Serena, es war uns ein Fest!

Serena Williams ist eine Botschafterin des Tennissports
© getty

Serena Williams wird Mutter. Das ist eine großartige Nachricht für die beste Tennisspielerin aller Zeiten. Ebenso großartig wäre es, wenn Serena nach ihrer Babypause wieder auf die Tour zurückkäme.

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Kim Clijsters. Evonne Cawley-Goolagong. Margaret Court. Das ist die Liste. Die Liste jener Frauen, die es als Mütter geschafft haben, ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen. Wird sich Serena Williams nach ihrer Babypause zu diesen Damen gesellen? Kann sie noch einmal den Biss aufbringen für die tägliche Trainingsarbeit, wo sie doch den Vierzigern schon näher ist als sie sich von den Zwanzigern entfernt hat? Und: Ist das überhaupt wichtig?

Nein. Serena Williams ist, bei aller Rücksichtnahme auf die Fans von Steffi Graf, die größte Tennisspielerin aller Zeiten. Sie hat sogar gute Argumente dafür gesammelt, die weibliche Komponente vergessen zu machen. Erst im vergangenen Jahr hatte ihr Ausrüster während der US Open ein Bild von Serena plakatiert, mit der Textzeile "The Greatest Female Athlete Ever". Das "Female" war dabei fett durchgestrichen.

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Keine dauerhafte Rivalin

Serena Williams muss nichts mehr beweisen, niemandem, nicht einmal sich selbst. Sie hat den Tennissport geprägt wie keine andere Spielerin vor ihr, und das, obwohl ihr die ganz große Konkurrentin, die sie dauerhaft fordern konnte, gefehlt hat. Maria Sharapova war diese Rolle dereinst zugedacht worden, die Bilanz gegen die Russin fällt lächerlich einseitig zugunsten der US-Amerikanerin aus. Graf hatte Seles, Navratilova hatte Evert, Serena hat immerhin ihre Schwester, die Duelle gegeneinander haben indes selten das Material zum Klassiker mit sich gebracht. Und vielleicht Victoria Azarenka, die zu oft verletzt war, im Sommer ebenfalls nach der Geburt eines Kindes zurückkehrt.

23 Erfolge bei Majors stehen bei Serena im Lebenslauf, es hätten mehr sein können, ja, müssen. Die Finalniederlagen gegen Samantha Stosur bei den US Open 2011 oder auch gegen Angelique Kerber im vergangenen Jahr in Melbourne, dazu das Aus gegen Roberta Vinci 2015 in Flushing Meadows, sie waren nicht nur der brillanten Tagesform ihrer Gegnerinnen geschuldet. Sondern auch einer äußerst menschlichen Schwäche von Serena Williams, die dem Erwartungsdruck trotz ihrer Erfolge nicht gewachsen war.

Botschafterin

Serena hat sich rar gemacht während der letzten Jahre, sich auf ihre persönlichen Highlights konzentriert. Hat sich gewandelt von einer Spielerin, die dereinst in New York eine Linienrichterin wüst beschimpft hatte, zu einer Botschafterin ihres Sports, die sich nicht zu schade ist, auch zu gesellschaftspolitischen Entwicklungen Stellung zu nehmen. Das ist fürwahr kein Muss für eine Nummer eins der Welt, aber es stellt Serena in eine Reihe mit der großen Martina Navratilova.

Die WTA-Tour braucht Serena Williams deutlich mehr als umgekehrt. Als Botschafterin und als jene Größe, die die nächste Generation - Spielerinnen wie Muguruza, Pliskova, Cibulkova, Keys, auch Angelique Kerber - auf sportlichem Weg in die Rente schicken sollten. Dauerhaft. Umso schöner wäre es, wenn Serena 2018 wie angekündigt tatsächlich noch einmal auf die Tennisbühne zurückkäme. Wenn nicht: Es war uns Tennisfans ein Fest.

Serena Williams im Steckbrief

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