Eine durchschnittliche Saison liegt hinter den Kickern von der Weser. Zweifellos, Einzüge in das DFB - und das UEFA Pokal Finale sind beachtlich. Als Führer der zweiten Tabellenhälfte die Bundesliga Runde 2008/2009 abzuschließen, kann Klaus Allofs und Thomas Schaaf trotzdem nicht zufrieden stellen.

Und in der Tat, ist man in Bremen auch nicht befriedigt. Nach der Hinserie hat Thomas Schaaf einmal gesagt, er wolle nicht Neunter werden. Wurde er auch nicht, nachdem es dann Platz 10 geworden ist, hört man bei den Verantwortlichen zwar, dass die Liga stärker geworden wäre und es in der Zukunft schwerer wird, die ersten drei Plätze zu belegen, nichtsdestotrotz will man in der kommenden Saison wieder angreifen. Und genau da beschleicht mich ein unschönes Gefühl in der Magengegend.

Moreno kommt, an Nene ist man dran und mit Carlos Alberto wird gesprochen

Mit 50 Gegentoren reihte man sich in der abgelaufenen Saison wieder traditionell neben Mannschaften wie Cottbus, Bielefeld und Bochum ein. Das Spiel gegen den BVB lässt mich immernoch schweißgebadet Nachts aufwachen: Pizzaro dreht in der 90. Minute das Spiel zum 3-2 für Bremen. Im direkten Gegenzug schlägt im Sechzehnmeterraum von Tim Wiese eine ägyptische Granate ein. Ich erinnere mich an einen herumfliegenden Wiese, einen sichtlich verwirrten Boenisch auf der Linie und an Zidan, der zielstrebig zum 3-3 einschob.

Wo im Bremer Spiel Handlungsbedarf besteht, ist nicht so schwer zu erkennen. Frank Baumann, ein guter grundsolider Mann, war auf der Sechser-Position gegen schnelle Gegenspieler genau wie Torsten Frings, bei dem das lange Haar längst nicht mehr so konstant und dynamisch weht wie noch 2006, meist zweiter Sieger. Sebastian Boenisch kann laufen, flankt aber eher suboptimal und lässt sich im Defensivbereich gerne Knoten in die noch jungen Haxen spielen. Spielen darf der junge Mann, da die Alternative Dusko Tosic´ heißt und Wome in Köln Fußball spielt. Clemens Fritz wurde im UEFA Pokal Endspiel von Srna gezeigt, wie die Rolle des Aussenverteidigers zu spielen ist.

Ein Spieler wie Eugen Polanski, der in der Primera Division zuhauf mit schnellen Spielern zurecht kommen musste, winkt jetzt aus Spanien und hat sich "ich will zurück in die Bundesliga" auf die Stirn geschrieben. Handlungsbedarf sieht Allofs auf der Position des defensiven Mittelfeldspielers offenbar nicht. Die bestimmenden Themen an der Weser sind die Bemühungen um den Stürmer Nene, das Halten des Stürmers Pizzaro, Gerüchte um Pantelic und den möglichen Transfer des offensiven Mittelfeldspielers Marko Marin. Für 2 Millionen Euro hat man sich bereits für ein Jahr den Stürmer Moreno aus Donezk gesichert.

Ich möchte jetzt nicht für Einsätze von Harnik oder Hunt plädieren, gleichwohl ist es nicht meine Absicht Eugen Polanski besser zu machen als er ist oder ihn als einzigen möglichen Wechsel als Sechser vorzuschlagen, auch liegt es mir fern Transfers wie Marin oder die Intention Pizzaro zu halten, schlecht zu machen. Nichtsdestotrotz ist es ein offenes Geheimnis, dass man beim SVW hinten Probleme hat und die Wechsel, die in der Luft liegen, lösen eben diese nicht.

Platz 10 ist Bremer Recht

Bayern München muss man in einer ähnlichen Situation Respekt zollen. Lell, Oddo und Toni waren verheerend, Ze Roberto wird Pastor. Es wurde genau auf diesen Positionen hochkarätig nachgebessert. Selbstverständlich hat Uli Hoeneß das oft zitierte "Festgeldkonto" auf seiner Seite, aber auch dann muss man sich die richtigen Spieler kaufen.

Es klingt ja beinahe pervers, den Bremern Realitätsverlust auf dem Transfermarkt vorzuwerfen, die letzten Jahre haben eindrucksvoll gezeigt, was Allofs und Schaaf für ein glückliches Händchen hatten. In den vergangenen Monaten habe ich immer wieder mal "auch Otto Rehagel wurde mit Bremen einmal Zehnter" gehört. Ich hoffe ganz einfach, dass man sich noch auf den benötigten Positionen umsieht und reagiert, bleibt es aber bei den offensiven Verstärkungen, beschleicht mich eher das Gefühl, das Platz 10 Bremer Realität wird.