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07.08.2017 | 7612 Aufrufe | 6 Kommentare | 2 Bewertungen Ø 10.0
Ein Appell an die Bundesliga
Eier, die Bundesliga braucht Eier!
Die Liga sollte aufhören, verbale Blumensträuße an die Bayern zu senden, und den Kampf annehmen.

"Wenn es sein kann, dass Usain Bolt über 100 Meter verliert, dann kann vielleicht in Deutschland auch mal ein anderer Meister werden."

Peter Stöger bringt es auf den Punkt, wieder einmal. Leider ist es aber eben Stöger, der diesen Spruch bringt. Einer, den man mag, den man versteht, den man beim Wort nimmt. Nur nicht, wenn er etwas von Meisterschaft redet. Oder sind die Kölner jetzt verrückt geworden, kaum sind sie wieder im europäischen Geschäft? Nein. Stöger weiß nur sehr viel über Fußball. Die Aussage, die er in seinem typischen Schmäh getätigt hat, ist eigentlich eine bedauerliche. Es ist auch ein Appell. Ein dringlicher.

Drehen wir die Uhr zwei Jahre zurück. Die Saison 2015/16 steht vor der Tür. Pierre-Emerick Aubameyang kündigt an: "Bayern wird nicht Meister!" Die Medien und die Fans sprechen von großen, gespuckten Tönen. Von Arroganz. Vom BVB, der eh keine Chance hat.


Es ist die gleiche Saison, in der der SC Paderborn mit 0:6 gegen den FC Bayern verliert. Und sich der Trainer André Breitenreiter nach dem Spiel auf der Pressekonferenz bei den Münchenern für ein "tolles Erlebnis" bedankt. "Wir haben gegen die weltbeste Mannschaft und den weltbesten Trainer gespielt."

Am Ende des Jahres steht überall ein Spruch geschrieben. "München ist wie ein Zahnarztbesuch. Muss jeder mal hin. Kann ziemlich wehtun. Kann aber auch glimpflich ausgehen." Sebastian Prödl spricht scheinbar für die ganze Liga, es fehlt nur noch, dass sich hinter ihm Trainer, Betreuer und Spieler aufreihen, nicken und beginnen, zu applaudieren.

Aubameyang wird am Ende für seinen Spruch belächelt werden, Breitenreiter absteigen und Sebastian Prödl ausgezeichnet, doch nur einer von den dreien hat den Fußball verstanden.

Man könnte jetzt sagen, das ist zwei Jahre her, das ist Schnee von gestern. Warum also hat Stöger recht, wenn er sagt, dass jemand anders Meister werden könne? Weil Sport betrieben wird? Weil Ehrgeiz im Sport wichtig ist? Weil man nie ein Spiel abschenken sollte?

Ja.

"Diese Bayern sind wieder nicht zu stoppen, die Meisterschaft haben sie in der Tasche." Deshalb. Weil Martin Kind, Präsident von Hannover 96, fünf Wochen vor Bundesliga-Start nach einem unwichtigen Vorbereitungsturnier bereits den verbalen Blumenstrauß nach München sendet.

Und auch in diesem Jahr werden Mannschaften nach München reisen, vor Spielbeginn mit den Weltstars des FCB abklatschen, um direkt nach dem Anpfiff den Rückwärtsgang einzuschalten, den eigenen Strafraum belagern und Stoßgebete nach oben schicken, dass die Bayern heute vielleiht doch kein Tor schießen. Zumindest nicht in der ersten Halbzeit. Oder in den ersten 20 Minuten. Oder wenigstens doch den ersten zehn. Bitte, bitte. Seid gnädig, liebe Bayern. Wir machen euch auch nicht den Rasen kaputt. Schön, dass wir hier spielen dürfen, schön, dass ihr uns reinlasst. Und schön auch, dass ihr auch einmal im Jahr zu uns kommt. Dass ihr euch aus dem Schloss heraus begebt, den weiten, harten Weg in eurem Luxus-Bus auf euch nehmt und tatsächlich in unserem Stadion spielt.

"Wenn wir schon nicht gewinnen, treten wir ihnen wenigstens den Rasen kaputt." Rolf Rüssmann brachte es mal auf den Punkt. Diesen Trotz, dieses Jetzt-erst-recht die Bundesliga hat es in den letzten Jahren verloren.

Anfang der 2000er Jahre waren Spiele gegen die Bayern für jeden ein Erlebnis. Da hat man sich auch bedankt, den Vereinswimpel entgegengenommen, dem Betreuer gegeben und danach versucht, dem Gegner wehzutun. Also nicht mit bösen Absichten, sondern auf sportlicher Ebene. Da sind Mannschaften wie Hansa Rostock nach München gefahren und haben gewonnen. Da sind die Bayern nach Cottbus oder Aachen oder Frankfurt gefahren und kamen sich vor wie im gallischen Dorf. Da standen sich elf Mann mit Messerblöcken zwischen den Zähnen gegenüber, die nicht nur ihren Strafraum, sondern das ganze Stadion zu verteidigen wussten. Und die haben dann auch mal gewonnen. Weil sie viel mehr wollten als konnten. Aber das hat eben gereicht. Und wenn es nicht gereicht hat, dann war eben der Rasen kaputt. Immerhin.

Noch heute schwärmen sie auf St. Pauli von dem Abend, als sie Weltpokalsiegerbesieger wurden. Noch heute tragen die Fans das Shirt. Danke für das tolle Erlebnis hat damals keiner gesagt. Man hat selbst eins draus gemacht.

Deswegen sollten sich alle Bundesligisten, wenn es jetzt dann am übernächsten Wochenende losgeht, an die Worte von Olli Kahn erinnern: "Eier, wir brauchen Eier."

Denn wer nur den Arsch hinhält und bittet, nicht zu fest versohlt zu werden, wird nicht ohne blaue Flecken das Stadion verlassen. Wer etwas probiert, sich etwas traut, sich wehrt, auch mal Tore schießen will und anrennt und kämpft und dagegenhält, der könnte auch verlieren. Aber Vorsicht, der könnte die Bayern auch schlagen. Einfach so. Das tut gar nicht weh. Im Grunde wie ein Zahnarztbesuch.

Am Ende können die Bayern wohl wieder Meister werden. Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch. Aber wenigstens sollen sie wissen, dass es nicht einfach war. Und die Bundesliga muss jetzt endlich zeigen, dass sie eine Liga ist und nicht eine Mannschaft und 17 Untergebene, von denen sich nur Einzelne ab und an mal in den Weg stellen. Jeder muss sich immer in den Weg stellen, egal wie weh es tut. Egal wie gering die Chance ist. Die Bundesliga muss zeigen, dass sie ein gallisches Dorf sein kann. Und dass eben jeder auch wirklich jeden schlagen kann.

Und wenn am Ende die Bayern doch Meister werden, dann vielleicht mal wieder im Mai, und nicht im März. Dann dürfen die Bundesligisten auch applaudieren und nicken. Und Anlauf nehmen denn dann probiert man es eben ein Jahr später. Irgendwann wird Rom schon fallen, irgendwann hat man die Nase doch vorne auf der Zielgeraden. Peter Stöger weiß das.

KOMMENTARE
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Schnumbi
08.08.2017 | 13:43 Uhr
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Schnumbi : 
08.08.2017 | 13:43 Uhr
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Schnumbi : 
Klasse geschrieben und ja auch ich als Bayernfan hoffe auf etwas mehr Spannung in der Liga.
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Red_Director
08.08.2017 | 13:52 Uhr
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08.08.2017 | 13:52 Uhr
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Genau meine Meinung.
Eines der größten Probleme der Liga ist, dass wir viel zu wenig Vereine mit Ambitionen haben. Schaut euch Leverkusen an, die zufrieden sind, wenn sie jedes Jahr um den vierten Platz rum rumdümpeln. Oder einen der zig anderen Vereine mit dem Motto "mal sehen was rauskommt". Und deshalb tut z.B. Leipzig der Bundesliga gut, die wollen wenigstens nach oben.
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riesery
08.08.2017 | 18:47 Uhr
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riesery : 1)
08.08.2017 | 18:47 Uhr
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riesery : 1)
@Edelreservis

"Peter Stöger bringt es auf den Punkt, wieder einmal."

Sorry aber so gern ich Stöger mag und viel halte als Trainer, der Spruch ist völlig sinnlos und auch populistisch , weil ein Vergleich zwischen den beiden Sportarten überhaupt kein Sinn macht.

Du kannst doch kein singuläres Event mit 9 Sekunden Länge vergleichen mit einer Saison im Mannschaftssport über 34 Spieltage. Die Regel im Sport (und das haben sogar wissenschaftliche Untersuchungen belegt) ist ganz einfach. Je mehr Spiele du hast gerade in einem Ligasystem desto mehr wird der Faktor Zufall eliminiert und es setzt sich am Ende eben das stärkste Team durch. Zurück zum Beispiel: Bayern kann auch mal einen ganz beschissenen Tag haben und gegen Stuttgart zu Hause verlieren, am Ende könnten sie locker noch mit 10 P Vorsprung Meister werden. Bolt braucht nur eine Millisekunde den Start verpassen und schon ist die Goldmedaille futsch.

Zurück zum Thema Zufall: Deswegen ist auch die Champions League für Bayern auf am wenigsten planbar. Natürlich spielt man gegen viel bessere Gegner aber auch eben der Faktor Zufall wird KO- Spiele massiv erhöht. Siehe das Spiel gegen Real Schiedsrichter Fehlentscheidungen, Pech Glück, Tagesform etc . Alles spielt eine Rolle. Das tut es in der BL über 34 Spieltage eben nicht.

Erfolg im Fußball ist längst käuflich und planbar geworden. In Italien ist seit 5 Jahren Juventus unantastbar Serienmeister, in Österreich RB Salzburg in der BL eben Bayern. Weil eben die Qualität zum Rest ein Vielfaches ist. Gleichstarke Teams klauen sich die Punkte gegenseitig das Beste marschiert am Ende vorneweg. Je größer der Qualitätsunterschied von der Spitze zum Rest, desto eindeutiger fällt das Ergebnis aus. Es gibt keine Liga wo ein Team das den anderen derart qualitativ auf allen Positionen überlegen ist wie beispielsweise in der BL Bayern zum Rest, sich das nicht in der Tabelle ausdrückt. Auch dazu gibt es interessante Studien nebenbei.
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riesery
08.08.2017 | 18:48 Uhr
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riesery : 2)
08.08.2017 | 18:48 Uhr
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riesery : 2)
"Anfang der 2000er Jahre waren Spiele gegen die Bayern für jeden ein Erlebnis"

Es nutzt nichts Vergleiche mit früher herbeizureden, weil sie heute nicht mehr zulässig sind. Anfang 2000 hatte sogar Schalke einen höheren Etat als Bayern und war martktwertmäßig auf Augenhöhe. Heute hat Bayern einen mehr dreifachen Kadermarktwert und der Etat dürfte sich in ähnlichen Dimensionen bewegen. Marktwert spiegelt auf lange Sicht Qualität und Qualität schießt Tore gewinnt Spiele.

Die Bundesliga ist längst zu einem Formel 1 Rennen verkommen zwischen Mercedes , Red Bull Force India etc. Einfach kein Wettbewerb auf sportlicher bzw. finanzieller Augenhöhe mehr.Deswegen ist es auch nicht seriös zu sagen "dieses Jahr gibt es einen anderen Meister". Man kann es hoffen und an die Teams appellieren sich den Arsch aufzureißen gegen Bayern. Aber wenn die Dinge normal laufen und keine Wunder passieren, kann der Titel auch dieses Jahr nur nach München gehen. Da ändert eine durchwachsene Vorbereitung auch nichts. Qualität setzt sich am Ende im Fußball durch. Besonders über 34 Spieltage.

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riesery
08.08.2017 | 18:50 Uhr
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riesery : alle guten Dinge sind 3)
08.08.2017 | 18:50 Uhr
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riesery : alle guten Dinge sind 3)
Last but not least: Zum Thema weiße Fahne hissen gegen Bayern. Das war unter Pep. Da war Bayern spielerisch vielleicht das beste Team der Welt hat selbst Gegner wie Man City oder Arsenal zerstört, vorgespielt, auseinander genommen. Da spielen immerhin noch Fußballer auf höchstem Niveau teilweise. Selbst die waren chancenlos gegenüber Bayerns Positionsspiel und taktischer Klasse.

Völlig normal in meinen Augen, dass dann Mittelklassefußballer und junge Talente aus denen 75 % der BL Team bestehen, da kein Land sehen gegen diese Dominanz , was Bayern teilweise gespielt hat unter Pep. Diese Geschwindigkeit , diese Präzision vereint mit der technischen Klasse von Spielern wie Boateng Thiago oder Lewandowski. Weltklasse auf jeder Position.. Das macht einfach kein Spaß als Fußballer keine Ballkontakte zu haben, du verlierst völlig an Selbstvertrauen im Laufe des Spiels. Da finde ich es auch völlig ok, menschlich da zu kapitulieren und ehrlich zugeben, dass es kein Mittel dagegen gibt/ gab. Wie gesagt: Force India wird auch nie sagen , wir schlagen Mercedes und werden Weltmeister. Mit Ancelotti KÖNNTE etwas Hoffnung entstehen für den Rest der BL weil die Ballbesitzphasen eben nicht mehr so dominant sind aber die individuelle Qualität ist nach wie vor zu hoch.

Auch wenn ich anderer Meinung bin als du geb ich dir trotzdem 10 P, weil es ein netter Appell ist und gut geschrieben ist.
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Edelreservist
09.08.2017 | 22:36 Uhr
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09.08.2017 | 22:36 Uhr
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@riesery

Ja, es ist schon ein wenig anders, zugegeben. Aber 2001 waren die Bayern auch drei mal in Folge Meister und sogar auch CL-Sieger. Und es hat niemanden interessiert. Natürlich ist die Kluft groß und größer geworden seitdem. Und natürlich ist die Wahrscheinlichkeit, dass Bayern Meister wird, sehr hoch.

Und ja, zu Peps Zeiten war es ganz extrem. Aber ich kann auch während der Partie abschalten - wer würde das nicht bei vier, fünf Toren Rückstand. Aber ich muss trotzdem mit Lust und dem Willen, mich zu wehren, in ein Spiel gehen. Und das fehlt mir so n bisschen. Man redet sich die Bayern halt auch unerreichbar. Wenn ich mir einrede, dass da ein unschlagbarer Gegner ist, dann ist er das auch.

Oder wie sepp herberger sagte: "die ungarn wissen gar nicht, wie stark wir sind. Die wissen gar nicht, dass wir stark genug sind, sie zu schlagen."
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