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19.02.2021 | 840 Aufrufe | 0 Kommentare | 0 Bewertungen Ø 0.0
Erling Haaland und das BVB-Dilemma
Die Endlichkeit des Seins
Erling Haaland ist der Beweis von Dortmunds wahrer Stärke aber auch des BVB-Dilemmas.

Es gibt sie. Diese Momente, in denen Raum und Zeit egal sind. In denen sie still stehen.

Wenn deine Kinder dich anlächeln. Wenn du zum ersten Mal die Liebe deines Lebens küsst. Solche banalen Dinge eben. Und es gibt Fußballer, bei denen das ständig passiert.

Wenn sich Lionel Messi den Ball zu einem Freistoß zurechtlegt.

Wenn Cristiano Ronaldo zum Kopfball in die Luft steigt.

Wenn Paolo Maldini zur Grätsche ansetzte.

Wenn Andrea Pirlo oder Andres Iniesta mit einem einfachen Pass das Spielfeld sezierte.

Wenn Zinedine Zidane den Ball mit der Sohle weiterstreichelte.

Wenn Kylian Mbappe seinen ganzen Körper in den Vollspeedmodus bringt.

Raum und Zeit verlieren ihren Wert. Als würden alle, Mitspieler und Gegner zugleich, zu Zuschauern. Nur der Protagonist bewegt sich. Nur der Protagonist zählt. Bis der Ball beim Mitspieler oder im Tor, das Gesehene in den Gedächtnissen und den Geschichtsbüchern landet.

Erst dann nehmen Raum und Zeit wieder Fahrt auf.

Erling Haaland ist ein solcher Fußballer.

In Dortmund wissen sie das. Seit mehr als dreizehn Monaten lässt er von Zeit zu Zeit und immer häufiger Raum und Zeit stehen. Es war Lieber auf den ersten Kick. Ein kalter Abend in Augsburg. Der Antritt, die Dynamik, der Wille. Drei Tore. Ein Ausrufezeichen.

Über ein Jahr später und fast 2000 Kilometer entfernt ein weiteres Ausrufezeichen. Eines von unzähligen. Champions-League-Achtelfinale, Sevilla, Doppelpack.

18 Tore in 13 Spielen in der Königsklasse.

Mehr Treffer als Ronaldo oder Zidane.

Haaland ist 20 Jahre alt.

Das vergessen Zuschauer so leicht, wenn er wieder losbüffelt. Schultern nach oben gezogen, Kopf leicht nach vorne gebeugt. Und ab geht die Fahrt. Die Oberschenkel stampfen wie die eines Nashorns los, der Torriecher immer scharf wie ein Jagdhund. Raum und Zeit bleiben stehen. Seine Gegenspieler auch oder sie prallen ab.

Haaland verkörpert nicht das Grazile eines Lionel Messi, nicht das Filigrane eines Thierry Henry. Das ist okay. Der Norweger ist die fleischgewordene Mentalität. Mit einer roboterhaften Eleganz. Eine triebgesteuerte Maschine. Sein Trieb: Tore. Das zeigt das Scharen mit den Hufen vor dem Anstoß, der explosionsartige Jubel nach dem unvermeidlichen Tor.

Haaland ist das heißeste Eisen auf der Neun. Ein weltweit lang gezüchtetes Vakuum, überall könnte der lange Blonde in den kommenden Jahren seine Weltkarriere in den Rasen hämmern. Raum und Zeit stehen lassen. Geschichte schreiben.

Das wissen sie in Dortmund.

Nicht erst seit Sevilla, auch nicht seit Augsburg.

Was, wenn? Diese Gedanke dürfe manchem Beobachter aber bei beiden Spielen geplagt haben. Ja, was wenn dieser Haaland doch länger beim BVB bleibt. Vielleicht gemeinsam mit Fummelsau Jadon Sancho. Dieses immer mal wieder aufblitzende kongeniale Duo, was könnte es anrichten auf Dauer? Mit einer eingespielten Achse? Als nicht mehr blutjunge Wilde, sondern erfahrene ausgewachsene Maschinerie?

Was, wenn?

Sehnsucht im Konjunktiv.

Haaland ist gefühlt eine Ewigkeit da, dabei sind 13 Monate inklusive pandemiebedingte Zwangspause ein kleiner Punkt auf einem hoffentlich langen Zeitstrahl. Und doch hat er einen Standard gesetzt im BVB-Trikot. Nach Chapuisat, nach Riedle, nach Amoroso, nach Lewandowski. Und daran werden sich bald neue Angreifer messen lassen müssen.

Denn die Jugend und die Fluktuation im Kader der Dortmunder führt zu einer Inkonstanz gepaart mit Genialität, die wiederum zu Umbrüchen führen. Es ist ein Teufelskreis. Ausbrechen heißt Rückschritt oder unkalkulierbares Risiko.

Weltklassetalente verpflichten, ihnen eine Chance geben, Schwächephasen aushalten und akzeptieren, die genialen Momente genießen und feiern und sie am Ende weiterziehen lassen. Das Dortmunder Dilemma, es beweist: Zeit und Raum sind endlich.

In Dortmund wissen sie das. Also genießen sie das Momentum. Gerne mit dem einen oder anderen Pokal in der Hand, aber im Grunde sind sie einfach auch gerne Zuschauer. Ein Teil der Geschichte der Geschichtsschreibenden.

Lieber so als nur Beobachter am Rande. Lieber mittendrin statt nur dabei. Wenn schon nicht die ganz großen Titel auf Dauer gewinnen, dann wenigstens Spaß haben.

Denn Was, wenn? gibt es nicht. Erling Haaland ist unaufhaltsam.. Für gegnerische Verteidiger fast immer, für Dortmund fast sicher. Er wird weiterziehen. Irgendwann. Vielleicht diesen Sommer, vielleicht nächsten. Er wird losbüffeln, in seiner unnachahmlichen Weise. Er wird Tore erzwungen, erwollt haben. Vielleicht wird er große Titel feiern.

Vor allem wird er Raum und Zeit und Gegenspieler stehen lassen.

Ob das in Madrid, Manchester oder Mailand ist weiß wohl noch keiner.

In Dortmund wären sie nur glücklich, wenn es kein anderes großes M wird.

Bis dahin sind sie froh, wenn sie zuschauen können.

Solange die Lawine noch rollt.

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