ist sie vorbei gegangen, Hoffenheim hat sich gegen einen Topkandidaten auf die Meisterschaft weitere 3 Punkte erlümmelt. Und wie!!! Aber alles der Reihe nach.

Es war eine Werbung für die Bundesliga, wie sie ein Marketingexperte nicht besser hätte planen können. "Deutschland: Da wo die Abwehr noch Räume lässt" oder auch "Bundesliga: Wo Fehler gleich Spaß bedeuten". Denn davon lebte dieses scheinbar doch gar nicht so lahme Spiel: Von Fehlern. Und, gerade in Halbzeit eins, nur davon. Es war schon faszinierend anzusehen, wie beide Teams sich in das Spiel tasteten. Der Plan? Schlage einen fast unerreichbar langen Ball in die Hälfte des Gegners und schau was passiert. Das davon natürlich gefühlte 97% im Seiten- oder Toraus landeten, egal. Zumindest musste der Zuschauer das glauben, denn dieses Prinzip hielt immerhin volle 45 Minuten durch. Was aber noch schöner war: Die Abwehrreihen.

Jaja, Metzelder-Bashing ist voll lame und so. Aber mal im Ernst, hat irgendwer schonmal eine schlechtere Leistung gesehen? Nein, Niedermeier war vor 2 Wochen noch ein kleines Stück besser, der hat nämlich wenigstens versucht, etwas zu retten. Außerdem kamen seine Pässe über 3 Meter noch an... anders als Metzes. Seine Berufung zum Rechtsverteidiger ist auch allerhöchstens dadurch zu erklären, dass Magath die Aufstellungstafel hinfiel und Metze plötzlich nach rechts geschoben war. Aber seis drum, ist wirklich lahm, dieses Thema.

Und darum soll es ja auch gar nicht gehen, eigentlich geht es ja immer nur um das große Ganze, um die Viererkette, um Defensivverhalten. Und da sind Topsspieler wie Sarpei ja zum Beispiel auch integriert. Und der war ja nun nicht so schlecht. Außer der Tatsache natürlich, dass er in der ersten Halbzeit nur 4% seiner Zweikämpfe gewann. Aber am Gegentor hatte er keine Schuld, also, Kopf hoch. Und sowieso, Schalke hatte ja noch einen neuen Superstar geholt, den Mann, der alle Probleme lösen sollte, den Mann, der selbst die einfachsten Dinge schwer aussehen lässt. Wer? Plestan natürlich! Und der war gut. Sehr gut sogar! Sein Ansatz beim Verteidigen war dem jedes anderen Verteidigers dieser Welt komplett überlegen und im Endeffekt auch noch effektiv: Lasse Ibisevic so viel Raum wie möglich. Warum das gut ist? Als Stürmer darf man ja nicht soviel denken und Ibisevic hatte so einfach immer viel zu viel Zeit, die er wahlweise damit verbrachte Schalker Ersatzspieler abzuschießen oder eben auch Neuer. Rechts? Links? Nein Mann, Neuer! Und fast hätte er damit noch ein Tor geschossen, aber nur, weil Neuer sich revangierte und den Ball auf ihn zurückprallen ließ. Insgesamt präsentierte sich die Schalker Defensive also etwa so sicher wie man davon ausgehen kann, dass Andrea Kaiser auf Grund ihrer Qualifikation zur Feldreporterin wurde.

Die Offensive:
In der Offensive bei Schalke dagegen echte Klasse. Weltstar Raul, Oranje-Star Huntelaar und der von seiner Technik und Beweglichkeit stark an Ex-Schalke-Ikone Edi Glieder erinnernde Edu. Und letzterer ackerte richtig und zeigte sogar ganz neue Tricks. Zuerst war es mit rechts den Ball vorbeilegen, vorbeiziehen und vielleicht sogar noch mit links reingeben. Hätte fast vorzüglich geklappt, als der Hunter knapp verfehlte, nachdem Simunic mit purer Klasse neben den Ball getreten hatte und damit Plestans Verteidigungsansatz kopierte. Später jedoch wurde Edu noch einfallsreicher, er veränderte seinen Trick: Mit rechts vorbeilegen und in Beck fallen. Hat er 3mal gemacht, der Edu. Hat irgendwie nichts gebracht, aber sah witzig aus. Raul holte viele Bälle aus dem Mittelfeld, was gut von ihm war, jedoch auch viel über die Leistung des selbigen aussagt. Und der Hunter? Naja, der war irgendwie ziemlich verloren da vorne. Wird schon, Klaas-Jan!

Das 1:0
Es war das Sinnbild von Halbzeit 1. Ein Tor, so unfassbar einfach, dass man es nicht nicht machen kann. Kurze Ecke , Raul lässt den Weis erstmal laufen, Flanke Beck, Chaos Schalke, Eisern Isaac, Tor. Ja. So gehts gegen diese Abwehr. Um das Chaos mal ein wenig aufzudröseln und es zu erklären (verstehen geht nicht): In dem Moment, als die Flanke kam, waren 3 Mann bei Simunic, Rakitic guckte sich diesen ungleichen Kampf in aller Ruhe von schräg hinter Vorsah an und dachte nicht daran, diesen zu decken, Metzelder wollte am liebsten nicht da sein, wo der Ball ist... und Tor. Kein Mann am kurzen Pfosten, hätte Neuer einen hinstellen müssen? Nach genauer Betrachtung der Schalker Defensivleistung wäre das sinnlos gewesen, den hätte "wer auch immer" eh nicht von der Linie geholt. Es war durchaus sinnvoller, einen Konterspieler mehr vorne zu haben. Überhaupt, Neuer war klar bester Mann bei Schalke: Viele Gegentore verhindert, beste Passquote der Schalker, einziger Spieler der auch wollte. Es wäre verfrohren ihn zu beschuldigen.

Und Hoffenheim? Die waren auch nicht wirklich gut. Gerade die Abwehr, die aber immerhin solide spielte, wurde bei Pressing schnell nervös und suchte Spitzenspieler Tom Starke vermehrt. Gegen einen Gegner mit Plan hätte das allerdings auch anders ausgehen können. Beweis für die teils katastrophale Zuordnung sei mal der Kopfball von Huntelaar, vollkommen freistehend, den Tom Starke großartig entschärfte. Und auch Hoffenheim verlor hinten gerne mal den Ball, aber ist ja nichts passiert, für solche Fälle gibts immer noch Edu.

Halbzeit 2:
Die Geschichte der zweiten Hälfte ist eigentlich schnell erzählt. Mit Metzelder und Edu ging auch das Chaos ein Stück weit, das Spiel wurde sicherer und es gab echte Kombinationen zu sehen. Manchmal. Aber besser als Halbzeit 1. Erwähnt sei noch das 2:0 und der unschlagbare Beweis dafür, dass es sich lohnen kann den Gegner vor dessen Strafraum zu treten. So wie Rudy Jones. Passte zum Spiel. Und ach ja, Sarpeis völlig natürliche Bewegung mit dem Knie zu Vukevics Hoden, 74. Minute.

Der Ausblick:
Magath wird sein wie immer: Souverän. Die spielerischen Defizite seiner Mannschaft, gerade im Passspiel, kann man bestimmt mit Treppenläufen und Medizinbällen beheben. Und nach dem Spiel gegen Lyon immer noch. Und nach Dortmund immer noch. Außerdem ist das Ergebnis egal, es geht ums richtige System. Und da zeigt sich: Nach 1:2 und 1:2 jetzt 0:2. Stark.

Rangnick wird den Sieg seiner Jugendabteilung feiern. Kann er auch. Vukevic wurde eingewechselt!