Kerber: Kritik trotzen und Wohlfühloase nutzen

SID
Angelique Kerber will sich in Stuttgart zurückmelden
© getty

Zum Glück ist Angelique Kerber nicht abergläubisch. Das Armband der Großeltern trägt sie zwar fast immer. Doch ansonsten hält sich die Weltranglistenzweite mit derartigem Hokuspokus nicht auf. Was in diesen Tagen von Vorteil ist, denn als perfektes Omen diente die traditionelle "Parking Challenge" des Hauptsponsors beim WTA-Turnier in Stuttgart diesmal weniger.

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In 2:05 Minuten zauberte Kerber beim Wettfahren und Einparken zwar eine sehr ordentliche Zeit auf den Asphalt, doch ihren Titel als "Renn-Queen" konnte die 29-Jährige nicht verteidigen.

Die Kielerin nahm es gelassen. Was zählt, ist auf dem Platz. Und dort will Kerber in dieser Woche in der Schwabenmetropole wie schon 2015 und 2016 einen Coup landen. "Ich kenne das Gefühl, hier zu gewinnen. Und ich will dahin zurück", sagte die topgesetzte Linkshänderin, die nach einem Freilos zum Auftakt am Donnerstag gegen Kristina Mladenovic (Frankreich) oder Mirjana Lucic-Baroni (Kroatien) ihr Achtelfinale bestreitet.

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Kerber möchte das Heimspiel nach einer bislang durchwachsenen Saison auch dazu nutzen, die Kritik an ihrer mentalen Verfassung zu kontern. "Ich habe letztes Jahr gezeigt, dass ich mit Druck umgehen kann. Das ist nicht das Problem. Ich sammle noch immer neue Erfahrungen", sagte die zweimalige Grand-Slam-Gewinnerin. Kerber hat in der Vergangenheit bereits bewiesen, dass sie aus Rückschlägen lernt.

"Überrascht und irritiert" sei sie zuletzt von einigen Aussagen gewesen. Manche Dinge haben sie getroffen. Obwohl Kerber versucht, allzu harsche Kritik gar nicht an sich herankommen zu lassen. "Wir sprechen hier von einem hohen Niveau, auf dem es nicht so läuft", meinte Kerber, die ihren ersten Turniersieg 2017 jüngst im Finale von Monterrey verpasste. Zudem erreichte sie in diesem Jahr bislang ein Halbfinale (Dubai) und zwei Viertelfinals (Miami und Brisbane).

"Jeder erwartet so viel von mir"

Doch der Fluch ihrer guten Taten von 2016 hat Folgen: "Jeder erwartet so viel von mir", sagte Kerber, die auch in Stuttgart im Fokus steht. Beim Heimspiel, zu dem traditionell auch ihre Großeltern aus Polen angereist sind, hatte sie etliche Termine außerhalb des Courts zu bewältigen. "Doch zwischendurch", verrät sie, "versuche ich immer ein wenig abzutauchen." Mit Sonnenbrille und Mütze, wie die Silbermedaillengewinnerin von Rio augenzwinkernd anmerkte.

Kerbers Zuversicht in ihrer Wohlfühloase Stuttgart ist groß. "Die Leidenschaft und der Spaß sind wieder da. Ich bin bereit, die Herausforderung auf Sand anzunehmen", meinte die Titelverteidigerin, die am Wochenende im Fed Cup gegen die Ukraine (3:2) einen Sieg und eine Niederlage verzeichnete: "Das war kein Rückschritt für mich." Mit dem Einzug ins Halbfinale könnte die Kielerin wieder die Spitze der Weltrangliste übernehmen.

Gelassen kann sie den anstehenden Turnieren auf Asche in Madrid und Rom sowie den French Open in Paris entgegenblicken. 2016 war sie bei allen drei Events gleich zum Auftakt gescheitert. "Auch im letzten Jahr gab es eben Auf und Abs", sagte Kerber - und es klang sehr bestimmend.

Angelique Kerber im Steckbrief