WTA: "900-Meilen-Frau" Bojana Jovanovski beendet ihre Karriere

Von Ulrike Weinrich
Bojana Jovanovski, WTA
© getty

Bojana Jovanovski hängt das Racket an den Nagel. Die 26-Jährige war vor ihrer Verletzungsmisere einst die Nummer 32 der Welt. In Erinnerung wird im Zusammenhang mit der Serbin aber auch immer der "900-Meilen-Fauxpas von Carlsbad" bleiben.

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Jovanovski gab ihren Rücktritt auf ihrer Facebookseite bekannt. "Das erste Kapitel meines Berufslebens ist beendet. Nach einigen Verletzungen und Operationen und langem Überlegen war es für mich sehr schwer eine endgültige Entscheidung zu treffen", schrieb die Rechtshänderin aus Belgrad: "Tennis ist eine Leidenschaft von mir, aber mein Körper hat nicht mehr mitgespielt." 2012 hatte sie den Titel beim Turnier in Baku geholt, ein Jahr später siegte "Boja" in Taschkent.

Erst Psychologiestudium, dann Trainerlaufbahn

Seit 2016 plagt sich die einstige Fed-Cup-Spielerin, zuletzt nur noch die Nummer 546 der Welt, mit Blessuren an der Schulter und am Handgelenk. Ihrem Sport geht Jovanovski trotzdem nicht verloren. Nach einem Psychologiestudium peilt sie eine Laufbahn als Coach an. "Tennis hat mir so viel gegeben und mein Leben bereichert. Ich habe viele Leute getroffen und Freude fürs Leben gefunden", erklärte Jovanovski: "Und ich hatte die Chance, die Welt zu sehen."

Die Welt zu sehen! Womit die Brücke zu einer Episode geschlagen wäre, die auch irgendwie immer mit dem Namen Jovanovski verbunden bleiben wird. Ende Juli 2011 wollte die damals 19-Jährige von Washington aus zum nächsten Tournament ins kalifornische Carlsbad fliegen. Die Serbin tat das auch - oder doch nicht?

New Mexico ist eben nicht Kalifornien

Jovanovski jedenfalls stand nach der Landung in der winzigen und nahezu leeren Ankunftshalle und setzte sich nach einer Wartezeit von 15 Minuten mit dem Fahrservice in Verbindung, der sie ursprünglich abholen sollte. "Sie sagten mir, dass sie auch am Flughafen seien und mich suchten. Aber ich war die einzige Person in dieser Halle."

Nach der nächsten Frage des vermeintlichen Abholers fiel es Jovanovski dann wie Schuppen von den Augen: "Bist Du in Carlsbad in Kalifornien - oder in Carlsbad in New Mexico?" Letzteres war der Fall - und sie hatte ein Problem. Das "falsche" Carlsbad lag nämlich 900 Meilen (umgerechnet knapp 1500 Kilometer) vom "richtigen" Carlsbad entfernt.

Das Ergebnis nach der Odyssee: 6:3, 4:6, 1:6

Erst am nächsten Morgen landete sie dann an ihrem Wunschziel. 30 Minuten vor ihrem Match gegen Roberta Vinci traf der Teenager auf der Anlage ein. Jovanovski verlor mit 6:3, 4:6, 1:6 gegen die Italienerin - aber gewann viele Herzen. In den darauffolgenden Wochen musste sie ihre Odyssee immer wieder erläutern.

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