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03.02.2014 | 1749 Aufrufe | 1 Kommentare | 2 Bewertungen Ø 10.0
Zum Eklat im Davis Cup
Deutsches Tennis und seine Fans
Wenn Siege nicht mehr reichen...

Am Wochenende hat das deutsche Davis Cup-Team gegen Spanien gewonnen und damit den Einzug ins Viertelfinale dieses ehrwürdigen Wettbewerbs perfekt gemacht. Leider hat man bei diesem Coup zu perfekt gespielt, denn schon am Samstag war die Begegnung nach einem überzeugenden Doppelerfolg von Haas/Kohlschreiber gegen die spanische Weltmeisterpaarung entschieden. Zu perfekt aus der Sicht vieler Fans in der Frankfurter Ballsporthalle, die mithilfe von vehementen Pfiffen ihren Unmut über den Ausfall eines unbedeutenden Einzels am Sonntag kundtaten.


Weder Tommy Haas noch Kohlschreiber oder Mayer sahen sich in der Lage anzutreten, der Grund: Verletzungen. Keinem der Spieler wurde Glauben geschenkt. Schließlich hatten sie ja schon an den Tagen zuvor gespielt - und wie! Aber was noch viel wichtiger war: Schließlich hatte man auch für zwei Einzel gezahlt! Und wenn der Deutsche für etwas zahlt, dann will er auch alles dafür bekommen und noch ein bisschen mehr, wenn es keine Umstände macht. Ach, im Prinzip sind ihm auch die Umstände egal.



Verletzungen über Verletzungen


Vielleicht gucken wir zunächst einmal auf die Spieler, die diesen Sieg eingefahren haben, es sind Deutschlands aktuell unbestritten beste Spieler. Aber allesamt sind zumindest in den letzten Monaten immer wieder angeschlagen gewesen. Kohlschreiber hat in dieser Saison bisher nur mit seiner verletzungsbedingten Absage bei den Australian Open auf sich aufmerksam gemacht. Eine Oberschenkelverletzung, der er nun schon wiederholt zum Opfer fiel. Das Spiel im Davis Cup war sein erstes nach seiner Absage und ein Einsatz war lange Zeit alles andere als gewiss.


Haas musste in seinem Tennisleben schon häufiger um die Fortsetzung seiner Karriere bangen, schuld waren meist Schulterprobleme. Diese zwangen ihn auch bei den Australian Open zur Aufgabe in der ersten Runde, die Sehnen in der Schulter waren entzündet, seitdem befand er sich täglich in Behandlung und konnte nicht trainieren. Sein Einsatz im Match gegen Spanien war noch ungewisser als Kohlschreibers. Letztendlich kam er mit der Begründung, er könne die Mannschaft ja auch ohne Einsatz unterstützen, am Ende reichte es sogar für ein Spiel im Doppel. Mehr als gedacht. Wie kann da ein Publikum auf die Idee kommen, er müsse auch noch ein abschließendes Einzel spielen?



Bleibt noch Florian Mayer. Held vom Freitag, als es ihm gelang in einem intensiven 5-Satz-Match den groß aufspielenden Feliciano Lopez zu bezwingen. Unter Einsatz seiner letzten Reserven, wie eigentlich jeder gesehen haben müsste. Er hechtete nach jedem Aufschlag und Passierschlag des Spaniers als wenn es das letzte Match seiner Karriere wäre. Bei einem dieser Sprünge verletzte er sich sogar an der linken Schulter, jede Rückhand habe nach eigener Aussage geschmerzt. Noch während der Partie wurde er behandelt und schluckte Schmerzmittel, aber er gab nicht auf, ja gewann sogar noch. Eine perfekte Show mit dem perfekten Ende! Aber wie wir seit Sonntag nun wissen: nicht genug!



Die Süddeutsche spricht in der aktuellen Ausgabe davon, dass dieses Team unregierbar sei. Andere Medien sprechen von einem erbärmlichen Auftritt ohne Vorbildfunktion. Wo soll man bei so viel Populismus anfangen? Vor allem wenn man den Kiefer noch gar nicht untergebracht bekommen hat?


Erst einmal lässt sich festhalten, eine Tennisnationalmannschaft regiert man nicht, das überlässt man den Staatschefs und Diktatoren. Auch kein Carsten Arriens kann einen Spieler zwingen zu spielen! Er kann ihn nominieren oder eben nicht. Das war es. Wenn er den Wert eines Spielers so hoch einschätzt, dass er ihn auch nominiert, wenn er nur für ein Doppel infrage kommt, ist dies seine Entscheidung. Und er hat zumindest nichts falsch gemacht mit dieser Nominierung, denn am Ende ist seine Taktik mit einem vorzeitigen 3:0 voll aufgegangen! Angesichts dieses Erfolges kann man auch nicht von erbärmlich sprechen, dieses Wort sollte man sich für herbe Niederlagen aufheben, bei denen die nominierten Spieler in einem wichtigen Spiel Arbeitsverweigerung betreiben.


Die Tennisnationalspieler sind nicht die Harlem Globetrotters


Es handelt sich beim Davis Cup um einen sportlichen Wettstreit, Ziel ist der Sieg und nicht die Bespaßung der Zuschauer. Für die Bespaßung ist schließlich auch Fernseh-Co-Kommentator Nicolas Kiefer zuständig, der jetzt sogar den Rausschmiss der Verweigerer forderte und sich auch einen Rücktritt des Teamchefs vorstellen könnte. Mit anschließendem Komplettumbruch des Teams. Erstens ist Arriens gerade erst Teamchef geworden, da kann man schon mal wieder einen neuen brauchen...


Und zweitens, mit welchen Spielern soll der Umbruch stattfinden? Ist es nicht für alle Zuschauer schöner, wenn die besten Spieler antreten und Aussichten auf Siege haben? War das in den letzten Jahren nicht eigentlich unser Problem, dass nie alle Topspieler verfügbar waren?


Bis ein Alexander Zverev in ein für den Davis Cup interessantes Alter kommt, werden noch mindestens vier Jahre vergehen, da sollten wir hoffen, dass die aktuelle Ü-30-Generation noch einen Moment zur Verfügung steht.



Medial komplett untergegangen ist der überzeugende Sieg von Daniel Brands, der komplett unverschuldet unter den unnötigen Pfiffen der Zuschauer zu leiden hatte. Die ewigen Forderungen nach Haas und Kohlschreiber zeugen von einem bedenklichen Maß an Ignoranz (vor allem fachlich) seitens des Publikums gegenüber den Entwicklungen in der deutschen Tennisszene. Wer denkt, dass ein Brands nur zweite Wahl ist, sollte sein Geld besser in Freizeitparks investieren.


Man kann an dieser Stelle noch zu bedenken geben, dass die Partien Argentinien:Italien und USA:Großbritannien ohne öffentlichkeitswirksamen Eklat ebenfalls vorzeitig beendet wurden.

KOMMENTARE
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TT1975
06.02.2014 | 14:06 Uhr
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TT1975 : Sehr gut
06.02.2014 | 14:06 Uhr
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TT1975 : Sehr gut
Immer erstmal sehen/fragen, wie es wirklich war. Oder wie Dylan schon sang: "Don't criticize what you can't understand"

Das Zuschauer sich aufregen, kann ich ja noch irgendwo aktzeptieren. Aber das Kiefer so den Kiefer aufreißt, ist schon traurig. Er hat doch sicher alles an Hintergrundwissen und sollte eher den Druck vom Kessel nehmen, als noch Öl ins Feuer zu gießen.
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