Breite Spitze: Für Dieter Kindlmann sind die Top 100 "richtig gut"

Von Ulrike Weinrich
Dieter Kindlmann, WTA
© Jürgen Hasenkopf

Die vier Grand-Slam-Turniere 2018 hatten vier verschiedene Siegerinnen. Am Wochenende schaffte Naomi Osaka den Coup bei den US Open in New York. Für Dieter Kindlmann, den deutschen Coach der Weltranglisten-15. Elise Mertens (Belgien), ist die Entwicklung keine Überraschung.

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Favoritenstürze sind im Damen-Tennis an der Tagesordnung: Nichts als die Wahrheit - oder plumpe Provokation? Fakt ist, dass es bei der vergangenen acht Major-Events acht verschiedene Siegerinnen gab: Naomi Osaka, Angelique Kerber, Simona Halep, Caroline Wozniacki, Sloane Stephens, Garbine Muguruza, Jelena Ostapenko und Serena Williams.

Zum Vergleich: Bei den Männern teilten sich nur fünf Spieler (Roger Federer, Rafael Nadal, Novak Djokovic, Andy Murray, Stan Wawrinka) 55 der letzten 58 Grand-Slam-Titel auf. Bei den jüngsten US Open waren nach der ersten Turnierwoche bereits sieben der Top-Ten-Spielerinnen ausgeschieden

"Vor Jahren hatten die Topspielerinnen vor dem Viertelfinale keine richtigen Gegnerinnen"

Nicht nur für Dieter Kindlmann ist dies nur ein weiterer Beweis, dass die Spitze bei den Frauen extrem breit geworden ist: "Vor etwa sechs, sieben Jahren hatten die Topspielerinnen vor dem Viertelfinale keine richtigen Gegnerinnen. Alles ging ziemlich leicht", sagte der 36-Jährige auf der WTA-Homepage und meinte: "Wenn heutzutage eine Topspielerin nicht gesund oder zu 100 Prozent bereit ist, kann sie in der ersten Runde verlieren. Das macht es so interessant."

Glaubt man dem Allgäuer Kindlmann, der jahrelang auch als Hittingpartner von Maria Sharapova (Russland) fungierte, dann verfügen nicht mehr nur "20-30 Spielerinnen" über ein hohes Niveau, sondern "60-100" sind wirklich gut.

Gestiegene Preisgelder als Grund für die größere Dichte

Dem kann Michael Joyce (45) nur zustimmen. Der Trainer der Britin Johanna Konta glaubt zwar nicht, dass die aktuellen Top Ten besser sind als früher mit Stars wie zum Beispiel Justine Henin, Kim Clijsters, Serena und Venus Williams und Lindsay Davenport - im Gegenteil. "Aber ein Mädel auf Rang 40 oder 50 war früher nicht so gut wie die Nummer 40 oder 50 in der heutigen Zeit", betonte Joyce, der einst auch Sharapova coachte: "Damals war ich es gewohnt, am Anfang gleich im Draw zu nachzuschauen und dann zu sagen, auf wen Maria im Viertelfinale treffen wird."

Der Kalifornier sieht als Grund für die Entwicklung und die zahlreichen Überraschungen bei den Turnieren auch den Anstieg der Preisgelder. "Die Spielerinnen verdienen mehr, sie haben größere Teams und passen besser auf sich auf. Sie sind bessere Athletinnen", erklärte Joyce. Schlechter platzierte Profis würden genauso trainieren wie die Topspielerinnen.

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