Julia Görges beim WTA Linz: „Ich habe wahrscheinlich ein paar Tränen verdrückt“

Von Lukas Zahrer aus Linz
Görges greift in Linz an.
© GEPA

Julia Görges greift am Mittwoch als topgesetzte Spielerin beim WTA-Turnier in Linz ins Geschehen ein. Vor ihrer Auftaktpartie gegen Andrea Petkovic sprach die 29-Jährige über die Gründe für ihren Erfolg der letzten Monate, über Tränen bei ihrem Einzug in die Top-10 und warum sie das Verpassen der WTA Finals in Singapur gar nicht stört.

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Es war im Februar, in St. Petersburg. "Ich war mit meinem Physio auf dem Flughafen", erinnert sich Görges. Durch einen Turniersieg in Auckland und dem darauf folgenden Halbfinal-Einzug in der russischen Metropole war sie endgültig in der Weltelite angekommen. Erstmals zählte sie zu den zehn besten Spielerinnen der Welt.

"Ich habe wahrscheinlich ein paar Tränen verdrückt", gibt Görges zu. "Die Jahre davor waren sehr hart, ich war zwar in den Top-100, häufig sogar in den Top-50, aber das war nicht wirklich befriedigend." Sie wusste zwar, dass sie mit ihren Fertigkeiten auf dem Platz gefährlich sein könne, brachte es aber oftmals in Matches nicht auf den Punkt, wenn es darauf ankam.

Das änderte sich vor rund einem Jahr jedoch schlagartig, als die starke Aufschlägerin zunächst ein Turnier in Moskau gewann, nur wenig später auch beim "B-Finale" in Zhuhai ungeschlagen blieb und ihren bis dato größten Titel feierte. Mit dem Erfolg in Auckland gut drei Monate später wurde Görges nach saisonübergreifend 15 Siegen in Folge bei den Australian Open gestoppt.

Ein Wimbledon-Halbfinale liegt hinter ihr, und Ende August hatte sie erstmals ein einstelliges Ranking zu Buche stehen. "Das war eigentlich nochmal ein Stück emotionaler - auch wenn es da keine Tränen gab", sagt die aktuelle Nummer neun der Welt.

Görges gewann in Zhuhai.
© getty
Görges gewann in Zhuhai.

Julia Görges: "Die Reise ist noch nicht zu Ende"

Einen großen Anteil an ihrem Erfolg hat laut eigenen Aussagen ihr Physio Florian Zitzelsberger, der sie "fitter und athletischer" gemacht habe. "Wichtig war, dass ich mich körperlich weiterentwickelt habe. Die Dosierung bei meinen Schlägen ist anders, denn ich muss nicht mehr nach drei, vier Schlägen den Winner ansetzen. Jetzt kann ich über meine Beinarbeit und Fitness kommen."

Während sie in der Vergangenheit ihre Gefährlichkeit nicht konstant ausspielen konnte, spricht Görges heute von einer "mentalen Toughness", die ihr "Mut auf mehr" gebe. "Die Reise ist noch nicht zu Ende."

Ihre Reise führte sie zunächst in die TipsArena auf der Gugl, dem erhobenen Stadtteil von Linz. Dort spielt sie am Mittwochabend in der ersten Runde gegen ihre Landsfrau Andrea Petkovic. "Sie ist eine großartige Spielerin, die auch schon in den Top-10 stand. Ob meine Gegnerin aus Deutschland kommt oder nicht: Ich versuche, das positiv zu sehen und mich auf mich zu fokussieren."

Und dann liefert sie einen interessanten Nachsatz: "Es ist manchmal egal, ob ein Sieg oder eine Niederlage dabei rauskommt. Manchmal ist es viel wichtiger, zu erkennen, was gut war, und woran ich arbeiten muss."

Julia Görges' fünf Turniersiege auf der WTA-Tour

JahrTurnierBelagFinalgegnerinErgebnis
2010Bad GasteinSandTimea Bacsinsky6:1, 6:4
2011StuttgartSand/HalleCaroline Wozniacki7:6, 6:3
2017MoskauHartplatz/HalleDaria Kasatkina6:1, 6:2
2017ZhuhaiHartplatz/HalleCoco Vandeweghe7:5, 6:1
2018AucklandHartplatzCaroline Wozniacki6:4, 7:6

WTA Linz - Julia Görges: "Da kümmerte sich noch keiner um mich"

Denn während es etwa für die zweitgesetzte Kiki Bertens in Linz noch um eine eventuelle Teilnahme an den WTA Finals in Singapur geht, ist dieser Zug für Görges bereits abgefahren. Für Görges alles nicht weiter schlimm.

"Ich weiß nicht, ob es vielleicht ein bisschen zu viel gewesen wäre", sagte sie. "Es gab in diesem Jahr so viel zu verarbeiten, und es braucht ein bisschen Zeit, das zu realisieren." Plötzlich ist Görges nämlich auch schon vor dem Turnier eine gefragte Person, "vor eineinhalb Jahren kümmerte sich noch keiner um mich. Ich will aber nicht sagen, ob es besser oder schlechter ist", sagte Görges mit einem Augenzwinkern.

So etwas fühle sich erst nach einigen Monaten normal an. "Du bekommst mehr Aufmerksamkeit und musst die richtige Balance finden, genug Energie für deinen Job zu haben."

Denn dieser Job, das betont Görges immer wieder, mache ihr eine Menge Spaß. Daran will sie auch in den nächsten Monaten und Jahren nichts ändern. Dort sollen dann weitere Freudentränen folgen.

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