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07.04.2014 | 1687 Aufrufe | 2 Kommentare | 0 Bewertungen Ø 0.0
Von A- und B-Teams im Davis Cup
Sieg ist Sieg und Niederlage...
Ein Plädoyer für mehr Pragmatismus im deutschen Tennis.

Normalerweise hat Sport-Deutschland etwas gegen Niederlagen, letztens hatten wir aber sogar etwas gegen Sieger. Deutschland gewinnt im Davis Cup 4:1 gegen Spanien und niemand ist zufrieden, das deutsche Tennis steht am Abgrund. Grund: Eher mehr als weniger verletzte Spieler sind nicht zum abschließenden, unbedeutenden Einzel angetreten und das vor zahlenden Zuschauern! Das geht nicht! Wir sind hier ja nicht bei einem ernsthaften Sportwettbewerb, sondern bei einem Event, schließlich habe ich es ja auch noch nicht erlebt, dass das Phantom der Oper mal nicht aufgeführt wird, auch wenn ich dafür sogar mal zahlen würde. So zum Spaß...

Zurück zum Ernsthaften: Weil man natürlich nichts mehr mit dem Verbrecher-Sieger-Team vom letzten Mal zu tun haben wollte, trat Deutschland diesmal in Frankreich mit einem B-Team an. Und verlor nach durchaus beachtlicher Leistung. Was ist jetzt anders? Die Verlierer werden wie Helden gefeiert und auf die Sieger von gestern wird weiter genüßlich eingetreten. Keiner braucht Kohlschreiber! Der hat in dem Team nichts mehr zu suchen! Mayer war schon immer unbeliebt, eben kein Winner-Typ oder so... Haas wird bei Kritik häufig immer noch außen vor gelassen, wahrscheinlich eine vorweggenommene Ehrung für sein Lebenswerk.

Halle versus Fernseher

Angefangen hat das ganze Theater mit den Unmutsbekundungen zahlender Davis Cup-Besucher. Aber warum gibt man einer solchen Minderheit so eine Macht? Ich muss gestehen, ich habe eine andere Beobachtungsposition eingenommen und verfolge solche Spiele aus sicherer Distanz übers Fernsehen. Viele werden jetzt vielleicht sagen, dass da das Feeling fehlt, man ist doch gar nicht nah dabei! Aber dafür fehlt mir jetzt auch etwas ganz anderes, die blinde Entrüstung und Wut vieler Eventler. Für mich ist das Spanien-Wochenende perfekt verlaufen, ich habe hochklassiges Tennis mit dem besseren Ende für mein favorisiertes Team gesehen und als die letzte Partie nicht mehr gespielt wurde, konnte ich einfach umschalten und mich weiter über den Sieg freuen. Vielleicht war ich mit meiner Zufriedenheit auch in der Minderheit, aber im Gegensatz zu der anderen wütenden Minderheit wurde meine Position nicht öffentlich präsentiert und medial nachbereitet. Wahrscheinlich habe ich aber einfach nicht ins gewünschte Bild gepasst, Skandale verkaufen sich immer besser. Jetzt habe ich zwei Minderheiten betrachtet, was macht eigentlich die in Demokratien so beachtete Mehrheit? Sie interessiert sich nicht für Tennis, eigentlich schade, weil es sich dabei um einen schönen Sport handelt, aber es hat auch seine gute Seite, so hat die Mehrheit wenigstens auch keinen Bock auf dieses endlose mediale Theater gahabt.

Mehr Pragmatismus!

Für die Davis Cup-Zukunft wünsche ich mir mehr Pragmatismus und weniger Verbohrtheit. Damit es auch wieder richtige Helden geben kann, solche die wirklich gewinnen. Und dieser Pragmatismus lehrt mich, dass dieses Theater wenigsten ein Gutes hatte: Das Debüt von Peter Gojowczyk! Nach seinem starken Start ins neue Tennisjahr hatte ich mir seine Nominierung eigentlich schon für den berüchtigten Auftritt gegen Spanien gewünscht. Solche Spieler brauchen wir, egal ob er außerhalb der Top 100 steht oder schon 24 ist. Der Junge kann Tennis spielen und ist darüberhinaus auch noch mit Leidenschaft dabei. Die perfekte Kombination. Aber auch wenn ein Spieler mal nicht mit der vollen Leidenschaft dabei ist, so begrüße ich seine Nominierung, solange er denn überdurchschnittlich gut Tennis spielen kann. Und dies möchte ich als Plädoyer für Kohlschreiber verstanden wissen, selbst wenn er nicht immer alle drei Spiele bestreiten möchte, so wären doch seine Qualitäten am Wochendende gegen Frankreich dem Team zugutegekommen - und wenn es nur im Doppel gewesen wäre. Wir hätten ungleich höhere Siegchancen gehabt. Da spielt es dann im Leistungssport auch keine Rolle mehr, wie sein Charakter in der Mannschaft ankommt, schließlich ist das Ziel ja ein Titel und nicht eine Heizdecke auf einer harmonischen Kaffeefahrt. Wenn Kohlschreiber lieber ein Einzelgänger ist, so soll es ihm freistehen dies auszuleben, zumindest solange er Siege einfährt. Pragmatismus eben. Und den drei Teamkollegen wird er in der Woche auch nicht so auf den Geist gehen können, die haben ja immerhin noch sich. Wer schon mal Teil einer Sportmannschaft war, wird wissen, dass man sich nicht immer mit jedem optimal verstanden hat, aber das auf dem Platz dann überhaupt keine Rolle mehr spielt.

Haas und seine Knochen

Zu dem Argument, Haas habe immer die geschundenen Knochen für Deutschland hingehalten. Nein, das hat er auch nicht immer, lange Zeit hat er jede Nominierung abgelehnt, um sich besser auf die Tour-Erfolge konzentrieren zu können, Davis Cup als zusätzliche Belastung war ihm zu viel. Eine legitime Einstellung, die ich in keinster Weise kritisieren möchte, er hat ja in der Tat auch viel für das deutsche Tennis getan. Aber in der Phase als Haas nicht zur Verfügung stand, war Kohlschreiber derjenige, der für die Punkte sorgen musste und dabei auch beachtliche Leistungen vollbrachte, die heute schnell vergessen werden. Wie war das denn damals bei der großen Hitzeschlacht von Marbella, die Experte Kiefer immer wieder als seine härteste Davis Cup-Partie bezeichnet...Kiefer verlor damals zusammen mit Mischa Zverev das Doppel, mehr oder weniger chancenlos, Kohlschreiber war hingegen im Einzel erfolgreich gegen Robredo (gegen den er vorher noch bei den French Open unterlegen war) und Verdasco (in einem epischen 5-Satz-Match). Zu guter Letzt lässt sich noch anfügen, dass Roger Federer in der Schweiz auch mit offenen Armen empfangen wurde, nachdem er lange Jahre nicht bereit war im Davis Cup zu spielen...

KOMMENTARE
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centercourt89
08.04.2014 | 18:12 Uhr
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08.04.2014 | 18:12 Uhr
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Gut geschriebener Blog, der es sich meiner Ansicht nach aber viel zu einfach macht.

Von "Eher mehr als weniger verletzten Spielern" kann keine Rede sein. Alle drei waren fit und hätten spielen können. Sonst hätten sie sich ja nicht auf das Streichholz ziehen eingelassen.

Dass man überhaupt Streichhölzer ziehen lässt um zu entscheiden wer noch spielen muss ist ansich schon ein Wahnsinn. Dass sich Kohlschreiber dann weigerte, nachdem er sozusagen die Niete gezogen hatte, ist eine bodenlose Unverschämtheit dem Captain gegenüber.

Das wäre wie wenn sich ein Thomas Müller oder ein Mario Götze weigern würden sich einwechseln zu lassen, nur weil die Partie beim Stand von 3:0 schon entschieden ist. Guardiola würde sie selbstverständlich sofort suspendieren, und Arriens hatte da gar keine andere Wahl.

Es geht doch nicht um "Unmutsbekundungen einer kleinen Minderheit", sondern um grundlegende Fragen nach Respekt und Wertschätzung gegenüber dem Davis-Cup Captain und dem Davis-Cup ansich.

Dass da eine Minderheit in der Halle für eine Suspendierung Kohlschreiber gesorgt hätte ist absoluter Blödsinn. So einig wie hinsichtlich der Tatsache, dass so ein Verhalten absolut nicht geduldet werden kann, waren sich die Landesverbände wohl noch nie.
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Objektneutral
09.04.2014 | 13:09 Uhr
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09.04.2014 | 13:09 Uhr
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Danke für deine Meinung und den Kommentar! Zu den Punkten: Wer weiß, ob die kolportierte Story mit den Streichhölzern stimmt, würde allgemein einen lächerlichen Eindruck machen, wenn da erwachsene Leute anfangen Kinderspielchen aufzuführen, kann man höchstens mit dem Siegestaumel erklären, kann auch sein, dass alle drei unter massiven körperlichen Problemen in der Lage gewesen wären ein kurzes Spiel zu spielen, aber ist das denn sinnvoll, soll man das riskieren? Keiner der drei ist gesundheitlich bis zu diesem Zeitpunkt wieder auf einen grünen Zweig gekommen. Das sagt, denke ich, schon viel.

Müller und Götze sind in einer ganz anderen Position! Sie gehören einem Verein, bekommen Geld für eine Dienstleistung, das letzte Mal, dass im Davis Cup richtige Millionen gezahlt wurden, damit jemand spielt, war bei Becker und Stich und darunter leidet der DTB ja immer noch!!!!!!!

Nein, die Minderheit hat nicht für die Suspendierung gesorgt, die ist ja noch gar nicht offiziell erfolgt, sondern sie hat es zu einem medialen Thema gemacht. Und Respekt und Wertschätzung muss aus meiner Sicht kein Spieler dem Kapitän entgegen bringen, solange seine Leistung stimmt, das ist ja mein ein wenig provokanter Ansatz.
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