Die ungekrönten Champions der Modern Era

Von Maurice Kneisel/David Schmida
Scott Hall debütierte 1992 als Razor Ramon in der WWF
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Anlässlich von Night of Champions, das Sonntagnacht (ab 1:30 Uhr im User Talk) in der Joe Louis Arena von Detroit steigt, blickt SPOX zurück auf Superstars der letzten 30 Jahre, die knapp am Gewinn eines World Titles scheiterten. Eine Hommage an Mr. Perfect, den Million Dollar Man, Scott Hall, Owen Hart u.v.m.

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Owen Hart

Maurice Kneisel: Die Antwort auf die Frage, wieso Owen Hart sich niemals einen World Title um die Hüften schnallen durfte, scheint offensichtlich: weil er leider viel zu früh verstarb. Als der ehemalige Blue Blazer am 23. Mai 1999 infolge eines tragischen Materialfehlers in der Kemper Arena in Kansas City in den Tod stürzte, verlor die Welt einen ebenso sympathischen wie talentierten Menschen. Nicht übersehen werden darf dabei jedoch, dass die absolute Hochphase des jüngeren Hart zu diesem Zeitpunkt schon vorbei war. Zwischen 1993 und 1995 war Owen heiß wie kaum ein Zweiter im Business, seine legendäre Bruderfehde mit Bret war innovativ und strotzte vor Intensität. Ihr erstes Aufeinandertreffen im Opener von WrestleMania X entschied Owen sauber für sich, doch später am Abend musste er mitansehen, wie Bret im Main Event Yokozuna die WWF-Championship abnahm. Neben Owen vs. Bret im Steel Cage um den WWF-Titel beim SummerSlam 1994 ist vor allem auch Owens Gewinn des King of the Ring-Turniers im gleichen Jahr in Erinnerung zu geblieben. Zu diesem Zeitpunkt war der selbsternannte "King of Harts" ganz oben angekommen und hätte sich einen Titlerun mehr als redlich verdient.

"Mr. Perfect" Curt Hennig

David Schmida: Über ein Jahr hielt der Vater des derzeitigen Intercontinental Champions Curtis Axel den World Heavyweight Titel der nicht mehr existenten, aber bis in die 80er Jahre hinein sehr bedeutenden AWA. Nicht zuletzt deshalb war eine spätere Regentschaft als WWF Champion sicher nicht auszuschließen. Ausgestattet mit einer Überdosis Charisma und exzellenten wrestlerischen Fähigkeiten, mauserte sich der spätere zweifache Intercontinental Champion schnell zum Herausforderer von Hulk Hogan. Allerdings fand der Großteil der Kämpfe um den Titel, welche er teilweise sogar durch Disqualifikation gewinnen konnte, bei House Shows statt und blieb so dem breiten Publikum verborgen. Sowohl der große Titelgewinn als auch weitere große PPV Fehden um das Gold blieben aus. Als Personifikation des perfekten Trägers des zweithöchsten Titels der WWF wurde er allerdings zur Legende und verhalf dem damals nicht umsonst als "Titel der Arbeitspferde" bezeichneten Gold zu noch mehr Prestige. Unvergessen bleibt sein Kampf gegen Bret Hart beim SummerSlam 1991, als er im Sharpshooter seines Gegners aufgeben musste und so das Gold an den Kanadier verlor.

"Million Dollar Man" Ted DiBiase

Kneisel: Keiner der hier genannten Superstars war dem Ziel wohl näher als der Million Dollar Man. Immerhin trat DiBiase 1988 bei drei House Shows als WWF-Champion auf und verteidigte den Titel dabei sogar einmal gegen Bam Bam Bigelow. Das Problem bei der Sache: er hatte den Gürtel gekauft. Der Mann mit dem unvergesslichsten Lachen im Pro Wrestling wurde seinem Lebensmotto "Everyone's got a Price" gerecht, als er versuchte, Hulk Hogan dessen Titel abzukaufen. Da der Hulkster dieses unmoralische Angebot erwartungsgemäß ablehnte, bezahlte DiBiase stattdessen André the Giant, damit dieser Hogan am 5. Februar 1988 bei Main Event besiegte, und finanzierte sogar die Schönheits-OP eines Ringrichters, damit dieser wie Dave Hebner aussah (tatsächlich nutzte man Daves Zwillingsbruder Earl). Die WWF erkannte das Weiterreichen des Titels allerdings nicht an und somit blieb einer der charismatischsten und schillerndsten Persönlichkeiten, die zudem in jenem Jahr auch das King of the Ring-Turnier gewann, der World-Title-Run versagt.

The British Bulldog

Schmida: Kaum ein Wrestler kombinierte Kraft, Technik und Geschwindigkeit so wie der ehemalige Intercontinental Champion. Allerdings wurde ihm gleichzeitig fehlendes Talent am Mikrofon nachgesagt, was dafür gesorgt haben könnte, dass er sich nie einen der höchsten Titel der jeweiligen Ligen um die Hüften schnallen konnte. An Chancen haperte es jedenfalls nicht. So traf der Bulldog während seiner ersten Phase bei der WCW im Jahr 1993 mehrmals auf den damaligen World Heavyweight Champion Big Van Vader, blieb aber glücklos. Auch seine Rückkehr zur WWF brachte ihn zunächst nicht an die Spitze. Allerdings entwickelte er sich mit Hilfe des ihm später zur Seite gestellten Managers Jim Cornette, durch den das Problem am Mikrofon beseitigt wurde, zum Top-Herausforderer gleich mehrerer WWF Champions. Von 1995 bis 1996 lieferte er sich erbitterte Schlachten mit Diesel, Bret Hart und Shawn Michaels um das begehrte Gold. Ein Titelgewinn wäre für den leider viel zu verstorbenen British Bulldog mehr als verdient und glaubwürdig gewesen, seine Verdienste um das Wrestling schmälert dies jedoch in keiner Weise. Denn wer erinnert sich nicht an die grandiosen Matches gegen Bret Hart und dessen Bruder Owen in London und Berlin, wer gerät nicht ins Schwärmen beim Gedanken an die British Bulldogs, das vielleicht beste Tag Team aller Zeiten?

Seite 2: Razor Ramon, Rick Rude, Rowdy Roddy Piper und John Morrison