Wim Fissette ist überzeugt: Angelique Kerber als Albtraum jeder Gegnerin

Von Ulrike Weinrich
Wim Fissette, Wimbledon
© getty

Wim Fissette ist davon überzeugt, dass es ein Albtraum für viele Spielerinnen ist, gegen seinen Schützling Angelique Kerber anzutreten.

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Wim Fissette ist keiner, dem es darum geht, möglichst coole Sprüche rauszuhauen. Der Belgier gilt als ruhiger und äußerst angenehmer Vertreter seiner Zunft. Was nichts daran ändert, dass ihm der Ruf des gnadenlosen Analytikers anhaftet, dem kein auch noch so kleines Detail entgeht. Wenn der 38-Jährige spricht und erklärt, dann tut er das in einer wohltuend angenehmen Lautstärke. Eher leise, aber jeder einzelne Satz hat Hand und Fuß - das merkt der Zuhörer schnell.

"Man kann ein Grand-Slam-Champion - oder ein Wimbledon-Champion sein"

Es ist nicht leicht, einen gewieften Coach wie Fissette in Begeisterung zu versetzen. Fällt jedoch der Begriff "Wimbledon", dann ändert sich das schlagartig. Und seit dem 13. Juli noch ein bisschen mehr - an diesem sonnigen Samstag nämlich holte Angelique Kerber, seit November 2017 der Fissette-Schützling, auf dem Centre Court im All England Lawn Tennis Club an der berühmten Church Road ihren dritten Major-Titel.

"Um ehrlich zu sein: Ich denke, man kann ein Grand-Slam-Champion sein - oder man kann ein Wimbledon-Champion sein", sagte Fissette jüngst beim Media Day der WTA-Trainer am Rande des Premier-5-Turniers in Cincinnati. Was er meinte: Ein Major zu gewinnen, ist etwas ganz Großes - aber in Wimbledon zu triumphieren, DAS ist das Nonplusultra im Welttennis: "Jeder kennt dieses Turnier."

Fissette: "Jeder hasst es, gegen Angie zu spielen"

Und Fissette, der bereits Ausnahmespielerinnen wie Kim Clijsters, Victoria Azarenka, Simona Halep und Johanna Konta betreute, weiß nach rund über achtmonatiger Zusammenarbeit längst, was er an Kerber hat.

"Sie ist sicher nicht die spektakulärste Spielerin. Da gibt es andere. Aber Angie ist grundsolide. Sie ist vielleicht nicht diejenige, von der man denkt, dass sie eine dreimalige Grand-Slam-Siegerin ist", sagte Fissette, "aber jeder hasst es, gegen sie zu spielen. Ich habe die Erfahrungen ja früher auch schon gemacht. Immer wenn ich mit meiner Spielerin gegen Angie antreten musste, dachten wir: Ooh, hmm."

Kerber legt den Fokus auf die großen Turniere

Fissette lobte die Variabilität der 30-Jährigen, die sie zum Albtraum für viele Kontrahentinnen werden lässt. "Es ist sehr unangenehm, gegen sie zu spielen, weil sie normalerweise nicht viele unerzwungene Fehler macht. Aber wenn du keinen Druck auf Angie ausübst, übernimmt sie die Initiative, weil sie beides kann: Stark verteidigen, aber auch stark angreifen."

Kerber war in der vergangenen Woche in Montreal in ihrem ersten Match seit dem Wimbledon-Coup an der Alizé Cornet (Frankreich) gescheitert. In Cincinnati dann bedeutete im Achtelfinale Madison Keys Endstation. Bereits vor der knappen Dreisatzniederlage gegen die letztjährige US-Open-Finalistin hatte Fissette Verständnis für Kerber eingeräumt: "Wenn du einen Traum hast, und dieser erfüllt sich plötzlich mit dem Sieg in Wimbledon, dann ist es nie einfach und man braucht ein bisschen Zeit, das alles zu verarbeiten."

In dieser Woche wird Kerber, anders als zum Beispiel Julia Görges, bei keinem weiteren Turnier mehr an den Start gehen. Die Weltranglistenvierte bereitet sich intensiv auf die am 27. August beginnenden US Open vor. "Für mich zählen besonders die großen Turnieren. Darauf will ich mich in Zukunft noch mehr fokussieren", hatte "Angie" bereits nach ihrem Erfolg im Rasen-Mekka betont.

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