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30.09.2011 um 14:43 Uhr
Mit Chip im Schuh gegen Messi


Weiterentwickelte Materialien, extravagante Farben, überarbeitete Stollen-Formation: Die Sportartikelhersteller unterziehen den Fußballschuh einem fortwährenden Facelifting. Wo früher schwarzes Leder war, ist heute oftmals bunter Kunststoff. Fieberhaft wird nach neuen Möglichkeiten und Trends gearbeitet, teilweise mit Erfolg, teilweise ohne jeglichen Effekt. Was nun allerdings ab Mitte November in den Läden zu finden sein wird, soll nichts Geringeres sein, als eine Revolution. Mit dem adizero f50 miCoach bringt adidas den ersten "intelligenten Fußballschuh" heraus. Ich hatte das Vergnügen, ihn für SPOX zu testen.

50 Meter. Im Vollsprint. Erste Anzeichen von Übersäuerung, dann die bittere Erkenntnis: Angriff abgefangen, umsonst abgehetzt. Kurzer Blick rüber zum Kollegen. Kriecht auch schon auf dem Zahnfleisch. Doch ans Aufgeben denkt hier niemand. Obwohl der Kopf bei manchen schon nach einer Viertelstunde Signalfarben annimmt, machen alle weiter. Denn blamieren will sich trotz des Freundschaftsspielcharakters keiner. Heute zählt nicht das Ergebnis, heute geht's um nackte Zahlen.



Die Sonne heizt das Nürnberger easyCredit-Stadion mächtig auf. Ich bin für SPOX auf dem grünen Geläuf des FCN unterwegs und teste mit einem bunten Trupp bestehend aus Journalisten aus ganz Europa den neuen adidas adizero f50 miCoach. Der Schuh, mit dem ich in seinem Feuerrot-Neongelb-Mix auch nachts getrost über die Straße laufen könnte, soll die Datenerhebung im Fußball revolutionieren. Ich bin gespannt und versuche, noch ein paar Meter gut zu machen.

Jeder Schritt, jeder Antritt - alles wird auf einem Mini-Chip aufgezeichnet und anschließend ausgewertet. Natürlich auch alle Verschnaufpausen. Gnadenlose Technik. Aber dazu später mehr.

Der Reihe nach: Simon Drabble, Director bei adidas miCoach, und f50 Product Manager Andreas Konrads erklären der Journalisten-Runde erst einmal, woran man bei der Marke mit den drei Streifen in letzter Zeit so gearbeitet hat: an einem Fußballschuh mit integriertem Sensor, der kontinuierlich Daten sammelt.



Was zunächst etwas kompliziert klingen mag, ist unterm Strich recht schnell erklärt. Die sogenannte Speed_Cell, die die Leistungsdaten misst, liegt, umgeben von einer Plastikhülle, in einer kleinen Kammer in der Zwischensohle des Schuhs. "Die Hauptaufgabe bestand darin, den Chip an einer Stelle des Schuhs zu platzieren, an der er den Spieler nicht beeinträchtig. Zudem durfte der Schuh nicht wesentlich schwerer werden - und das haben wir geschafft", fasst Konrads knapp eineinhalb Jahre Entwicklung zusammen.

Ins Gewicht fällt der Zusatz nicht wirklich. Gerade einmal acht Gramm gibt's auf die 165 Gramm des Schuhs oben drauf. Damit wiegt das Gesamtpaket immer noch weniger als eine Packung Knäckebrot.

Die auf dem Chip gesammelten Daten werden später drahtlos mittels eines Adapters, der an den heimischen PC, Mac oder an ein Smartphone angeschlossen wird, synchronisiert und können anschließend ausgewertet werden. Gemessen werden unter anderem Maximalgeschwindigkeit, Anzahl der Sprints und zurückgelegte Distanz.



Mithilfe der gewonnenen Zahlen können dann Stärken und Schwächen analysiert und individuelle Trainingspläne erstellt werden. Highlight für den Amateurkicker: Online können die Daten via Facebook und Twitter verglichen werden und wer schon immer wusste, dass er den Weg Couch-Supermarkt-Couch schneller zurücklegt als Leo Messi, der kann seine tollkühne Theorie nun auch mittels hieb- und stichfester Zahlen belegen. Barcas Weltfußballer testet das neue Schuhwerk schon fleißig. In Deutschland folgen Lukas Podolski, Thomas Müller und Andre Schürrle.

Die Kombination aus Fußballschuh und miCoach wird es zunächst für den f50 geben, später folgen dann der Adipure und der Predator. Die Markteinführung ist auf den 15. November datiert. Der Schuh wird dann etwa 220 Euro ohne und 250 Euro mit Speed_Cell-Chip kosten.

Doch genug des Vorgeplänkels, raus in die Praxis. Jeder brennt natürlich darauf, den Super-Schuh auf Herz und Nieren zu testen. Obwohl bunt zusammengewürfelt, entwickelt sich ein recht munterer Journalisten-Kick, Endergebnis 3:3. Doch das ist nebensächlich. Viel wichtiger: Wie schnell war ich? Wie viele Kilometer hab' ich gepackt? Geht das noch als Sprint durch?



Als ich meine persönliche Statistik anschaue, kipp' ich fast vom Stuhl. Ich bin fix und fertig von der Plackerei, aber das Diagramm führt mir farbenfroh die brutale Realität vor Augen. Satte sieben Achtel der Zeit habe ich nur mit Gehen und Joggen verbracht. Autsch.

Nur der mickrige Rest ist grün, gelb und rot markiert und sagt mir, dass ich in dieser Zeit mit Hochgeschwindigkeitsläufen und Sprints geglänzt habe. Gut, mein Trainer wird das wohl nie zu Gesicht bekommen, aber ich fühle mich dann doch ein bisschen faul. Wenigstens beim Sprint lande ich mit 30,3 km/h Maximalgeschwindigkeit auf Platz fünf.

Auf der Basis der Zahlen könnte ich mir nun am Computer einen Avatar mit meinem persönlichen Leistungsvermögen erstellen und mit diesem bei Tiefkühlpizza und Chips ganz bequem von daheim aus online gegen Freunde zocken.

Ich könnte mir aber auch einen Trainingsplan zusammenstellen. Dann pack ich auch den Messi noch.
Aufrufe: 32954 | Kommentare: 15 | Bewertungen: 16 | Erstellt:30.09.2011
ø 9.9
KOMMENTARE
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pansen
30.09.2011 | 15:38 Uhr
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pansen : 
30.09.2011 | 15:38 Uhr
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pansen : 
Im Profifußball sicher keine schlechte Sache.
Ob es jetzt Revolutionär ist, naja das wird man sehen. :D

Mir tun nur die Eltern und ihre Kinder Leid die so einen Schuh unbedingt haben müssen für 250(WTF?) Euro !!

Meine Fußballschuhe kosten nie mehr als 100 Euro wenn überhaupt.
Trotzdem mach ich Tore ! Unglaublich eigentlich...
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1HSV1
30.09.2011 | 15:38 Uhr
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1HSV1 : 
30.09.2011 | 15:38 Uhr
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1HSV1 : 
Chip im Schuh, keine schlechte Idee! Ist bestimmt sehr interessant, wenn man seine Daten nach einem Spiel auf dem PC anschauen und analysieren kann.

Ich finde es ist fast schon beängstigend, wie schnell sich die Kickschuhe weiterentwickeln. Vor ein paar Jahren hat man noch mit ganz normalen Lederschuhen getrickst und heute...unglaublich.

Naja, ich bleibe trotz aller Entwicklung lieber bei meinen Copa Mundial. Bester Schuh ever!
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E_Cantona
30.09.2011 | 15:41 Uhr
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E_Cantona : 
30.09.2011 | 15:41 Uhr
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E_Cantona : 
Erst einmal ne 10 für den tollen Erfahrungsbericht auch wenn er mir ein bisschen zu wenig ins Detail geht.

Ich war heute morgen schon etwas verwundert als ich auf einer anderen Website von dem Schuh erfahren habe. Hat Nike diese Entwicklung im lauf Sport schon seit Jahren voran getrieben. Einzig was man adidas also zu gute lassen kann ist das sie diese Technologie evtl etwas verfeinert haben (ich glaub der adidas Chip liest mehr Daten aus als der von Nike) und das sie eben die Technik in den Fussball transportieren.

Für den Hobbyspieler im Fussball mit Sicherheit ne nette Spielerei allerdings aber auch ne sehr teure!

Ich laufe seit 3 Jahren in Nike Lunaglides mit Chip der mit dem iPod verbunden ist. beim Joggen sein Training zu beobachten erachte ich ja noch als Sinnvoll zumal ich mit Chip gerade mal 130 Euro bezahlt habe!

Naja bin mal gespannt was daraus wird!

Trotzdem toller Beitrag - habt ihr wenigstens gewonnen?

Ach so mal davon abgesehen, dass ich keine Plastikschuhe mag. Nike Tiempo Legend und die schon immer ^^
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_tobinho_
30.09.2011 | 15:42 Uhr
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_tobinho_ : 
30.09.2011 | 15:42 Uhr
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_tobinho_ : 
Ist sicher interessant, aber meiner Meinung nach zu teuer. Und im Fußball geht's ja nicht nur um viel und schnell laufen, sondern um viel mehr.
Er sieht zwar auch gut aus, aber ich bleib trotzdem beim Copa :D
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E_Cantona
30.09.2011 | 15:51 Uhr
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E_Cantona : 
30.09.2011 | 15:51 Uhr
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E_Cantona : 
naja ich kann eben schneller sein als alle andere aber dafür immer im Abseits stehen bzw falsche laufwege nehmen ^^

Was ich interessant finde ist das die Presse schon den kompletten Schuh am Fuß hat und der Poldi im Training mit einem ERLKÖNIG davon rumrennt.

Lukas ist ja das Markengesicht des F50 in Germany - naja evtl erhält er eine besondere Farbkombi!
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messistar10
30.09.2011 | 21:09 Uhr
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30.09.2011 | 21:09 Uhr
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klingt für mich nach werbung. wie auch immer, ich muss was zu diesen messchips sagen. sie basieren auf dem prinzip von schrittzählern. alle weiteren daten wie geschwindigkeit, distanz, gar kalorieverbrauch werden über die schrittanzahl berechnet. nun ist fußball eine sportart mit einer dynamischen bewegungsfrequenz, sprich einem ablauf von vielen lauf-, trapp- und sprintphasen. problem bei der messung ist, dass der schrittzähler bewegungsänderungen gar nicht als diese wahrnehmen kann. so wird zb ein sprint mit einer schrittzahl von beispielsweise 120schritten in der minute, gleichgesetzt mit einer unbeschleunigten bewegung, mit gleicher statisch verrichteter beinfrequenz von 120schritten. ein weiteres problem ist die schrittlänge, die je nach spielsituation variert. dadurch entstehen im laufe des spiels hohe ungenauigkeiten in der wiedergabe der geschwindigkeit und allen weiteren resultierenden messdaten. im jogging bereich gibt es dieses messsystem schon länger, dort ist es jedoch auf grund der weitaus konstanteren lauffrequenz und schrittlänge (solange man diese auch immer wieder beibehält) nicht so anfällig gegenüber ungenauigkeiten.

ein nettes und umsatzbringendes spielzeug was nike und adidas da vermarkten, macht sicherlich auch spaß sich durch die grafiken zu klicken und diese seinen facebook freunden auf facebook und twitter zu präsentieren^^

wer aber seinen sport und sein leistungsvermögen ernst und seriös im auge behalten will , der kommt an einer gps unterstützen leistungsmessung zb. gps pulsuhren nicht herum.

außerdem 250euro für einen plastik fußballschuh, c'mon das ist abzocke, auch wenn die imensen werbe-, designer- und marketingkosten irgendwie refinanziert werden müssen^^




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Crewcapitain
30.09.2011 | 23:51 Uhr
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Crewcapitain : @messistar10
30.09.2011 | 23:51 Uhr
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Crewcapitain : @messistar10
ich bin da nicht ganz deiner Meinung. Sicherlich wäre ein messung per Schrittzähler eine einfache Lösung, aber ich bin überzeugt davon, dass man nicht 5 Jahre an der Farbzusammenstellung der Schuhe geforscht hat.
Wenn die Werte nur auf der "Schrittzählertechnik" basieren würden, könnte man keine Geschwindigkeit, erst recht nicht auf 10meter/h genau, berechnen bzw anzeigen sowie eine Unterteilung in Sprint/Joggen treffen.
Da liegt schon eine Menge mehr Technik dahinter.

Trotzdem komme ich am Ende auf das gleiche Fazit: Für einen Trainer im Profibereich sicher ganz sinnvoll und interessant, für den Hobbykicker wohl nicht mehr als ein Hobby und Hingucker für die Mitspieler.
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MarkusMatjeschk
01.10.2011 | 17:48 Uhr
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MarkusMatjeschk : @ E_Cantona
01.10.2011 | 17:48 Uhr
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MarkusMatjeschk : @ E_Cantona
Ne enge Kiste war das, 3:3 stand's am Ende. Nach Großchancen gefühlt 20:20, also unterm Strich leistungsgerecht ;)
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Dizzman
01.10.2011 | 21:01 Uhr
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Dizzman : Na ja!
01.10.2011 | 21:01 Uhr
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Dizzman : Na ja!
Welcher gestandene Profi zieht die denn an, wenn er nicht muss? Ich kann mir schon denken, warum z.B. ein Schweinsteiger bei den Bayern immer noch die alten weissen Adidas-Treter anzieht
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Torres9
02.10.2011 | 00:20 Uhr
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Torres9 : 
02.10.2011 | 00:20 Uhr
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Torres9 : 
Mein Trainer hat uns schon vor 2-3 Wochen von dem Schuh erzählt und welche für uns vorbestellt. Das wird überragend sich die Daten mal anzusehen.
Wollte schon immer mal wissen wie schnell ich sprinten kann

PS: Der Adizero ist ein genialer Schuh. Leicht, super Passform und geht lange nicht so schnell kaputt wie zum Beipsiel die Predator oder diverse Nike Modelle.
Bei uns hat den Schuh die halbe Mannschaft und ich glaube das viele Profis ihn auch gerne tragen...
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