Ein historischer Main Event

Von Maurice Kneisel
Nach ihrem Titelgewinn bei Hell in a Cell ist Charlotte dreifache Women’s Championesse
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WWE Universal Champion Kevin Owens vs. Seth Rollins (Hell in a Cell Match)

Sieger und weiterhin WWE Universal Champion: Kevin Owens nach einer Powerbomb durch zwei Stühle. Wie nach der Apron Powerbomb bei Raw zu erwarten, konzentrierte sich Owens voll auf Rollins' lädierten Rücken und dominierte damit die Anfangsphase des Matches deutlich.

Kevin nahm im Verlauf des Matches einen Suplex auf den Apron sowie eine Powerbomb aus dem Ring durch zwei aufgebockte Tische, zwei absolut brutale und sensationelle Spots. Erwartungsgemäß wurde auch Chris Jericho in das Match eingebunden und verhinderte den Three-Count nach der erwähnten Powerbomb in allerletzter Sekunde.

Somit stellte man Rollins trotz der Niederlage als gefühlten Sieger dar, ein probates Mittel. Das Booking 0/8/15 der WWE wurde hier einmal mehr deutlich: Heels, selbst wenn sie World Champ sind, können gegen Top-Faces ausschließlich unfair gewinnen und werden - mit Ausnahme von Brock Lesnar - nicht clean over gebracht.

Dies soll die Leistung beider Männer allerdings nicht mindern. Sie packten einige neue Spots aus, auch wenn diese ironischerweise weniger HiaC- als TLC-Spots waren. Da Jericho Rollins nach dem Matchende erneut attackierte, könnte man nun zu Rollins vs. Jericho übergehen und Kevin einen neuen Herausforderer geben.

Da sich dafür niemand klar anbietet und Owens' Sieg einmal mehr dreckig erfolgte, ist es aber wahrscheinlicher, dass diese Fehde weitergeht. Bei den Survivor Series werden KO und Rollins im Zweifel gemeinsam antreten und ihre Differenzen weiter vertiefen, um bei TLC dann dem Ganzen ein Ende zu setzen.

WWE Cruiserweight Champion TJ Perkins vs. Brian Kendrick

Sieger und neuer WWE Cruiserweight Champion: Brian Kendrick, indem er Perkins im Captain's Hook zur Aufgabe zwang, nachdem er eine Knieverletzung vortäuschte. Brian Kendrick war ein verzweifelter Mann. Diese Rolle hatte er bereits bei den Cruiserweight Classics wunderbar eingenommen und spätestens bei der letzten Raw-Ausgabe noch einmal auf ein neues Level gehievt.

Es war seine letzte Chance, er bat seinen Gegner und langjährigen Freund sogar, ihm den Sieg zu schenken - spätestens an dieser Stelle war klar, dass er den Titel gewinnen würde. Perkins konnte, trotz starker In-Ring-Leistungen, seine Rolle als Aushängeschild der neuen Cruiserweight-Division bislang absolut nicht ausfüllen. Er wirkt zu aalglatt, zu uninteressant und das Publikum hat ihn, anders als die Indy-Fans bei den CWC, nicht angenommen.

Kendrick, der durch seine Geschichte und seinen für WWE-Verhältnisse außergewöhnlichen Charakter herausragt, wirkt deutlich interessanter und ist zudem ein logischer Gegner für die übrigen aufstrebenden Faces der Division. Entsprechend macht es Sinn, Kendrick den Titel auch im Re-Match gegen TJP - idealerweise unfair - verteidigen zu lassen, und anschließend Swann oder Alexander zu pushen, während Perkins gegen einen der anderen Heels neu aufgebaut wird. Nur schade, dass bislang kein anderer Heel neben Kendrick auch nur ansatzweise gepusht wurde...

Raw Tag Team Champions The New Day vs. Cesaro & Sheamus

Sieger durch DQ: Sheamus & Cesaro, da Xavier Woods zwar in Cesaros Sharpshooter tappte, aber der Referee den New Day disqualifizierte, weil Kofi Kingston draußen Sheamus attackierte.

Wie gewohnt bei den wenigen Matches, die der New Day in den vergangenen Jahren verloren hat, trat Xavier an und musste auch tappen. Diese Entscheidung machte insofern Sinn, als das man Kofi in seiner Heimatstadt nicht die Niederlage kassieren lassen wollte.

Gleichzeitig hat man den New Day ihre Titel halten lassen und Sheamus&Cesaro dennoch stark dargestellt. Die Fehde wird weitergehen und passenderweise wird es beim nächsten PPV, den Survivor Series, kein Titelmatch geben. Stattdessen werden die Teams gemeinsam gegen SmackDown antreten.

So hat man alles erreicht, was man anstrebte: nämlich Sheamus&Cesaro nach vorne gebracht und gleichzeitig Big E, Kofi und Xavier die nötige Zeit verschafft, um den Rekord von Demolition im Dezember knacken zu können. Der Schweizer und der Ire werden in den kommenden Wochen als Team weiter zusammenwachsen und im Zweifel auch diejenigen sein, die den New Day schließlich entthronen.

Raw Women's Champion Sasha Banks vs. Charlotte Flair (Hell in a Cell Match)

Siegerin und neue Raw Women's Championesse: Charlotte durch Natural Selection. Es bleibt dabei, dass Sasha Banks den Titel nicht längerfristig halten kann/darf. Da man mit ihr und Bayley zwar starke Faces bei nur einer dominanten Heel-Wrestlerin hat, macht dies durchaus Sinn, solange man den Bo$$ nicht turnen will.

Gleichzeitig muss man aber aufpassen, Sasha durch diese Niederlagen nicht zu schädigen, schließlich ist sie (noch) die mit Abstand populärste Frau im Kader. Vorerst sollte dieses Risiko aber nicht bestehen, da man die Niederlage durch Charlottes Attacken vor Matchbeginn und die brutale Powerbomb durch das Kommentatorenpult, nach der Sasha die Verletzung ihres seit Monaten lädierten Rückens sellte, sehr gut darstellte.

Dadurch, dass Banks, die bereits per Stretcher aus der Halle geschoben wurde, sich wieder aufraffte und den Matchstart erzwang, konnte sie beim Publikum in ihrer Heimatstadt zusätzlich punkten.

Man bot den Frauen die große Bühne in Form des ersten PPV-Main Events, spektakulären Entrances sowie reichlich Matchzeit und beide lieferten einmal mehr ab. Die Division wird mit einer starken Heel-Championesse, die aufgrund ihrer konstant starken Leistungen und ihrer enormen Entwicklung am Mic zurecht das Aushängeschild ist, sowie den beiden extrem populären Face-Herausforderinnen Sasha und Bayley nicht nur in die kommenden Monate, sondern im Zweifel auch in die nächsten Jahre gehen.

Fazit

Hell in a Cell erfüllte ziemlich exakt das, was man vorab erwarten konnte: In Erinnerung werden lediglich das historische Banks vs. Flair - und - dank einiger krasser Spots sowie dem Storyline-Booking Owens vs. Rollins bleiben.

Wie bereits in den Vorjahren wurde die Zelle erneut kaum genutzt, dafür wurden munter Stühle, Tische und die Ringtreppe eingebunden. Letztlich hat man somit zwei Monate zu früh auf TLC vorgegriffen, statt sich auf das zu besinnen, was die Matchart in ihren ersten Jahren mit Matches wie Undertaker vs. Mankind großgemacht hat.

Verständlich ist natürlich, dass man das Verletzungsrisiko der Wrestler, die ihre Körper aufgrund der Masse an Tapings und Houseshows enormer Belastung aussetzen, minimieren möchte. Dann wäre allerdings zu überlegen, ob man solche Matcharten, die mittlerweile ausschließlich von ihrem Namen leben, nicht besser abschafft oder nur noch sporadisch für besondere Matches nutzt.

Ein spezieller, jährlich stattfindender Gimmick-PPV macht so definitiv keinen Sinn. Lässt man diesen Faktor außen vor, bot Hell in a Cell ohne Frage gute Action und logisches Booking. Man hat Bewegung in die schon früh stagnierende Cruiserweight-Division gebracht und somit die Chance eröffnet, diese endlich Fahrt aufnehmen zu lassen.

Mieser Stimmung wie bei Perkins vs. Kendrick, als die Crowd trotz gutem Wrestling wieder einmal lediglich durch "CM Punk"-Chants auffiel, muss man dringend entgegenwirken. Ansonsten könnte dies bereits der erste Sargnagel in der Division sein. Man hat mit den Ergebnissen die Women's- und Tag-Divisions für die kommenden Monate vorbereitet, lediglich hinter dem US-Rennen steht ein fettes Fragezeichen.

Owens vs. Rollins (vs. Jericho) wurde weiter intensiviert, die Fehde sollte allerdings spätestens nach TLC enden. Somit war Hell in a Cell ein Übergangs-PPV, der sich aber zumindest nicht so überflüssig anfühlte wie zuletzt No Mercy und Clash of Champions.

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