Die aktuelle Krise des BVB lässt sich mehr oder weniger anahnd von Drei Bereichen erklären. Viele werden sagen: "das ist zu einfach", ich aber sage - es IST so einfach!

1. Das taktische Defizit im System Klopp
Ein taktisches System ist immer nur so lange brauchbar, bis ein findiger Trainer dieses durchschaut und seiner Mannschaft nicht nur theoretisch, sondern vor allem praktisch ein Gegenmittel einimpfen kann.
So war es z.B. auch beim jahrelang dominierenden FC Barcelona - Peps Tiki-Taka hatte so wie alle Taktiken Schwachstellen. Zu einem großartigen Trainer gehört es, dieses zu erkennen, anzuerkennen und gleichermaßen zu handeln - sprich ebenfalls seiner Mannschaft in Theorie und Praxis eine Modifizierung mitzugeben.(Mir fällt spontan kein Trainer ein, der dieses bisher beim gleichen Verein geleistet hat, das ist aber eine andere Geschichte).
Die taktische Idee von Jürgen Klopp, die konsequent seit seinem Amtsantritt 2008 erübt und verfeinert wurde und sich ebenfalls auf die Kaderplanung umschlug, hatte ihren Höhepunkt von 2011-2013. Das wichtigste hierbei ist das Wort "hatte".
Diese Zeit ist vorbei. Die Taktik durchschaut. Das enorm starke Gegenpressing und die daraus resultierenden überfallartigen Konter Geschichte.
Was viele Trainer schon früh wussten, es bedarf mehr oder weniger "nur" einer konsequent umgesetzten Definsivorientierung, konnten in den letzten Monaten viele Vereine so umsetzen. Darüber hinaus gelang das vielbesagten "Mehr-Tore(oder zumindest gleichviele)-als-der-Gegner-schießen". Überlässt man dem BVB das Spiel, muss dieser mit seiner taktischen Beschränkung auf Gegenpressing und Konterspiel im Contraire das Spiel selbst machen.
Das überfordert eine Vielzahl der Akteuere und auch Jürgen Klopp hat, so scheint es, keinerlei Alternative im Reportoire.
Ich möchte hierbei kurz anerkennend darauf hinweisen, dass Jürgen Klopp mit dieser Taktik in den Jahren 2011-2013 den Fussball gewissermaßen revolutioniert hat. Leider scheint es ihm nicht möglich, diese zu modifizieren um den taktischen Gegner wieder einen Schritt voraus zu sein.

Zu einer taktischen Idee gehört - und ist somit unweigerlich verbunden - das Spielermaterial.

2. Die Kaderplanung
Die Transfers von Borussia Dortmund sind seit 2008 auf die taktische Idee von Jürgen Klopp ausgerichtet. Meist junge, hungrige Spieler von übermäßigem Talent gesegnet. Aufgrund seiner rethorischen unbestrittenen Fähigkeiten und offensichtler sozialen Kompetenz im Umgang mit den jungen Spielern, ist es Jürgen Klopp so gelungen eine Mannschaft nach seiner Vorstellung zu schleifen.
Über die Jahre hinweg immer wieder optimierend und auch vor radikalen Schnitten im Zuge des maximalen Erfolgsgedanken nicht zurückschreckend (man erinnert sich an Lucas Barrios), entwickelte er so mit vergleichsweise bescheidenen Mitteln eine internationale Top-Mannschaft, die ohne Zweifel sogar nah dran war sich die Krone Europas aufzusetzen.
Jedoch genau darin liegt nun das aktuelle Problem. Es wurde sich zu lang auf dem Erfolg ausgeruht, anstatt akribisch an einer Anpassung des Systems zu arbeiten. Die Konkurreten schlafen nicht. Dies muss man der gesamten Verantwortlichenebene von Borussia Dortmund ankreiden.
Es wurden Spielertypen geholt, die perfekt in das System passen, ohne dabei zu bemerken, dass das System selbst nicht mehr passt. Die Folge ist jetzt ein hochtalentierter Kader, der jedoch in dieser Konstellation offensichtlich nicht bestehen kann. Neue Reizpunkte am system und innerhalb der Mannschaft wurden mit z.B. Mandzukic, de Bryune, etc. versäumt.

3. Die Moral
Erschwerend hinzukommt die Moral aller Beteiligten. Die Voraussetzungen für den Verein sind eigentlich optimal: Eine breite Fan-Basis die wie eine Eins hinter ihrer Mannschaft steht, eine finanzielle Lage die in der Bundesliga (abgesehen von Bayern und den Werksklubs) seines gleichen sucht und ein durch den Erfolg der jüngsten Vergangenheit internationales Renommee (was vor allem bei Verplfichtungen von Spielern enorm wichtig ist).
Zum einen hat es der Trainerstab nicht verstanden seine Idee weiterzuentwickeln, geschweige denn früh genug zu erkennen, dass die bisherige Idee ausgedient hat. Somit kam mitten in der Saison das böse erwachen. Anstatt hier sofort eine Änderung vorzunehmen, auch wenn dies schwer ist, wird der gleiche Stiefel heruntergespielt und gipfelt somit in desaströsen Niederlagen wie gestern zu Hause gegen Augsburg. Wie dort Bälle durch läppische Fehlpässe und planloses Schlagen von hohen Bällen das Spiel - 30 Minuten lang in Überzahl - geführt wurde war eine Offenbarung.
Nun stellt man sich unweigerlich die Frage: Kann Jürgen Klopp überhaupt etwas anderes? Und kann er es der Mannschaft überhaupt beibringen? In der aktuellen Notsituation? Ich glaube nicht, dass es klappt - zudem wäre er der, oder zumindest einer der ersten, dem dies gelingen würde.
Gefolgt von diesem ist die Uneinsichtigkeit des Vorstandes bei der Konfrontierung mit Fehlern. Ob Transfers oder andere Personalentscheidungen, das Triumvirat strotzt nur so von Arroganz, die es sich angesichts der Lage des Vereins eigentlich nicht leisten kann. Demut und das Selbstbewusstsein aus den gemachten Fehlern zu lernen und die Mannschaft durch vielleicht auch unpopuläre Entscheidungen wieder in die Spur zu bringen, wäre die deutlich passendere Variante.
Leider sucht man diese Vergebens.
Zum Schluss bleibt noch die Mannschaft. Die Aussagen der meisten Spieler krönen sich mit der des einst degradierten Weidenfellers, der die Tabellensituation als 18. nach 18 Spieltagen als "Momentaufnahme" beschreibt. Sicherlich kommt bei jedem Inteview auch der Satz "wir haben den Abstiegskampf begriffen", die Ausagen die aber meist vor oder danach zu hören sind, zeigen dass es sich dabei nur um eine Floskel handelt, deren Inhalt nicht in den Köpfen angekommen ist.
Ich persönlich würde der Mannschaft raten, sich bis zum Ende der Saison exklusive dem Kapitän ein Interviewverbot aufzuerlegen und auch von private Angelegenheiten (Disko etc.) bis auf weiteres zu verzichten. Irgendwann haben sich Sätze wie "die letzen Spiele werden ein Kampf" auch abgenutzt. Die meisten Spieler wissen, dass sie im Zweifelsfall auch bei anderen Top Klubs unterkommen.
Die Liebesbekundungen derer Topstars (Reus, Hummels, medial Micki) haben sich auch schon anders angehört. Vielleicht, weil sie selbst gemerkt haben, dass das System Klopp überholt ist und sie ihm nicht die Wende zutrauen.

Ich wünsche es dem BVB, schon allein der Rivalität und des deutschen Fussballs wegen, dass Sie die vielbesagte Wende schaffen, ihre Fehler anerkennen und konsequent handeln.
Meines Erachstens nach wird dann Jürgen Klopp kein offizieller Teil mehr von Borussia Dortmund mehr sein.