Freitag

Das Warten hat ein Ende. Endlich wieder Racing! Voller Vorfreude breche ich gemeinsam mit einem Kollegen am frühen Morgen zum DTM-Saisonauftakt nach Hockenheim auf. Keine Frage, die alltägliche Arbeit im Büro der Kommunikationsabteilung von Mercedes-Benz Motorsport ist stets abwechslungsreich und interessant, aber für einen Motorsport-Enthusiasten wie mich gibt es kaum etwas Schöneres, als an der Rennstrecke tätig zu sein und dabei den Geruch von Benzin sowie das Röhren der Motoren an der Rennstrecke genießen zu können.


Ungewohnte Leere im Motorhome...

Zugleich wird es endlich eine Antwort auf die vielen Fragen geben, die mich beschäftigen. Wo stehen wir im Vergleich zur Konkurrenz? Wie wird sich unser Fahrerkader, der jüngste in der Geschichte der DTM, behaupten? Wie wirkt sich die Einführung von DRS und des Option-Reifens aus? Und zu guter Letzt auch aus eigenem Interesse: Wurde bei der Erstellung des Ablaufplans alles berücksichtigt? Dieser wird in enger Zusammenarbeit mit den Kollegen der Kommunikations-, Organisations- und Marketingabteilung extrem detailliert ausgearbeitet. Andernfalls wäre ein reibungsloser Ablauf vor Ort, man denke nur an die Koordinierung der Pressetermine und Events, nicht möglich. In dieser Hinsicht zählt Hockenheim für Mercedes-Benz zu jenen DTM-Rennen, die ein besonders umfangreiches Programm erfordern. Und zwar nicht nur deshalb, weil dort traditionellerweise sowohl der Saisonauftakt als auch der Saisonabschluss stattfinden, sondern auch aufgrund des Status eines Heimrennens.

In Folge des seit dieser Saison verkürzten Rennwochenendes ist der Freitag weniger arbeitsintensiv als im Vorjahr. In meinem konkreten Fall richte ich primär meinen Arbeitsplatz im Motorhome ein und bereite anschließend Pressemitteilungen sowie Aushänge für die diversen Pressetermine vor, die daraufhin den im Media Center befindlichen Journalisten zur Verfügung gestellt werden.


Wolfgang Schattling, zuständig für das Tagesgeschäft des DTM-Managements , präsentiert die Fahrer im Rahmen des Teamabends

Der Freitag endet mit einem Teamabend in der neuen, äußerst stylischen Hospitality. Im Rahmen der Veranstaltung präsentieren sich unsere Fahrer den Gästen und auch das neu organisierte DTM-Management gibt sich die Ehre. Als Highlight darf die Ansprache von Toto Wolff, der seit Anfang des Jahres als Mercedes-Benz Motorsportchef die Geschicke leitet, bezeichnet werden. Den genauen Wortlaut werde ich an dieser Stelle besser nicht verraten, aber soviel sei gesagt: Er hat den richtigen Ton getroffen und für seine Rede viel Applaus geerntet.

Samstag

Der Wecker klingelt um kurz vor 7 Uhr. Eines sei versichert: Ein Rennwochenende ist nichts für Langschläfer. Der guten Laune tut das frühe Aufstehen keinen Abbruch, denn dafür ist die Vorfreude auf das Qualifying zu groß. Außerdem hat sich für Samstag und Sonntag ein ganz besonderer Gast angesagt: MERCEDES AMG PETRONAS-Pilot Nico Rosberg. Einen Formel 1-Fahrer trifft man halt nicht alle Tage...



Eifel-Wetter am Hockenheimring

Wenn es einen Grund zum Meckern gibt, dann wegen des bescheidenen Wetters: Regen, Regen und nochmals Regen. Zugegeben, wenn man daheim vor dem Fernseher sitzt, ist es einem angesichts des größeren Unterhaltungsfaktors nicht unrecht, vor Ort schaut es wiederum ganz anders aus. Immerhin lässt sich die Sonne im Laufe des Tages doch noch blicken. Zum Glück möchte man aus meiner Sicht sagen, denn die Mercedes-Piloten können sich auf abtrockender Strecke hervorragend in Szene setzen. Gleich fünf Fahrer qualifizieren sich innerhalb der Top 10. Darunter auch die beiden Rookies Daniel Juncadella und Pascal Wehrlein, die den schwierigen Streckenverhältnissen wie abgebrühte Routiniers trotzten. Das insgesamt erfreuliche Ergebnis, insbesondere die zweite Startreihe mit Christian Vietoris und Robert Wickens, sorgt im gesamten Team für eine gute Stimmung. Bei den Fahrern merke ich es im direkten Gespräch nach der Qualifikation, denn zu meinen Aufgaben zählt unter anderem das Einholen der O-Töne, die für die Pressemitteilung zum Qualifying und Rennen benötigt werden. Erfahrungsgemäß absolvieren die Fahrer diese Aufgabe stets professionell, allerdings merkt man sehr schnell an der Auskunftfreudigkeit der Piloten, wie zufrieden sie mit ihrem jeweiligen Ergebnis sind. Nach einem bitteren Ausscheiden ist es durchaus von Vorteil, wenn man dem Fahrer eine Möglichkeit bietet, um sich zurückzuziehen und seine Gedanken zu sortieren. Eines habe ich schnell gelernt: Rennfahrer sind wahnsinnig ehrgeizig.



Der schnellste Mercedes-Pilot im Qualifying: Christian Vietoris

Im Anschluss an das Qualifying präsentieren sich unsere Piloten den Fans im Rahmen der Meet the Drivers-Veranstaltung, die in aller Regel vor der Teamhospitality stattfindet. Neben kurzen Interviews, in Hockenheim mit RTL-Kommentator Heiko Wasser, geben die Fahrer fleißig Autogramme. Auch Nico Rosberg schaut in seiner Funktion als Mentor für das Junior Team vorbei. Bei der Gelegenheit knipse ich fleißig Fotos von den Fans und Fahrern, um ein schönes Motiv für die Facebook-Seite vom Mercedes-Benz DTM-Team bereitstellen zu können.

Ehe man sich versieht, ist der Tag im Nu vorüber und in Anbetracht eines langen Tages mit vielen Aufgaben ist die Freude groß, wenn man abends erschöpft aber zufrieden ins Bett fallen kann.

Sonntag
Sunday is Payday. Sagt man zumindest im Motorsport. Mit einem guten Qualifikationergebnis im Rücken geht es an die Rennstrecke. Zuerst einmal wird in der Hospitality ausgiebig gefrühstückt, ehe die letzten Termine in Angriff genommen werden. Ein Auftritt reiht sich an den nächsten, sei es eine Pressekonferenz mit Nico Rosberg oder ein Auftritt des Junior Teams auf der Showbühne in der Erlebniswelt an der Mercedes-Benz-Tribüne. Langeweile kommt dabei gewiss nicht auf. Ein weiterer Vorteil: Der Rennstart rückt immer näher und näher.


Pascal Wehrlein bei der Vorbereitung auf sein erstes DTM-Rennen

Bevor es in die Startaufstellung geht, werfe ich einen kurzen Blick in die Box von Pascal Wehrlein. Obwohl er mit 18 Jahren und 199 Tagen als jüngster Fahrer der DTM-Geschichte an den Start geht, ist es absolut bemerkenswert, wie fokussiert und erwachsen er auftritt.

In der Starting Grid angekommen, mache ich eine irrsinnige Menschenmenge - bestehend aus Teamverantwortlichen, Fahrern, Mechanikern, Grid Girls, Journalisten und Gästen - aus. Trotzdem geht alles seinen geordneten Gang. Erst wenige Minuten vor dem Rennstart löst sich der Trubel auf der Start-Ziel-Geraden nach und nach auf, bis nur noch die Fahrer in ihren Boliden übrig bleiben. Währenddessen nehme ich meinen Platz in der Media Box ein um von dort aus das Rennen zu verfolgen und meine Notizen zu machen. Dahingehend gleicht meine Aufgabe der eines Journalisten, schließlich möchte ich gewissenhaft vorbereitet sein, wenn ich die Fahrer nach dem Rennen um ein Statement zum Rennen beziehungsweise zu bestimmten Situationen bitte.



Darf ich vorstellen? MERCEDES AMG PETRONAS-Fahrer Nico Rosberg

Das Rennen an sich verläuft im Großen und Ganzen in Ordnung. Während Christian Vietoris seinen dritten Platz aus dem Qualifying verteidigt und aufs Podium fährt, kämpfen sich Gary Paffett (von P6 auf P4) und Roberto Merhi (von P21 auf P10) mit tollen Manövern nach vorne. Pascal Wehrlein und Daniel Juncadella haben mit ihrer Strategie leider kein glückliches Händchen, setzen jedoch mit einigen Führungsrunden bei ihrem DTM-Debüt ein Ausrufezeichen. Als Pechvogel erweist sich Robert Wickens, der früh im Rennen mit einem technischen Defekt ausscheidet.

Im Anschluss an das Rennen steht ein Online-Check inklusive der Erstellung eines Pressespiegels an. In diesem Zusammenhang werden die relevantesten Internetseiten kontrolliert und Artikel mit Bezug zur DTM dokumentiert. Nachdem die Pressemitteilung zum Rennen von den Kollegen fertiggestellt worden ist, wird sie im Media Center ausgelegt.


Die Media Box während des Rennens

Zum Abschluss des Rennwochenendes finde ich mich zusammen mit den weiteren Kollegen der Kommunikations-, Organisations- und Marketingabteilung zum De-Briefing im Motorhome ein. Hierbei wird ein zufriedenstellendes Resümee gezogen und das Team auf das nächste Rennen in Brands Hatch eingeschworen.

Apropos, Brands Hatch: Selbstverständlich wird es auch zu diesem Rennen einen Inside-Bericht geben. Ich würde mich über euer Feedback freuen und sofern es bestimmte Bereiche/Aufgaben/Infos gibt, die ihr gerne näher erläutert haben beziehungsweise wissen möchtet, könnt ihr eure Wünsche/Anregungen in den Kommentaren posten. Ich versuche sie, soweit es möglich ist, in den nächsten Ausgaben von Inside DTM zu berücksichtigen.