Vorsicht, Verletzungsgefahr! Michael Westphal und der schlechteste Court aller Zeiten

Von Maximilian Kisanyik
Davis Cup 1985
© getty

Michael Westphal und Tomas Smid lieferten sich im Davis-Cup-Halbfinale eine geschichtsträchtige Partie auf dem dem wohl schlechtesten Tennisplatz aller Zeiten.

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Wir drehen die Zeit zurück: Das Davis-Cup-Halbfinale zwischen dem ehemaligen Westdeutschland und der Tschechoslowakei kam es zu einer kuriosen und absurden Szene.

Der Deutsche Michael Westphal stand dem favorisierten Tomas Smid gegenüber. Dann passierte es: Westphal wagte einen Netzangriff, machte beim Volle einen Schritt nach vorn und rutschte dabei auf einer sich lösenden Teppichmatte aus. Das Vorteil-Aufschlagfeld löste sich von der T-Linie und schob sich vor Westphal auf, der sich jedoch nicht beirren ließ und den Punkt zu Ende spielte und auch gewann.

Heutzutage wäre solch eine Aktion undenkbar. Dabei kann Westphal von Glück sprechen, dass er sich dabei keine Verletzung am Knöchel oder ähnlichem zugezogen hat.

Die Partie am 4. Oktober 1985 in der Frankfurter Festhalle hatte aber noch eine ganz andere Bedeutung - es sollte der größte Moment des Deutschen in seiner Karriere sein.

Westphal kämpft und siegt

Gegen Smid war Westphal klarer Außenseiter und konnte sich dieser Rolle in den ersten beiden Sätzen auch nicht entziehen. Smid agierte bestimmend und holte sich den ersten Durchgang mit 8:6 - damals gab es im Davis Cup noch keinen Tiebreak. Auch der zweite Satz ging mit 6:1 klar an den Tschechoslowaken. Eine Besserung war für Westphal nicht in Sicht. Satz drei begann gleich mit einem Break für Smid und die Partie schien entschieden. Der damals 20-Jährige kämpfte ich heran, ehe die Teppichboden-Affäre beim Stand von 5:5 ihren Ursprung fand. Unbeeindruckt der widrigen Umstände spielte Westphal weiter und schaffte mit einem 7:5 den Anschluss. In Satz vier kam es zu einer erneuten Schlüsselszene: Ein Schlag von Westphal tanzte auf der Netzkante und fiel am Ende auf die Seite seines Gegners. 11:9 für den Deutschen und Satz-Ausgleich.

Der Entscheidungssatz zwischen Westphal und Smid ging in die Geschichtsbücher ein. Mit 17:15 triumphierte am Ende der Underdog aus Deutschland über seinen Kontrahenten und sprang für kurze Zeit aus dem Schatten von Teamkollege Boris Becker. Mit einer Spieldauer von fünf Stunden und 29 Minuten und insgesamt 85 gespielten Games war es bis dato das längste Davis-Cup-Match in der Historie des Nationenwettbewerbs.

Das Vermächtnis des jungen Athleten

Nur sechs Jahre später hatte Westphal den wichtigsten Kampf seines Lebens verloren. Mit gerade einmal 26 Jahren starb der Deutsche am 19. Juni 1991 in der Hamburger Universitätsklinik an den Folgen einer Aids-Erkrankung. Im Jahr 1994 gründete Westphals Lebensgefährtin zusammen mit Michael Stich die "Michael-Stich-Stiftung", die sich für HIV-infizierte Kinder einsetzt.

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