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12.12.2011 um 15:26 Uhr
Flow Theory
Fußball wird immer Wissenschaftlicher, immer mehr Faktoren gehen in die Spielanalysen ein und immer mehr Kleinigkeiten werden gesehen und bewertet.
Die Zeit in der man sagen konnte Der Gegner war einfach besser/schlechter sind vorbei. Medien, Spieler und Zuschauer verlangen
detaillierte Gründe für Niederlagen und Siege.
Mit diesem Hintergrund möchte ich einen leicht Wissenschaftlich angehauchten Blog schreiben.

Jeder von uns hat schon einmal gesehen wie eine kleine Mannschaft weit über ihren Möglichkeiten gespielt hat, auch das große Mannschaften gegen kleine Mannschaften enttäuschen und lustlos wirken ist kein unbekanntes Bild, aber auch das eine Mannschaft mit einem guten Lauf gegen einen Vermeintlich gleichwertigen Gegner mit kraft und lustlosem Spiel verliert ist ein bekanntes Bild.
Um diese "Phänomene" einigermaßen kann man einen Blick in die Psychologie werfen.

Die Flow Theory
Aufgestellt wurde sie von Mihaly Csikszentmihalyi, ursprünglich zum Thema Extremsportarten. Diese Theory lässt sich allerdings auch auf andere Bereiche ausweiten, zum Beispiel auf den Fußball.

Jeder von uns kennt bei der Arbeit oder beim Hobby den Zustand wenn man in etwas so vertieft ist das es praktisch von allein geht, Zeit und Anstrengung sind in diesem praktisch nicht spürbar. Auch unser Leistungsvermögen, sprich das Endergebnis, sind durch diesen Zustand verbessert, kurz gesagt uns geht unsere Aufgabe leicht von der Hand und das Ergebnis ist gut.
Diesen Zustand nennt man Flow, man geht in seiner Tätigkeit auf, Körper und Körperfunktionen arbeiten perfekt zusammen.
Der Flowzustand ist ein Zustand den man erreichen kann, der allerdings drei Grundvoraussetzungen brauch damit er erreicht werden kann.

1) Die Handlung hat ein Ziel.
2 ) Man muss in der Lage sein sich auf die Tätigkeit zu 100% zu fokussieren.
3 ) Die Handlung darf einen weder überfordern, noch unterfordern.

Der erste Punkt sollte bei einem Fußballer immer erfüllt sein, da er mit einem Sieg immer ein Ziel vor Augen hat.

Schon am zweiten Punkt merkt man wie leicht das Spiel eines Fußballers an Problemen von außen kranken kann. Probleme innerhalb seiner Familie, seines Freundeskreises oder Vertragsgespräche können dazu führen das ein Spieler nicht zu 100% auf den Platz geht und schwerfällig wirkt, da er nicht den Flowzustand erreicht.

Der dritte Punkt ist knifflig, weil schwer zu erklären. Erreicht man den
Flowzustand ist man zu mehr in der Lage als man sonst Leisten kann. Ist man allerdings überfordert von der Situation kann man nicht über sich hinauswachsen.
Hört sich nach einem Teufelskreis an der nicht durchbrochen werden kann, da man in einer Situation in der man über sich hinauswachsen muss ja logischerweise überfordert ist. In der Realität bedeutet es aber nur das man in die Aufgabe reinwachsen muss. Im Fußball ist das bekannt unter dem Begriff ins Spiel finden.
Andersrum kann eine Mannschaft von einer Situation unterfordert sein. Speziell wenn große Mannschaften aus Championsleague Spielen kommen und auf kleine Gegner treffen kommt es öfter vor das die größere Mannschaft unglaublich behäbig wirkt, kraftlos und Motivationslos auftritt und am Ende verliert. In diesem Fall wird der Flowzustand nicht erreicht weil die Spieler von der Situation regelrecht gelangweilt sind und somit nicht zu ihrem Optimalen Leistungszustand kommen. Die kleinere Mannschaft profitiert anders rum von dem schwachen Auftritt und spielt sich selber in eine Flowzustand.

Bestes Beispiel Barcelona
Als Bayernfan gehen mir die ständigen Barcelona vergleiche wahrscheinlich noch mehr auf die nerven als Anhängern anderer Vereine, trotzdem bietet sich das Beispiel Barca an.
Barcelona ist eine Mannschaft die sich regelmäßig in einen Rausch spielt, sprich einen Flowzustand. Durch viele kleine Ballstafetten kontrolliert Barcelona ein Spiel und erreicht dadurch diesen Zustand.
An dieser Mannschaft kann man sehr gut sehen wann sie einen Flowzustand erreichen und ihren Gegner vorführen und wann sie mit der selben Spielweise sich Spiele zurechtgurken und nach eigentlich schwacher Leistung knapp gewinnen oder verlieren. Erklären lässt sich das mit Punkt drei. Bei Unterforderung wird das Kurzpassspiel zum langweiligen Quergeschiebe, die Spieler erreichen ihr Leistungsoptimum nicht, spielen sie gegen einen Gegner der dagegen hält müssen sie sich konzentrieren und erreichen durch den Druck ihr Leistungsoptimum, sprich sie zeigen ein gutes Spiel mit vielen Chancen.

Abhängigkeit Spielerischer Mannschaften vom Flowzustand
Bleiben wir bei Barcelona und gehen wir zurück in die Saison 2009/10. Barcelona flog bekanntermaßen im Halbfinale der Championsleague gegen ein arbeitendes Inter Mailand aus der dem Wettbewerb.
Dieses Spiel zeigt wie abhängig eine Spielerisch starke Mannschaft vom Flowzustand ist, im Gegensatz zu einer Arbeitenden Mannschaft. Schaut man sich die Zahlen an war Barcelona in diesen beiden Spielen überlegen, trotzdem flogen sie aus dem Wettbewerb, weil sie trotz viel Ballbesitz und vielen kleinen Pässen keine Chancen herausspielten. In diesem Fall war aber nicht die Unterforderung ein Thema das Barcelona einen Strich durch die Rechnung gemacht hat.
Vielmehr hat Inter es geschafft Barcelona daran zu hindern einen Flowzustand zu erreichen.
Wenn man sich das Spiel anschaut sieht man das die Spieler von Inter viel auf Zeit spielten, lange liegen blieben, viel reklamierten und immer wieder kleine Fouls begangen. Während Barcelona dadurch extrem gestört wurde und nie zu einem Spielfluss kam, konnte die Arbeitertruppe von Mourinho ohne einen großartigen Spielfluss Chancen kreieren.
Aus diesem Grund kann eine hart arbeitende Truppe manch einer Spielerisch überlegenen Mannschaft den Zahn ziehen durch konsequentes stören von Spielfluss und der Verhinderung eines Flowzustandes.
Die Frage nach der Attraktivität darf man bei dieser Spielweise allerdings stellen.

So, ich hoffe der Blog gefällt, und lässt sich auch lesen. Das ganze ist etwas vereinfacht, zur Flow Theory wurden ganze Bücher verfasst, sollte ich Sachen ausgelassen haben oder Schwachsinn erzählt haben ( was ich weder glaube noch hoffe ) könnt ihr es gerne in die Kommentare schreiben, ansonsten freue ich mich wie immer über jede Art von Kritik.
Aufrufe: 10346 | Kommentare: 20 | Bewertungen: 16 | Erstellt:12.12.2011
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KOMMENTARE
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Dandelo
16.12.2011 | 13:46 Uhr
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Dandelo : 
16.12.2011 | 13:46 Uhr
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Dandelo : 
@ Jugendförderer

ja ich habe Forschungen zum Thema gemacht weil es mich einfach fasziniert, dass es einen Zustand geben soll der uns in ein anderes Bewusstweinserleben führt. Leider gibts immer noch nicht mal eine einheitliche Operationalisierung des Flow-Zustandes, deshalb ist Forschung so wichtig, wenn man mal rumspinnt was man alles damit anfangen kann wenn man diesen Zustand kontrollieren könnte, da könnte ich ins Reden bzw. Schreiben geraten.
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Jugendförderer
16.12.2011 | 14:03 Uhr
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16.12.2011 | 14:03 Uhr
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Ja alles was mit Psyche und Unterbewusstsein zu tun hat hat es ja erst seit ein paar Jahren in die Forschung geschafft ohne belächelt zu werden.
Ein Flowzustand auf Knopfdruck sozusagen, hört sich ziemlich gut an .

Wenn du vor etwas über einem Jahr auf TM.de zum Thema
"Wie schlägt man Barcelona", die Flow Theory angesprochen hast bist du der Grund warum ich mich damit beschäftige und dann auch diesen Blog geschrieben haben .
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Dandelo
16.12.2011 | 14:19 Uhr
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Dandelo : 
16.12.2011 | 14:19 Uhr
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Dandelo : 
Ja schön wenn ich dich inspiriert habe im "wie schlage ich Barca" Thread. Die Flow Forschung kommt auch immer mehr ins rollen, obwohl es bisher doch mehr oder weniger Enthusiasten sind die sich mit dem Flow Konstrukt beschäftigen, klingt ja zuerst auch ein wenig esoterisch, aber in der naturwissenschaftlich geprägten Psychologie wird das Flow Konstrukt immer mehr anerkannt, obwohl wir immer noch ein großes Messproblem haben und der Flow es uns durch seine Reflektionsfreiheit auch nicht gerade einfach macht.
Aber gerade im Sport scheint der Flow-Zustand einen großen Einfluss zu haben, was den meisten wohl immer noch nicht klar ist, was wohl auch daran liegt, dass nur wenige vorher etwas von einem Flow gehört haben, aber oft hört man von Sportlern, dass sie "in the zone" oder "im Tunnel" waren.
Gerade letztens eine Dissertation überflogen, "Flow-Erlebnis im Tennis" wo ein neuer Aspekt aufkam, nämlich dass sich nicht nur das Zeiterleben verändert, sondern der Sportler im Flowzustand evtl. den Raum anders wahrnimmt. Um es mal überspitzt zu sagen, im Flow Zustand mutiert man evtl. zu einer Art Superhero (a la Hero Nakamura aus der Serie Heroes oder Neo in Matrix).
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Stinkmops
16.12.2011 | 15:03 Uhr
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Stinkmops : 
16.12.2011 | 15:03 Uhr
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Stinkmops : 
Interessantes Blog, da ich die flow-Theorie noch nicht kannte.

In die ähnliche Richtung geht wohl auch der amerikanisch geprägte Begriff des Momentum.
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Jugendförderer
16.12.2011 | 17:55 Uhr
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16.12.2011 | 17:55 Uhr
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@Stinkmops
Den Begriff kenne ich bisher nur aus der Wirtschaft, ich wusste gar nicht das der auch so angewendet wird.

@tom93
Da bin ich überfragt
Wie weit sich Drogen auf den Flowzustand auswirken weiß ich nicht, bin mir auch nicht sicher ob das erforscht wird, ist aber eine nette Geschichte
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Dandelo
16.12.2011 | 18:05 Uhr
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Dandelo : 
16.12.2011 | 18:05 Uhr
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Dandelo : 
@tom

Das mit dem Kiffen ist ein interessantes Thema, Flow wird von einigen auch als Rauschzustand oder auch vergleichbar mit einer Art Trance beschrieben, Untersuchungen ob die Zustände jetzt wirklich vergleichbar sind, gibt es nicht, also kann man nur erst einmal weiter im Nebel stochern. Aber ich kenne beide Zustände und meine, wenn du dich unter THC Einfluss auf etwas fokussierst, den Raum um dich herum gut wahrnimmst und ein sicheres Gefühl bei dem was du tust hast, dann könnte man das wohl schon mit einem natürlich erlangten Flow Zustand vergleichen. Hier ist dann aber auch eine Frage, sind die Zustände wirklich vergleichbar, oder öffnet dir evtl. die Substanz eine Tür zum Flow, evtl. interagieren sogar beide Dinge miteinander. Vom psychologischen und physischem Standpunkt aus ist das auch eine hochkomplexe Frage.
Und das mit dem positiven Gefühl ist so eine Sache, das hängt von Fall zu Fall ab, es mehren sich die Berichte, das Einige bei gewissen Tätigkeiten eine gewisse Spannung/Angst/Besorgnis erfahren müssen um tiefer/schneller/länger in den Flow Zustand zu gelangen. Aber was dem Flow wohl gemein ist, hinterher scheint man positiver zu sein als ohne Flow.
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Jugendförderer
16.12.2011 | 19:46 Uhr
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16.12.2011 | 19:46 Uhr
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Ich sehe das da noch ein paar Dinge übrig bleiben über die man schreiben kann, Doping Einfluss und trainierbarkeit des Flowzustandes.
Der Blog kam ja gut an, ich denke ich schreibe dazu noch etwas.

@Dandelo
Du scheinst dich gut in dem Thema auszukennen, hast du vielleicht Empfehlungen von Literatur für mich?
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Dandelo
16.12.2011 | 20:19 Uhr
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Dandelo : 
16.12.2011 | 20:19 Uhr
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Dandelo : 
@ Jugendförderer

Ja gibt so einiges was man empfehlen kann. Erstmal die Bücher vom Unausprechlichen (gemeint ist natürlich Csikszentmihalyi), hat ja genug geschrieben, wobei da überall gefühlt das Selbe drin steht und du da das ein oder andere bestimmt kennst. Im deutschen Raum beschäftigt sich Falko Rheinberg intensiv mit dem Flow erleben, glaube im Netz kriegt man von dem auch einiges für free. Gibt aber auch eine Menge Arbeiten aus dem universitären Bereich, halt Dissertationen und in letzter Zeit vermehrt Artikel in psychologischen Journals, da kommt man aber bei einigen nicht so einfach ran. Schreib mich doch einfach mal an und gib mir deine emailadresse, evtl. hab ich ja noch den ein oder anderen "tip".
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SuperAlex
20.12.2011 | 10:04 Uhr
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SuperAlex : 
20.12.2011 | 10:04 Uhr
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SuperAlex : 
Ich glaube auch, dass(!) man um in den Flow zu kommen sich vor allem wohlfühlen muss. Das würde auch erklären, warum Mannschaften in Heimspielen so viel bessere Leistungen abrufen. Die Gründe hierfür sehe ich auch zu 90% in der Phsychologie.
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Stinkmops
20.12.2011 | 10:41 Uhr
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Stinkmops : 
20.12.2011 | 10:41 Uhr
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Stinkmops : 
@jugendförderer

Ja, das Momentum wird im amerikanischen Sportvokabular gerne genutzt.
Sinngemäß steht das Momentum dafür, dass einer Mannschaft / einem Sportler ziemlich alles gelingt und sie / er das Spiel fest im Griff hat.

Als Beispiel:

Eine Fußballmannschaft für 4:0 vor heimischer Kulisse. Alles läuft wie geschmiert, die Pässe kommen an. Dann fällt aus dem Nichts das 4:1 und plötzlich das 4:2. In diesem Augenblick wechselt das Momentum: dem eigentlich sicheren Sieger gelingt nichts mehr, dem sicheren Verlierer auf einmal alles.
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