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03.07.2014 | 25897 Aufrufe | 29 Kommentare | 33 Bewertungen Ø 7.6
Zu langsam, zu wenige Tore...
Kann man auf Kroos verzichten?
Querpässe kann doch wirklich jeder! Oder?

Unabhängig von der Tatsache, ob es nun wirklich zum kolportierten Wechsel von Toni Kroos zu Real Madrid kommt oder nicht. Möchte ich im folgenden mit einigen abenteuerlichen Vorstellungen mancher Fans bezüglich der Bedeutung dieses Spielertyps aufräumen.

Immer wieder muss man vernehmen, dass viele Anhänger des FC Bayern Münchens einem solchen Wechsel nicht abgeneigt gegenüber stehen. Arrogant soll er sein. Die ewigen Querpässe nerven, nie sucht er den Abschluss (zu wenige Tore) oder das Eins-gegen-Eins-Duell. Er sei nicht stark genug im Zweikampf und zu langsam auch. Kopfbälle kann er wahrscheinlich auch nicht. Man könnte fast meinen, hier ist die Rede von Per Mertesacker, zumal das arrogante nach seinem letzten öffentlichen Interview gar nicht so weit her geholt zu sein scheint...

Aber nein, über jeden Spieler diskutiert man in der Startaufstellung der Nationalmannschaft, über Mertesacker jedoch nicht. Dabei musste Manuel Neuer ihm gegen Algerien 120 Minuten zeigen, was Sprinten ist.

Staatsfeind NR. 1 bleibt unverändert Toni Kroos (Auch wenn fast alle großen Sportseiten in der ersten WM-Woche auf einmal ein großes Kroos-Spezial brachten, mit ausufernden Erklärungen von sportjournalistischen Laien, welche enorme Wichtigkeit Kroos für jede Mannschaft besitze. Eine komische und plötzliche Mode, nachdem man schon alle Spieler durch hatte, ich glaube Schmelzer fehlt noch, Großkreutz war jedenfalls schon dran), schließlich gibt es mit den oben angeführten Kritiken genug Gründe dafür.

Bayern hat genug Spieler, die ihn alle mühelos ersetzen können, die bräuchten jetzt nicht einmal einen neuen Star zu verpflichten! So die fast einhellige Meinung. Bedeutende Spieler waren Schweinsteiger, Martinez, Ribery und Robben. Und Müller hat mir auf der 10 schon immer besser gefallen, so haben wir ja damals auch die CL gewonnen... Wie gucken Menschen Fußball, die Thomas Müller mit Toni Kroos vergleichen? Eine Frage, die ich zum Glück nicht beantworten kann.

Am besten fängt man in diesem Fall mal ganz vorne an mit dem Erklären: Im Fußball gibt es Mannschaften, die aus 11 Spieler bestehen und diese 11 Spieler unterscheiden sich für gewöhnlich in ihren Fähigkeiten, die sie in die Mannschaft einbringen. Eine Ausnahme gibt es: Chile. Die spielen tatsächlich nur mit ein und demselben Spielertypen. Vidal in verschiedenen Abstufungen.

Für alle anderen gilt: Nicht jeder muss unbedingt alles können. Und ein 8er wie Toni Kroos muss kein Sprinter sein (Schweinsteiger hat man sein geringes Tempo auch noch nie vorgeworfen). Kroos fällt die Aufgabe zu, den Ball quasi in jeder Situation behaupten zu können und Sicherheit ins Spiel zu bringen. Sicherheit, die daher rührt, dass er auch aus dem Stand den Ball, wenn nötig, hoch und weit über den Platz verlagern kann. Eine Fähigkeit, die sonst bei Bayern nur noch Boateng besitzt. Auch der liebe Herr Schweinsteiger ist bei solchen Bällen nicht ansatzweise so sicher. Es sind auch genau diese Bälle, die dem Gegner im heutigen Fußball mit am meisten schmerzen, weil sie es ermöglich, sich dem mühsam aufgebauten Pressing zu entziehen. Als gegnerischer Mittelfeldspieler weiß man sofort, welcher enorme Laufaufwand nun gleich wieder auf einen wartet, wenn man mit aller letzter Kraft die Seite wechseln muss. Und das fiese bei Kroos ist, du weißt, dass dieser Ball nicht wie bei vielen anderen in zwei von drei Fällen im Aus landet! Querpass-Toni wird genau für diese Situation immer wieder von seinen Mitspielern gesucht, er muss bereit stehen, wenn dieser Ball gefordert ist und darf sich nicht in sinnlosen Ego-Dribblings verlieren. Dafür gibt es andere Spieler auf dem Platz. Die Leute, die er mit seinen weiten Diagonalbällen einbezieht. Die Flügelstürmer. Meist heißt es dann immer nur noch: Was für eine schöne Ballannahme und der Kommentator widmet sich dem erfrischenden Sololauf! Endlich Bewegung im Spiel! Toni Kroos ist dann schon lange wieder aus dem Bild und muss sich mit dem Absichern der Räume in der Rückwärtsbewegung beschäftigen oder der eventuell nötigen sofortigen Balleroberung. Wie langweilig. Kann der eigentlich nur traben? Es gibt noch einen zweiten Spieler auf der Welt, der sich genauso gut aus Pressingfallen befreien kann wie Kroos: Messi. Nur eben anders, viel spektakulärer, mit beeindruckenden Tempodribblings, bei denen ihm der Ball nur so an den Füßen zu kleben scheint.

Kroos schießt einfach zu wenig Tore!

Zumindest hört man das immer wieder. Zum Vergleich möchte ich einmal die Zahlen der spanischen Ausgabe von Kroos anführen: Xavi. Ja, Toni ist eine deutsche Variante dieses genialen Spielkontrolleurs. Nicht ganz so ballsicher und vielleicht auch nicht ganz so kreativ, dafür aber eben um einiges robuster und flexibler. Aber nun zu den Werten: Xavi hat in seiner Zeit bei Barcelona in 474 Spielen 57 Tore erzielt, also in etwa jedem achten Spiel getroffen.

Kroos hat in 173 Bundesligaspielen 23 mal getroffen, damit steht bei Toni sogar eine sieben vor dem Komma.

Ein ebenso hartnäckiger Vorwurf lautet: Kroos ist nicht zweikampfstark genug! Es gibt bei Bayern genau einen Spieler, der in Bezug auf die Passquote mit Kroos konkurrieren kann: Lahm. Beide weisen 92% angekommene Pässe aus. Lahm präsentiert sich jedoch bei den Zweikampfwerten nicht auf Augenhöhe und muss hier abreißen lassen. Ein gelernter Defensivspezialist!

Bleibt noch der Vorwurf, Kroos sei nicht schnell genug. Das ist kompletter Unsinn, klar wäre es schön, wenn wir alle noch schöner, schneller und besser wären, aber Kroos braucht das nicht wirklich. Viel eher kann man plausibel behaupten, Andre Schürrle mangele es an Tempo, zwar ist dieser um einiges schneller als Kroos, aber auf seiner Position auf den Außen gibt es eine Menge Spieler, die eine höhere Endgeschwindigkeit erreichen, ein Defizit, welches ihm wohl auf ewig im Wege stehen wird, wenn es darum geht, in die Weltklasse aufzusteigen.

Wir haben Schweinsteiger!

Bayern kann der Abgang von Kroos nicht schocken, sie haben ja Schweinsteiger! Die Frage ist nur wie lange noch? Nein, ein plötzlicher Wechsel droht hier bestimmt nicht, aber man kann es nicht anders sagen: er befindet sich gesundheitlich auf dem absteigenden Ast. Kein Wunder, ist er doch auch nicht mehr der Jüngste. In der abgelaufenen Saison kam Schweinsteiger auf 23 Einsätze in der Bundesliga (Kicker-Notenschnitt von 3,16). Kroos hingegen hat 29 Partien bestritten mit einem Notenschnitt von 2,93. Schweinsteigers Passquote liegt bei 89% und die Zweikampfquote bei 51% (Kroos: 55%).

Und jetzt sind die Fans froh, dass diese jüngere, fittere Variante vom Bastian den Verein verlässt? Wer wenn nicht Kroos wäre der ideale und legitime Nachfolger? Zumindest wäre er ein Nachfolger bei dem man schon weiß, was man hat, mit viel Erfahrung und geringer Verletzungsanfälligkeit! Letzteres ist vor allem wichtig, wenn man sich anschaut, für wie viele Spiele ein Thiago denn zur Verfügung stand: 16.

Noch einmal zum Vergleich mit Thomas Müller, er ist zusammen mit Neuer und Mandzukic der einzige Spieler, der auf mehr Einsätze kam (31), allein daran kann man schon fast absehen, dass sie keine natürlichen Konkurrenten um ein und dieselbe Position sind. Müller - und hier wird es interessant - kommt auf eine der schlechtesten Passquoten im Team mit 78%. Er gehört nun wahrlich nicht zu den ballsichersten Spielern im Fußball, ist er bekannt für seinen kreativen Pass in die Schnittstellen? Nein! Vor allem ist er kein Spieler, den man mit den langweiligen (aber auch enorm wichtigen) taktischen Elementen belasten sollte. Auf diese Weise würde man ihn seiner wichtigsten Waffe - dem kreativen Chaos - berauben. Auch ein Thomas Müller braucht einen Kroos in seinem Rücken.

Fazit

Bleibt mir noch zum Schluss ein Blick in die Zukunft. Die heißt in München bekanntlich Höjbjerg. Leider sieht diese Zukunft nicht rosig aus, wer ernsthaft behaupten möchte, dieser Spieler besäße das Potential für einen Spielgestalter und Taktgeber auf Weltklasse-Niveau, dem ist leider auch nicht mehr zu helfen. Er vereint andere Fähigkeiten auf sich, eine solide Geschwindigkeit, Robustheit, Ausdauer, solides Passspiel. Ein starker Wille und eine erstaunliche Reife in jungen Jahren, er kann zu einem Schlüsselspieler auf der defensiven Außenbahn werden. Hier auch gerne auf Weltniveau. Auf dieser Position steht er einem Alaba in nichts nach, der allerdings auch nicht die Lösung für das defensive Mittelfeld ist, so gerne er auch auf dieser Position spielen mag. Er besitzt weder Handlungsschnelligkeit auf engstem Raum, noch höchste Passsicherheit und denkt auch nicht wie ein Stratege. Sollte Kroos wirklich zu Real Madird wechseln, trifft er dort auf einen Spieler, der fast die identischen statistischen Werte aufweist wie er: Luka Modric. Der Kroate wäre also ein passender Ersatz...nur leider ist das ein schlechter Tausch (und vollkommen utopisch, es zeigt nur wie wenige Spieler dieser Art es auf der Welt gibt), da er schon deutlich älter ist und körperlich nicht über dieselbe Robustheit verfügt. Pogba hingegen verfügt über eine exzellente Athletik und besitzt ohne Zweifel großes Potential als kreativer Abräumer, aber als Stratege hat sein Spiel doch noch einige erhebliche Tücken und darüber hinaus ist ein solcher Transfer auch vollkommen utopisch. Kurzum: ich sehe keinen passenden Nachfolger. Dafür fehlt mir einfach die Kreativität.

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