Marin Cilic führt Kroatien zum zweiten Davis-Cup-Triumph

Von Ulrike Weinrich
Davis Cup, Marin Cilic
© getty

Marin Cilic hat Kroatien im Finale gegen Gastgeber und Titelverteidiger Frankreich zu seinem zweiten Davis-Cup-Triumph nach 2005 geführt. Der ehemalige US-Open-Champion holte den entscheidenden dritten Punkt durch ein 7:6 (7:3), 6:3, 6:3 gegen Lucas Pouille im dritten Einzel. Die Franzosen hatten am Samstag im Doppel noch einmal auf 1:2 verkürzen können, doch Cilic brachte den Erfolg der Gäste souverän unter Dach und Fach.

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Nach 2:19 Stunden verwandelte Cilic im Hexenkessel von Lille, einem umgebauten Fußballstadion, seinen dritten Matchball mir einem Lob. Danach kannte der Jubel im kroatische Lager keine Grenzen mehr. Es herrschte Euphorie pur. Alle Teammitglieder stürmten auf den Platz und begruben ihren Helden Cilic unter sich. Und die Huldigungen und Lobeshymnen aus allen Richtungen waren vollkommen verdient.

"Es ist ein unglaublich schönes Gefühl", sagte Cilic, gehüllt in eine kroatische Flagge, als er vor den Augen "seiner" Staatspräsidentin Kolinda Grabar-Kitarovic auf dem Court interviewt wurde: "Es war ein Erfolg des ganzen Teams. Es war auch eine Genugtuung, denn wir haben so leidenschaftliche Fans." Ein Beleg seiner herausragenden Leistung im 106. und letzten Davis-Cup-Finale dieser (emotionalen) Art: Der 30-Jährige hatte in seinen beiden Einzeln über insgesamt sechs Sätze kein einziges Mal seinen Aufschlag abgeben müssen.

Marin Cilic vertrieb die dunklen Dämone von 2016

Cilic besiegte damit auch seine Dämonen von 2016. Damals hatte er im Finale gegen Argentinien in Zagreb den Coup auf dem Schläger. Im dritten Einzel gegen Juan Martin del Potro fehlte dem Kroaten dank eines 2:0-Satzvorsprungs nur noch ein Durchgang zum Sieg und damit zum Endspielcoup, doch Cilic verlor das Duell mit "Delpo" noch 7:6, 6:2, 5:7, 4:6, 3:6. Und weil in der Folge im entscheidenden Match dann auch Ivo Karlovic den Kürzeren gegen Federico Delbonis zog, flossen in der Arena Zagreb viele Tränen - auch bei Cilic.

Der Weltrangistensiebte zeigte auf dem Sandcourt gegen Lucas Pouille (ATP-Nr. 32), der am Sonntag den Vorzug gegenüber Jeremy Chary bekommen hatte, von Anfang an eine ganz starke Vorstellung. Der äußerst konzentriert wirkende Cilic dominierte die Ballwechsel - und erlaubte sich bei seinem eigenen Service so gut wie keine Schwächen. Symptomatisch, dass er erst beim 4:2 im zweiten Satz über Einstand gehen musste. Einen Breakball ließ der 1,98-m-Hüne während der gesamten Spielzeit nicht zu.

Die Vorentscheidung fiel, als Cilic Pouille in Satz drei den Aufschlag zur eigenen 3:2-Führung abnahm. "An seinem Blick sieht man, wie konzentriert er ist. Cilic verfolgt seinen Matchplan ganz konsequent", sagte der ehemalige Kerber- und Asarenka-Coach Benjamin Ebrahimzadeh als Co-Kommentator bei DAZN.

Noch einmal Gänsehaut-Atmosphäre zum Abschied

Und obwohl Pouille auf verlorenem Posten stand, kreierte das Publikum im Stade Pierre Mauroy noch einmal jene unbeschreibliche Gänsehaut-Atmosphäre, die es künftig und nach der mehr als umstrittenen Reform nicht mehr geben wird. In den Jahren 2019 und 2020 wird das Finale in Madrid ausgetragen - mit 18 Teams (!) in Madrid stattfinden. Die Radikalkur des Formates war von vielen Seiten harsch kritisiert worden, unter anderem auch vom Deutschen Tennis Bund (DTB).

Die Franzosen, zehnmaliger Titelträger, konnten ihrem Teamchef Yannick Noah damit kein Happy End zum Abschied bereiten. Der French-Open-Sieger von 1983 wird von der zweimaligen Grand-Slam-Championesse Amelie Mauresmo abgelöst. Noah musste im Finale auf Richard Gasquet (ATP-Nr. 26), Gael Monfils (ATP-Nr. 29) und Gilles Simon (ATP-Nr. 30) verzichten.

Chardy hatte am Freitag gegen Borna Coric verloren, bevor Cilic dem angeschlagenen Jo-Wilfried Tsonga ebenfalls in drei Sätzen keine Chance gelassen hatte. Am Samstag hatten die Franzosen dann dank ihres Weltklasse-Doppels Pierre-Hugues Herbert/Nicolas Mahut noch einmal verkürzen können.

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