Nach dem 19. Sieg von Borussia Dortmund im 25. Saisonspiel sind offensichtlich auch die letzten Zweifler überzeugt: Deutscher Meister wird nur der BVB. Immer mehr Offizielle und Spieler glauben nach dem 1:0 über den 1. FC Köln an die Erfüllung ihres großen Traumes.
Noch fünf Siege bis zur Meisterparty: Die Schale ist für Borussia Dortmund zum Greifen nahe, und der Tabellenführer legt seine Zurückhaltung ab. "Wir wollen Meister werden! Bei dem Vorsprung wäre es ja albern, wenn wir nicht Erster werden wollten", sagte Sportdirektor Michael Zorc. Denn Verfolger Bayer Leverkusen müsste schon eine Erfolgsserie starten, um zumindest gleichzuziehen. Aber da ist nach dem 1:0 (1:0) im Westduell gegen den 1. FC Köln ja auch noch die imposante Dortmunder Tordifferenz von plus 39.
Nach Zorc traute sich endlich auch Kapitän Roman Weidenfeller, seine bislang geheimen Wünsche preiszugeben. "Wenn man so viele Spieltage an der Spitze steht, dann will man es auch schaffen. Doch gefeiert wird erst, wenn rechnerisch nichts anderes mehr möglich ist", sagte der 30-Jährige, während nach dem Schlusspfiff auf den "Aftershow-Partys" an den Theken bereits Wetten auf den Zeitpunkt abgeschlossen wurden.
Dortmund auf Rekordjagd
Denn der BVB könnte den Liga-Rekord von Bayern München, dessen Titelgewinn zweimal (1972/73 und 2002/03) bereits nach dem 30. Spieltag festgestanden hatte, übertreffen. Eine Bundesliga-Bestmarke dürfte die Borussia auf jeden Fall knacken. Mit dem zwölften Auswärtssieg würden die Westfalen Geschichte schreiben. Und der soll - möglichst wieder mit dem angeschlagenen Mats Hummels (Bauchmuskelprobleme) - schon am Samstag in Hoffenheim gefeiert werden.
Gefeiert wird in und um Dortmund ohnehin schon seit Wochen. "Deutscher Meister wird nur der BVB!", schallte es in ohrenbetäubender Lautstärke durch das mit 80.720 Zuschauern ausverkaufte Dortmunder "Freudenhaus". Nur Trainer Jürgen Klopp lässt sich von der Euphorie und den Rechenspielen - zumindest äußerlich - nicht beeindrucken.
Klopp bleibt gelassen
"Das ist kein Aberglaube. Das ist meine Herangehensweise an die Sache. Ich will einfach nur Punkte sammeln und mich nicht mit dem anderen Käse beschäftigen. Ich bin in meinem Leben noch nie Meister geworden und war bisher kein unglücklicher Mensch", sagte der BVB-Coach, der nach dem 50. Punktspielsieg in seiner Dortmunder Ära durch den sechsten Saisontreffer von Robert Lewandowski (44.) kaum noch Zweifel an seinem ersten Titelgewinn hegen dürfte.
"Diese Mannschaft hat vor allem verinnerlicht, was wir uns alle wünschen: Leidenschaft ohne Ende. Ein 100-Meter-Lauf wird auch nicht auf den ersten, sondern auf den letzten zehn Metern entschieden. Da zeigt sich, wer am meisten Biss hat. Und Biss haben meine Jungs", schwärmte der 43-Jährige und sprach nach dem Abpfiff von "einem der verdientesten 1:0-Siege aller Zeiten".
Rensing verhindert Debakel
27:7 Torschüsse, zwei Lattentreffer, 10:3 Ecken, 17:3 Flanken und 59 Prozent gewonnene Zweikämpfe sind der statistische Beleg für die Dortmunder Dominanz in einem Spiel, in dem Kölns Torhüter Michael Rensing mit Glanzparaden am Fließband ein Debakel seiner Mannschaft verhinderte. Nichts war's für Köln mit dem großen Coup am Karnevals-Wochenende, stattdessen setzte es nach 14 Punkten in der Rückrunde einen Rückschlag im Kampf um den Klasssenerhalt.
"Wir müssen nun höllisch aufpassen und Punkte holen, sonst sind die anderen Mannschaften bald wieder auf Augenhöhe", sagte Torhüter Rensing, der dem BVB eine "überragende Saison" bescheinigte. Für Trainer Frank Schaefer gab es "keine zwei Meinungen": "Der BVB hat verdient gewonnen. Um hier etwas Zählbares mitzunehmen, muss alles passen." Am Ende hätte man allenfalls "durch einen Lucky Punch noch einen Punkt mitnehmen können". Doch selbst der, so Sportdirektor Volker Finke, "wäre nicht verdient gewesen".
Köln rüstet indes für das Heimspiel am Freitag gegen Hannover 96. Ob Kapitän Lukas Podolski auflaufen kann, scheint fraglich. Der Nationalspieler musste wegen einer schmerzhaften Wadenprellung bereits in der 54. Minute ausgewechselt werden.
Dortmund - Köln: Daten zum Spiel