Kerber-Aus: Geduldsprobe für Körper und Geist

SID
Angelique Kerber konnte sich in Toronto kein Selbstvertrauern für die US Open holen
© getty

Angelique Kerber trottete mit hängendem Kopf vom Grandstand im Aviva Centre von Toronto. Frustiert, entnervt, aber deutlich erkennbar auch körperlich angeschlagen. Anstatt sich Selbstvertrauen für die anstehende Titelverteidigung bei den US Open zu holen, musste die zweimalige Grand-Slam-Siegerin beim Rogers Cup in Kanada einen neuerlichen Rückschlag verkraften. Der Weg zurück zur Galaform von 2016 ist längst zu einer kräftezehrenden Geduldsprobe geworden, bei der Verletzungen erschwerend hinzukommen.

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Beim 2:6, 2:6 im nur 58-minütigen Achtelfinale gegen Sloane Stephens (USA) war die an Position drei gesetzte Kerber überraschend chancenlos. Was sicher auch daran lag, dass sich die Linkshänderin nach harten Trainingswochen in Südfrankreich und Polen mit Problemen im Ellbogen plagt.

"Man muss sehen, wie der Arm reagiert", hatte Kerber bei der Pressekonferenz vor ihrem ersten Match beim hochkarätig besetzten Premier-5-Turnier gesagt: "Ich brauche noch ein paar Matches und Siege, um wieder dahin zu kommen, wo ich im letzten Jahr war. Aber ich denke, ich bin auf einem guten Weg zurück."

Schmerzhaftes Handicap

Die schmerzende Stelle am Ellbogen war bereits bei ihrem ungefährdeten Auftakterfolg gegen Donna Vekic (Kroatien) mit Kinesioband getaped. Im Duell mit der einstigen Australian-Open-Halbfinalistin Stephens, nach einer Fuß-Operation nur noch die Nummer 934 der Welt, zeigte sich Kerber aber erneut deutlich gehandicapt.

Hinzu kam, dass Stephens einen Tag nach ihrem Coup gegen die zweimalige Wimbledonsiegerin Petra Kvitova (Tschechien) erneut stark auftrumpfte. Während die druckvoll agierende Stephens ("Ich habe einfach mein Spiel durchgezogen") ihre sämtlichen vier Breakbälle nutzte, konnte Kerber keine ihrer drei Chancen verwerten.

Dabei sollte sich für die 29-Jährige in Toronto eigentlich der leichte Aufwärtstrend von Wimbledon fortsetzen. Vor rund einem Monat war sie bei den Championships zwar ebenfalls im Achtelfinale gescheitert, doch die knappe Dreisatzniederlage gegen die spätere Siegerin Garbine Muguruza (Spanien) sowie gute Leistungen gaben Grund zur Zuversicht für die zweite Jahreshälfte.

Kerber schuftete vier Wochen lang

In ihrer vierwöchigen Turnierpause schuftete Kerber intensiv mit ihrem Coach Torben Beltz - unter anderem in der Akademie des Serena-Williams-Trainers Patrick Mouratoglou in Nizza. Dort arbeitet auch Kerbers Ex-Coach Benjamin Ebrahimzadeh. Ihr Team hat sie inzwischen mit einem festen Hittingpartner, der Beltz bei den Einheiten entlastet, breiter aufgestellt. Medien- und Sponsoren-Termine fanden in dieser konzentrierten Trainingsphase bewusst nicht statt.

Und die Vorfreude von Kerber auf die US/Kanada-Tour war groß. "Ich spiele sehr gerne auf Hartplatz. Hier habe ich tolle Erinnerungen. Und das ist immer gut", sagte sie. Kein Wunder: Ihre beiden Grand-Slam-Triümphe 2016 in Melbourne und New York hat die Weltranglistendritte auf genau diesem für ihr Konterspiel so idealen Belag geholt.

Die US-Open-Generalprobe steht für Kerber in der nächsten Woche beim Turnier in Cincinnati an - dort hatte die Olympiazweite von Rio in der vergangenen Saison das Finale erreicht. Die Woche vor dem letzten Grand Slam 2017 will die Linkshänderin zum Training im Big Apple nutzen. Vermutlich ist es Kerber ganz recht, dass der Rummel um andere im Vorfeld von Flushing Meadows größer sein wird als der um ihre Person.

Das Einzel-Draw aus Toronto im Überblick

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