So haben die Laker sich das sicher nicht vorgestellt. Diese Saison sollte mit einem dritten Titel in Folge enden. Mit Kobes sechstem Ring, mit Phils vierten threepeat. Doch am Ende der Lakers Saison 2011 steht eine peinliche 36 Punkte Niederlage und die Frage wie tief die Wunden wirklich sind. Haben die Lakers gestern mehr verloren als "nur" eine Playoffserie und die Chance auf den sechsten Titel in elf Jahren?

Verloren hat man auf jeden Fall den besten Coach der NBA und vielleicht den besten Trainer der letzten 25 Jahre, unabhängig von der Sportart. Phil Jackson gab währende der Saison bekannt, dass dies seine letzte Saison als Coach der Lakers sein, ein letzter Versuch den Titel zu verteidigen und zum vierten Mal drei Titel in Serie zu gewinnen. Hätte Jackson sich nach einen weiteren Titel überreden lassen noch eine Saison weiter zu coachen? Ich kann es nicht beurteilen aber nach dieser Blamage wird er sicher seinen Hut nehmen.

Traurig ist das Phils illustere Karriere mit so einem Spiel enden musste. Noch nie wurde ein von Jackson geführtes Team in den Playoffs gesweept, noch nie hat ein Team von Jackson ein Playoffspiel nach nicht einmal zwei Vierteln aufgegeben. Beide Serien rissen gestern in wenigen Minuten. Als dann Lamar Odom und Andrew Bynum auch noch entschieden, es sei eine gute Idee sich für billige, brutale und überflüssige Fouls von Feld stellen zu lassen, anstatt in Würde, wie ein amtierenden Champion, abzutreten wurde klar, dass Jackson Karriere zum Ende ein paar hässliche Kratzer aufweisen würde, die so gar nicht zu seinem sonstigen Erfolg passen wollen.

Fakt ist, dass ein Mann wie Jackson sich nicht fragen sollen müsste ob er ein Jahr zu lange geblieben ist, ob er den richtigen Moment für den Ausstieg verpasst hat. Aber da ihn Bynum, Gasol, Odom und die komplette Laker Bank gestern im Stich gelassen haben werden ihm genau diese Gedanken durch den Kopf gehen, wenn er in zwei Woche in Montana versucht diesen peinlichen Abschied beim Fischen zu vergessen.


Auch die Zukunft der Lakers sah vor wenigen Tagen noch großartig aus. Man hatte mit Kobe Bryant einen Spieler der definitiv in die Top Ten der besten Basketballspieler aller Zeiten, mit Gasol einen Allstar, mit Bynum einem jungen Center mit unglaublichem Potential nach oben und einen Tradewert der nahezu unbegrenzt schien, mit Odom den besten sechsten Mann der Liga und mit Artest eine Spieler der trotz all seiner Verrücktheit als defensives Mastermind galt.

Analysiert man die Lage nun im neuen Licht sieht die Zukunft der Lakers nun nicht mehr so rosig aus. Zu Kobe kommen wir später, beginnen wir also mit Pau Gasol. Gasol machte in seinen 10 Playoffspielen in diesem Jahr im Schnitt 13 Punkte und holte 8 Rebounds. Diese Zahlen sind nicht das was man von einem Spieler erwartet der in 2012 19 Millionen und in 2013 weitere 19.2 Millionen verdienen wird. Zum Vergleich: Joakim Noah (12 Punkte, 11 Rebounds in diesen Playoffs) wird in 2012 gerade einmal 12 Millionen verdienen. Pau ist also überbezahlt und wurde in diesen Playoffs von seinem Bruder ausgespielt. Mit diesem Vertrag ist Gasol Tradewert äußerst begrenzt, denn kaum ein Team wird bereit sein hohe Picks oder Spieler mit guten Verträgen für Gasol abzugeben.

Auch Bynums Tradewert, der aufgrund seinen Alters (23 Jahre) stets als sehr hoch galt, hat in diesem Playoffs gelitten. Jeder weiß bereits über seine Verletzungsanfälligkeit Bescheid, doch in der Serie gegen Dallas kam noch ein weiteres rotes Tuch hinzu: seine Einstellung. Ohne Frage hat niemand in LA es gerne gesehen, dass Bynum nach dem zweiten Spiel gegen Dallas mit den ominösen "Vertrauens Problemen" an die Öffentlichkeit ging und auch sein brutales Foul gegen JJ Barea, bei dem ihm klar gewesen sein muss das er danach nicht weiter auf dem Feld steht spricht nicht gerade für mentale Stärke. Bynum ist also ein Spieler der verletzungsanfällig ist, sein volles Potential nie zu erreichen scheint und nun auch noch durch Einstellungsprobleme auffiel, kombiniert man dies mit seinem Gehalt von über 16 Millionen in 2012 muss man seinen Tradewert und seinen Wert für die Lakers wohl etwas nach unten korrigieren.

Auch Artest ohnehin nicht gerade berauschendes Ansehen hat gelitten, die erste Frage ist, ob man wirklich einer der besten Verteidiger der Liga sein kann, wenn JJ Barea durch die Verteidigung gleitet wie ein Harlem Globetrotter gegen die Generals, und seien wir ehrlich Barea ist nicht gerade Derick Rose oder Dwayne Wade. Die zweite Frage ist ob sich irgendjemand auf einen Spieler verlassen möchte, der durch eine dumme brutale Clothesline in einer wichtigen Playoffserie für Spiel drei gesperrt wird.

Der größte Verlierer nach Phil Jackson war gestern Abend allerdings jemand anderes. Kobe Bryant. Bryant hat gestern Abend in meinen Augen ein für alle Mal die Chance verspielt in einem Atemzug mit MJ genannt zu werden, geschweige denn ihn als besten Basketballspieler aller Zeiten abzulösen. MJ hätte niemals zugelassen, dass sein Team ihm und seinem Coach so in den Rücken fällt und ein Spiel nach nicht einmal zwei Viertel aufgibt. Desweiteren gab es keine Playoffserie in der MJs Bulls als Favorit galten und Jordan nicht der besten Spieler auf dem Feld war, Dirk Nowitzki war aber ohne Frage der beste Spieler in dieser Serie.

Eine weitere interessante Statistik aus den Playoffs ist, dass nur 19 seiner 83 Würfe gegen Dallas aus der Umgebung von drei Metern um den Korb kamen. In der regulären Saison habe ich vermutet, dass Kobe seine größte Waffen, seine Explosivität und seinen Antritt aufgrund seines Alters für die Playoffs aufspart. Diese Statistik beweist das Gegenteil, Kobe hat seinen Antritt und damit seine gefährlichste Fähigkeit verloren oder zumindest stark eingebüßt. Für mich ist klar, dass die Lakers keinen weiteren Titel mit Bryant als ihrem besten Spieler gewinnen werden.

Was denkt ihr: Ist die Lakers Dynastie beenden oder ist dies nur ein kleiner Stolperstein auf dem Weg zu neuen Großtaten?