Was haben wir uns nicht alle gefreut, dass die totale Dominanz des Großmeisters Phil Taylor endlich vorbei ist. Wir glaubten, es könne nun wieder spannend werden. Viele Spieler auf eine Niveau. Viele, die Titel gewinnen können. In der Theorie möglich, denn die Leistungsdichte ist deutlich enger zusammen gerückt. Doch eine grüne Maschine aus den Niederlanden sorgt derzeit für ein De-ja-vu. Michael van Gerwen. Der Dominator der Darts-Szene 2015 und absolute Topfavorit auf den WM-Titel 2016.
War es das verlorene WM-Halbfinale im Vorjahr gegen den späteren Weltmeister Gary Anderson? Van Gerwen verpasste die Chance als erst dritter Spieler der PDC Geschichte seinen WM Titel zu verteidigen. Diese Niederlage trieb ihn noch mehr an und so war das verlorene Halbfinale war der Startschuss für ein furioses Jahr 2015, in denen der 26-jährige Niederländer die Konkurrenz nahezu in Grund und Boden spielte. Er legte eine Dominanz und Konstanz an ddn Tag, die man bisweilen nur von dem großen Phil Taylor kannte.
Michael van Gerwen startete direkt mit einem Majorsieg ins Jahr 2015. Die Unibet Masters, an denen nur die Top16 der OoM teilnahmen. Es folgten Siege beim World Matchplay, den European Championships, dem Grand Slam, der World Series und zuletzt den Players Championship Finals.
Er stand im Jahr 2015 in jedem Majorfinale, außer eben bei der WM und der Team-WM, wo er mit Raymond van Barneveld im Halbfinale ausschied.
Bei der heute beginnenden William Hill World Darts Championship 2016 ist es also kein Wunder, dass alles, wirklich alles, für die grüne Maschine aus den Niederlanden spricht. Fragt an die Experten, gibt es kaum jemanden, der nicht auf van Gerwen setzt. In der Order of Merit, die auf die letzten beiden Jahren angesetzt ist, hat van Gerwen inzwischen mehr als doppelt soviel Preisgeld eingespielt , wie die Nummer 2 der Welt, Gary Anderson.
Nach so einem Jahr 2015, ist es auch schwer vorstellbar, dass er ausgerechnet zum größten Turnier seine Topform verliert. Zudem war er der einzige Spieler, der bei jede Majorturnier mindestens im Viertelfinale stand!
Nun fragt an sich, wer kann ihm gefährlich werden? Wer kommt rechtzeitig zur WM in die Form, um van Gerwen wirklich in einem sehr langen Match zu bezwingen?
Taylor erstmals ohne Major Sieg
Einer derjenigen, die van Gerwern gefährlich werden könnte, ist natürlich der 16-fache Weltmeister Phil Taylor. Erstmals, seit es die aktuelle Geldrangliste gibt, ist Phil Taylor nur auf Rang 3 gesetzt. Ungewohnt häufig ließ der Großmeister in diesem Jahr die Chancen auf die Doppelfelder liegen. Das beste Beispiel, das Finale des Grand Slams, welches er mit 13:16 gegen van Gerwen verlor. Dabei führte Taylor schon deutlich, doch mit dem versagen auf die Doppel brachte er den Niederländer wieder ins Spiel und verschenkte am Ende den Titel.
Damit ist Major erstmals in seiner Karierre, soweit ich mit entsinne, in einem Jahr ohne Majortitel. Etwas unvorstellbares. Doch in meinen Augen macht genau das Taylor so gefährlich.
Vom Ehrgeiz verfressen
Taylor strotzt nur so vor Ehrgeiz. Das braucht man auch, wenn man sich nach so vielen Titel und so vielen Jahren des Erfolges immer wieder neu motivieren möchte. Er sagt immer, er müsse nun noch mehr und noch härter trainieren, um van Gerwen zu schlagen. Sein klares Ziel ist es, diesen verdammten 17.Weltmeistertitel einzufahren. Und ich traue es ihm zu. Trotz diesen doch dürftigen Jahres für Taylor. Denn , wie oft wurde Taylor in den letzten Jahren nach schwächeren Leistungen tod geredet? Wie oft wurde gesagt, er würde kein Majorturnier mehr gewinnen. Genau in diesen Momenten, ist Taylor da. Er will es allen zeigen, dass er es doch noch kann. Am liebsten in einem Finale gegen van Gerwen. Und genau dieses WM Finale tippe ich auch.
Der amtierende Weltmeister ist zu unkonstant
Wer hat noch Chancen auf den WM Titel? Na klar. Der amtierende Weltmeister Gary Anderson. Der Schotte brillierte im vergangenen Jahr, obwohl er in der 2.Runde gegen Jelle Klaasen beinahe schon ausgeschieden wäre. Das Jahr 2015 begann eigentlich auch ganz gut. Anderson sicherte sich die Darts Premier League, fiel danach aber in ein Loch. Beim World Matchplay verabschiedete er sich bereits in Runde 2 gegen Mensur Suljovic. Das verlorene Finale gegen van Gerwen hatte ich schon thematisiert, Anderson ist jederzeit in der Lage, Spiele für sich zu entscheiden. Er ist in der Lage, erneut Weltmeister zu werden. Doch nimmt man die letzten Wochen, fällt es irgendwie schwer, daran zu glauben, dass er die Konstanz, die er zuletzt vermissen ließ, rechtzeitg zur WM wieder findet. Zumindest dann, wenn es in einem Finale gegen van Gerwen gehen sollte. Die Doppel sind und bleiben das leidige Thema bei Anderson. Trifft er sie, dann kann er jeden schlagen. Hakt es da, wird es oft schwierig. Zudem könnte es im Halbfinale das Vorjahresfinale gegen Taylor geben.
Wright? Lewis? Wade? Thornton? Oder ne Überraschung?
Es gibt viele Namen, die man nun in den Raum schmeißen könnte, die sicherlich auch das Potenzial dazu haben, Weltmeister zu werden. Gerade Peter Wright, Finalist von 2014, spielte ein durchaus gutes Jahr. Ihm fehlt jedoch der letzte Schritt zum großen Titel. Zweimal versaute ihm van Gerwen die große Chance zum Titel. Der ehemalige Topdarter Wayne Mardle glaubt jedoch daran, dass Wright in diesem Jahr der große Wurf gelingen kann. Und Mardle hat Ahnung, immerhin sagte er Thornton's Sieg beim World Grand Prix vorraus. Doch auf ihn warten starke Gegner. in Runde 1 wartet der Juniorenweltmeister von 2014, Keegan Brown. Der bereits gewiesen hat, dass er gute Nerven hat. In der 3.Runde könnte Dave Chisnall warten, der in der OoM ein bisschen abgerutscht ist. Neben Lewis im Viertelfinale, könnte im Halbfinale ausgerechnet Michael van Gerwen warten.
Ebenso Doppelweltmeister Adrian Lewis. Der gerade bei der WM immer wieder in Topform kommt und seine Topleistungen abrufen kann. Er sagt selbst, dass die WM sein Lieblingsturnier sei. Das Finale bei den Players Championship Finals zeigte jedoch, dass er aktuell nicht an die Form von einem van Gerwen herankommt.
Auch James Wade wird immer mal wieder genannt. Doch die ehemalige Nummer 2 der Welt und die WM waren bisher noch keine großen Freunde. Und meiner Meinung nach, wird dies auch so bleiben. Ähnlich bei Robert Thornton. Zwar gewann er den World Grand Prix im Oktober, fiel er danach jedoch in ein kleines Loch.
Überraschung durch Suljovic oder Smith?
Aus deutschsprachiger Sicht war das Jahr 2015 ein tolles. Nichtnur, dass Max Hopp Juniorenweltmeister wurde, sondern auch deshalb, weil der Österreicher Mensur Suljovic den Sprung in die Top32 geschafft hat. Der Wiener sprang sogar bis auf Rang 21, stand in jedem Major, in den er qualifiziert war, bis auf eines, immer im Viertelfinale. Beim World Grand Prix, sowie den Players Championship Finals stand er sogar im Halbfinale, verpasste den letzten großen Schritt jedoch immer wieder. Gelingt ihm nun bei der WM vielleicht der große Wurf? Gerade sein langsamer Wurfstil bringt die Gegner oftmals aus der Konzentration. Dazu ist Suljovic ein genialer Checker, der immer wieder Highfinishes ins Board knallt. Besonders die D14 ist dabei seine Stärke! Jedoch glaube ich nicht, dass es für ganz weit vorne reicht. Aber sollten ein paar Favoriten straucheln, könnte er zur Stelle sein.
Ähnlich Michael Smith. Der Juniorenweltmeister von 2013 zeigte vor 2 Jahren, dass mit ihm zu rechnen ist, als er Phil Taylor aus dem Turnier schmiss. Smith ist mittlerweile die Nummer 8 der Welt und gewann auch schon ein paar European Tour Events. Der große Coup auf der ganz großen Bühne blieb aus. Doch vielleicht wird die WM2016 ja genau seine. Irgendwann wird der Knoten platzen!
Nun gehts los
Heute Abend um 20 Uhr startet auf sport1 also die Darts WM2016. Auch wenn vieles für Michael van Gerwen spricht, darf an gespannt sein, ob er dem ganz großen Druck standhält, oder es eine ähnliche Überraschung geben wird, wie vor 2 Jahren, als Phil Taylor ähnlich Dominant unterwegs war und in der 2.Runde eben an Michael Smith scheiterte. Gerade in der 3.Runde könnte er auf Raymond van Barneveld treffen, der bei der WM eigentlich auch immer wieder seine besten Darts auspackt.
Ich wünsche euch allen viel Spaß und viele 180er. Game On!
