Gesucht - die #DamenNextGen?

Daria Kasatkina ist die bestklassierte U21-Spielerin
© getty

Die Zukunft des Männertennis versucht die ATP mit der #NextGen rund um Alexander Zverev zu vermarkten. Wie aber sieht es auf Seiten der WTA-Tour aus?

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Die Anstrengungen der Promotoren der ATP-Tour, die nächste Generation an Stars zu pushen, kann man durchaus ermüdend finden. Der Hashtag "NextGen" hat sich unter den Beobachtern der Tennisszene mittlerweile allerdings soweit etabliert, dass die Assoziationskette wie folgt aussehen könnte: Junger Spieler. Sportliches Potenzial. Könnte sich für Mailand qualifizieren. Dass das Rennen für eben dort ein Mann anführt, Alexander Zverev nämlich, der von seinen gleichaltrigen Mitstreitern mittlerweile längst nur noch mit dem Fernglas zu erkennen ist, geschenkt. Zverev wird in Mailand wohl einlaufen, selbst wenn er sich auch einen Platz für das Erwachsenen-Finale in London erspielt hat.

Alexander Zverev, Borna Coric, Hyeon Chung, das gibt im Moment ein formidables Führungstrio im "Race to Milan" ab. Vielleicht ein Vorbild auch für die Damen-Tour, etwas Ähnliches einzuführen? Spielerinnen, die sich in der geforderten Altersgruppe bis 21 befänden und auf dem Weg nach oben sind, gäbe es einige, die Marketingmaschine der WTA scheint indes nicht so reibungslos zu funktionieren wie jene auf der Männerseite, ein Umstand, der in der Szene durchaus nicht unbemerkt bleibt.

Einige Anwärterinnen

Dabei gibt es einige Kandidatinnen, eine davon hat 2017 ihren ersten Turniersieg gefeiert: Daria Kasatkina, Gewinnerin der renommierten Veranstaltung in Charleston, 20 Jahre alt und im Moment auf Rang 25 der Weltrangliste klassiert. In Madrid musste sich Kasatkina zum Auftakt Roberta Vinci geschlagen geben, keine Schande, dafür hat die Russin in diesem Jahr schon Angelique Kerber geschlagen. In Sydney und in Doha. Katerina Siniakova, auch sie 20-jährig, wäre dieses Kunststück am Montag beinahe auch geglückt, Kerber zog in Madrid noch einmal den Kopf aus der Schlinge.

Siniakova rangiert auf Position 37, acht Plätze hinter der Kroatin Ana Konjuh, die erst 19 Jahre zählt. Wie auch Jelena Ostapenko (derzeit 46.) und Naomi Osaka (49.). Catherine "Cici" Bellis folgt knapp dahinter, die US-Amerikanerin ist die jüngste Spielerin unter den besten 100 weiblichen Profis. Und in erster Linie immer noch dafür bekannt, dass sie als damals 15-Jährige Dominika Cibulkova in der ersten Runde der US Open düpiert hatte.

Zur Nachahmung empfohlen

Nun ließe sich natürlich argumentieren, dass mit Garbine Muguruza die regierende French-Open-Siegerin auch erst 23 ist, dass Elina Svitolina, 22, in der Weltrangliste auf Position zehn steht. Von Muguruza weiß man fast alles. Nur nicht, ob ihr der Tennissport derzeit wirklich Spaß bereitet. Bei Svitolina ähnelt die Informationslage jenen von Kasatkina, Konjuh, Ostapenko und Co.: sie tendieren gegen Null. Und die WTA unternimmt auch wenig Anstrengungen, dies zu ändern. Ein Label wie bei der #NextGen ist zwar noch kein Erfolgsgarant, suggeriert aber immerhin, dass sich die Tour um ihren unmittelbaren Nachwuchs kümmert.

Gut, dass es Eugenie Bouchard gibt. Die weckt folgende Assoziationen: Junge Spielerin (Bouchard ist auch erst 23). Sportliches Potenzial (auch nach unten). Könnte sich für Singapur qualifizieren (Hat sie 2014 sogar schon, die Jahresendveranstaltung allerdings weniger durch sportliche Leistungen als durch formschöne Aufnahmen vom Hotelpool veredelt). Jetzt ist gerade Eugenie Bouchard keine Spielerin, die auf Vermarktungshilfe der WTA angewiesen wäre, den sozialen Medien sei Dank. Aber Bouchard, und das ist die gute Nachricht für die Turnier-Veranstalter wie etwa in Nürnberg, ist eine der wenigen Spielerinnen, die Interesse generieren, den Kartenverkauf ankurbeln. Diese kann man auf der WTA-Tour aber leider an einer Hand abzählen, regionale Ausnahmen wie zuletzt in Stuttgart und Prag ausgenommen. Es wäre keine Schande, wenn sich die Damen an den Ideen von ATP-Chef Chris Kermode orientierten. Besser gut nachgemacht als selber schlecht ausgedacht.

Die aktuelle WTA-Weltrangliste

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