Obenauf in Down under: Kerber glückt der Neustart

Von Ulrike Weinrich
Angelique Kerber will zurück in die Zukunft
© getty

Angelique Kerber ist nach einer Seuchensaison gut ins Jahr 2018 gestartet. Mit neuem Coach will die zweimalige Major-Gewinnerin zurück in die Zukunft.

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Am anderen Ende der Welt glückte der Neustart fast perfekt: Angelique Kerber strahlte im australischen Sommer endlich wieder, als sie in den Katakomben der Perth Arena nicht mehr über ihre vergangene Seuchensaison, sondern die Zukunft sprechen durfte. "Es gibt mir eine Menge Selbstvertrauen, das Jahr so zu beginnen. Ich werde noch ein paar Matches brauchen, um wirklich im Rhythmus zu sein. Aber ich habe einen ganz guten Job gemacht", meinte Kerber mit zufriedenem Blick auf ihren 7:6 (8:6), 7:6 (7:1)-Erfolg beim Hopman Cup gegen die Belgierin Elise Mertens. Dann sagte "Angie" einen bedeutungsschwangeren Satz: "Von 2017 habe ich mich verabschiedet."

Über weite Phasen zeigte Kerber am Neujahrstag jene Tugenden und Schläge, die ihr 2016 den Weg zu ihren Sternstunden in Melbourne und New York geebnet hatten. Besonders in den engen Situationen spielte die 29-Jährige mutig und übernahm die Initiative - ganz anders als noch vor Jahresfrist. "Es fühlt sich wirklich wie ein Neustart an", bestätigte Kerber.

Rittner-Lob: "Früher Erfolg ist doppelt wichtig"

"Die ersten Matches im Jahr sind vor allen Dingen für die Moral von hoher Bedeutung", sagte Barbara Rittner, Head of Women's Tennis im DTB, im tennisnet-Gespräch: "Nach der harten Vorbereitung weiß man nie, wo man genau steht. Ein Erfolg tut deshalb besonders gut, er ist doppelt wichtig."

Erst recht für Kerber, die ihrem neuen Coach Wim Fissette einen Einstand nach Maß bescherte. Der Reset-Knopf jedenfalls ist gedrückt. Die Zusammenarbeit mit dem routinierten Belgier soll sie zurück in die Zukunft führen. "Wir glauben beide an den gemeinsamen Matchplan. Aber natürlich ist es eine Umstellung, wenn ein neuer Trainer dazukommt", berichtete die zweimalige Grand-Slam-Siegerin und fügte an: "Er passt auf, dass ich auch aggressiv genug spiele."

"Surfing-Queen" Kerber sticht "Beach-Boy" Zverev aus

Dass die in den vergangenen zwölf Monaten strauchelnde Linkshänderin an der Seite von Alexander Zverev (Hamburg) auch noch das entscheidende Mixed des Gruppenauftakts gegen David Goffin/Mertens mit 4:2, 4:3 gewann, passte ins Bild. Die Niederlage von Zverev zuvor gegen Goffin (3:6, 3:6) fiel damit nicht mehr ins Gewicht. Am Mittwoch kann das deutsche Dreamteam mit einem Erfolg über Kanada einen weiteren Schritt in Richtung Hopman-Cup-Krone machen. 1995 hatte zuletzt ein deutsches Team die inoffizielle Mixed-WM gewonnen. Damals für Schwarz-Rot-Gold am Start: Boris Becker und Anke Huber.

Kerber und Zverev indes harmonieren Down under prächtig und geben eine prima Figur ab. Egal ob bei der Turnier-Gala im Ballroom des Crown Perth Hotels oder beim gemeinsamen Surfen am malerischen Trigg Beach. "Ich war durchaus überrascht von Angie, es war ihr Debüt auf dem Brett, und sie war besser als ich", musste sich der Weltranglistenvierte Zverev eingestehen. Der Ritt auf der perfekten (Erfolgs-)Welle gleich zu Jahresbeginn: Vielleicht ein gutes Omen für Kerber.

Nach ihren beiden Major-Titeln und der Eroberung des ersten Platzes in der Weltrangliste 2016 hatte die zweimalige Gewinnerin des Porsche Grand Prix' die vergangene Saison ganz ohne Titelgewinn abgeschlossen. Bei den French Open und den US Open bedeutete bereits die erste Runde Endstation, bei den Australian Open und in Wimbledon hatte es immerhin zum Achtelfinale gereicht. Der Sturz auf Rang 21 war dennoch unvermeidbar.

Als bezeichnend stellte sich dabei besonders iene Statistik heraus: Während Kerber in ihrem Traumjahr 24 Matches gegen Top-20-Konkurrentinnen gewonnen hatte, gelang ihr in der Saison danach nur ein Sieg (bei zwölf Niederlagen) gegen diese Kategorie von Spielerinnen. 2017 hatte sie eine Gesamt-Bilanz von 29:24 Siegen - zwölf Monate zuvor waren es 64:19 Erfolge.

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