Mainz siegt in Hamburg nach Rückstand

Jochen TittmarMatthias Kohlmaier
06. März 201120:47
Guy Demel (l.) im Laufduell mit dem Mainzer Kapitän Nikolce NoveskiGetty
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Der 1. FSV Mainz 05 gewann am 25. Spieltag der Bundesliga mit 4:2 (0:1) beim Hamburger SV, überholt damit den FC Bayern München und steht nun auf Rang vier. Hamburgs Rückstand auf die internationalen Plätze beträgt nach der Pleite bereits fünf Punkte.

Vor 50.000 Zuschauern in der Hamburger Imtech-Arena ging der HSV durch ein irreguläres Tor von Marcell Jansen (17.) in Führung.

Nach der Pause fielen drei Tore in fünf Minuten: Mainz kam durch Andre Schürrle zum Ausgleich (56.). Wenig später traf Mladen Petric zur erneuten HSV-Führung (59.).

Ein Eigentor von Gojko Kacar (61.) brachte Mainz das 2:2.

Für die Entscheidung zugunsten der Gäste sorgten erneut Schürrle (82.) und Florian Heller (88.).

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: HSV-Coach Armin Veh nimmt im Vergleich zum 1:1 in Kaiserslautern eine Änderung vor: Für Trochowski spielt Pitroipa. Thomas Tuchel bringt auf Mainzer Seite nach dem 2:1-Erfolg in Hoffenheim zwei Neue in die Anfangself: Der wiedergenesene Svensson kehrt erstmals seit dem 12. Spieltag wieder in die Startformation zurück, für ihn muss der grippegeschwächte Fuchs weichen. Im Sturm darf Risse für den verletzten Allagui ran.

5.: Erste Chance für Mainz. Kirchhoff spielt aus der Zentrale einen feinen Pass die Tiefe zu Schürrle. Der schießt aus zehn Metern halbrechter Position am langen Pfosten vorbei.

17., 1:0, Jansen: Petric flankt von rechts mit rechts in die Mitte. Sein Ball wird von Kirchhoff so abgefälscht, dass er am langen Pfosten beim ungedeckten Jansen ankommt. Der nimmt die Kugel volley mit links und donnert den Ball an die Unterkante der Latte. Der Linienrichter hebt die Fahne, Rafati entscheidet auf Tor. Dabei war der Ball klar vor der Linie. Krasse Fehlentscheidung!

26.: Die erste Ecke für Mainz und gleich brennt's: Ivanschitz bringt den Ball von rechts auf den kurzen Pfosten. Bungert spielt den Ball sehenswert aus der Luft mit der Hacke aufs Tor. Rost klärt, wieder zu Bungert. Dessen zweiter Schussversuch wird von Mathijsen geblockt.

30.: Wieder Mainz: Über Polanski landet der Ball bei Soto, der Ivanschitz mit einem direkten Pass in die Tiefe einsetzt. Der Österreicher steht allein vor Rost, aber der Keeper bleibt lange stehen und klärt den Schuss von halblinks aus etwa zwölf Metern mit dem linken Fuß.

48.: Der eingewechselte Ben-Hatira setzt sich auf links durch und passt gefährlich flach nach innen. Dort klärt Fathi in letzter Sekunde vor dem einschussbereiten Petric.

56., 1:1, Schürrle: Holtby spielt Fathi links frei. Der flankt direkt in die Mitte. Schürrle ist vor Aogo am Ball und köpft den Ball gekonnt ins lange Eck.

59., 2:1, Petric: Guerrero setzt sich nach einer Rechtsflanke nach einer Kopfballvorlage von Petric grenzwertig gegen Noveski durch. Von dort prallt der Ball wieder auf Petric zurück, der mit rechts flach einschießt.

61., 2:2, Kacar (Eigentor): Mainz spielt sich rechts bis zur Grundlinie durch und passt zum Sechzehnereck zu Risse. Der hält einfach mal drauf. In der Mitte fälscht Kacar die Kugel unhaltbar für Rost ins lange Eck ab.

82., 2:3, Schürrle: Westermann verliert im Mittelfeld den Ball an Polanski. Der schickt Schürrle mit einem herrlichen Pass. Der Stürmer ist halblinks frei durch, zieht nach innen und schiebt souverän vor Rost ein.

88., 2:4, Heller: Pass in die Tiefe von Holtby auf Schürrle. Der legt von rechts in aller Ruhe auf Heller ab, der aus zwei Metern nur noch ins leere Tor einschieben muss.

Fazit: Hochklassiges Spiel mit einem verdienten Sieger. Mainz hatte die reifere Spielanlage und schlug vorne viermal eiskalt zu.

Der Star des Spiels: Andre Schürrle. Spulte ein unglaubliches Laufpensum ab und lief in der Hamburger Hälfte zusammen mit Risse so gut wie jedes Loch zu. Wenn Mainz umgeschaltet hat, war Schürrle stets anspielbar und sorgte für die nötige Entlastung nach vorne. Wies zudem eine passable Zweikampfquote auf, bereitete ein Tor vor und war selbst zweimal im Stile eines echten Torjägers zur Stelle.

Der Flop des Spiels: Jonathan Pitroipa bekam den Vorzug gegenüber Piotr Trochowski, enttäuschte auf der ganzen Linie und durfte nach 45 Minuten zum Duschen. Warum? Er verlor 16 von 18 Zweikämpfen und hatte mit die wenigsten Ballkontakte beim HSV. Mit dieser Bilanz lässt sich nur schwer etwas ausrichten.

Der Schiedsrichter: Babak Rafati erwischte mal wieder einen richtig schlechten Tag. Auch wenn er beim Hamburger 1:0 von seinem Linienrichter im Stich gelassen wurde, ist ein solcher Fehler natürlich unverzeihlich. Hätte dem HSV bei Svenssons Foul an Guerrero kurz nach der Pause einen Elfmeter geben müssen. Der Zweikampf zwischen Westermann und Soto wenige Momente vor dem 1:1 war regelkonform. Guerreros Arm-Einsatz gegen Noveski vor dem 2:1 hätte man auch abpfeifen können. Das grobe Foul von Mathijsen an Kirchhoff im ersten Durchgang hätte ebenfalls eine andere Farbe verdient gehabt. Zudem mit einigen falschen Abseitsentscheidungen.

Analyse: Mainz ließ den HSV wie erwartet ein wenig kommen und stand gut gestaffelt in der Defensivbewegung. Hamburg versuchte, die wenigen Lücken zu erkennen und in die Breite zu spielen, kam aber kaum entscheidend durch.

Nach dem irregulären Tor brauchten die Gäste ein paar Minuten, um sich wieder zu besinnen.

In der Folge erkämpfte sich Mainz jedoch durch kluges Verschieben oft Überzahl im Mittelfeld und schaltete bei Ballgewinn wie gewohnt blitzschnell und schnörkellos um. Vor allem das Pressing in der gegnerischen Hälfte bereitete den Hausherren Probleme, die dadurch immer wieder auf den langen Ball zurückgreifen mussten.

Hamburg kam energisch und laufstärker aus der Kabine und schien von den Gästen gelernt zu haben: Plötzlich griffen die Rothosen in der Mainzer Hälfte rund 10 bis 20 Meter früher an. Damit kam Mainz überhaupt nicht klar und verlor viele Bälle frühzeitig.

Durch die drei Tore in nur fünf Minuten entwickelte sich ein packender Fight, das Momentum wogte hin und her. Dabei ging die Struktur bei beiden Teams allerdings verloren, viele Aktionen beruhten auf dem Zufallsprinzip.

Mainz behielt am Ende kühlen Kopf und schaffte es, sich wieder so wie im ersten Durchgang zu formieren und den HSV im Mittelfeld vermehrt unter Druck zu setzen. Die Gäste gehen letztlich dank ihres sehr guten Umschaltverhaltens verdient als Sieger vom Platz.

Hamburg - Mainz: Daten zum Spiel