"Schon Beckers Anwesenheit spornt uns an"

Cedrik-Marcel Stebe hat das deutsche Davis-Cup-Team schon einmal vor dem Abstieg gerettet
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SPOX/Tennisnet: Dafür sind Sie zurück auf der großen Tennis-Bühne. Hat sich Ihre Herangehensweise durch das Erlebte verändert?

Stebe: Ich hatte zwischendurch schon Zweifel, ob ich zurückkommen würde, deshalb gab ich mir sehr viel Zeit. Mein Ziel war es, Ende 2017 unter den ersten 200 zu stehen, um wieder angreifen zu können. Ich wollte mir einfach keine ganz hohen Ziele stecken. Wenn man nach zweieinhalb Jahren wieder anfängt, ist es nämlich schwierig, überhaupt irgendetwas zu definieren. Ich wollte nur keine körperlichen Beschwerden haben. Der Körper hatte zuletzt immer Vorrang und wird das auch in den nächsten Jahren haben. Ich weiß nämlich: Fühle ich mich wohl, kann ich ganz gut Tennis spielen.

SPOX/Tennisnet: Somit haben Sie die eigenen Erwartungen weit übertroffen, aktuell werden Sie auf Rang 90 der Weltrangliste geführt. Nicht zuletzt aufgrund des tollen Auftritts bei den US Open, als Sie es durch die Quali bis in die zweite Runde geschafft haben. Wie fällt Ihr Fazit der Tage in New York aus?

Stebe: Positiv natürlich. Und trotzdem ärgere ich mich immer noch, dass mir in der zweiten Runde die Puste ausgegangen ist. Damir Dzumhur ist sicherlich ein guter Spieler, aber man hätte auch auf ganz andere Kaliber treffen können. Und auch Andrey Rublev, der in der dritten Runde gewartet hätte, wäre nicht der schwerstmögliche Gegner gewesen. Aber ich kann mich nicht beschweren, zumal ich in zwei Wochen 160 Punkte einsammeln konnte. Jetzt stehe ich unter den ersten 100 und kann entsprechend etwas entspannter an die Sache herangehen. Zumal bereits feststeht, dass ich bei den Australian Open sicher im Hauptfeld stehen werde. Ich werde das Jahr 2017 etwas früher beenden, um topfit in die neue Saison zu starten.

SPOX/Tennisnet: Erstmal steht aber noch der Davis Cup an - und an den haben Sie gute Erinnerungen. 2012 schlugen Sie schließlich im alles entscheidenden letzten Einzel gegen Australien Lleyton Hewitt und sicherten damit Deutschland den Klassenerhalt. Wie oft denken Sie daran zurück?

Stebe: Daran denke ich oft, die Erinnerungen an dieses Match sind sehr präsent. Das war für mich ein einschneidendes Erlebnis. Es war bis dato mein größter Erfolg, mein größtes Erlebnis. Die Gedanken daran bereiten mir heute noch Gänsehaut. Das war Wahnsinn, der Druck enorm. Ganz ehrlich: Ich hoffe, dass es in Portugal nicht so weit kommt, dass das letzte Einzel entscheidet, sondern wir den Sack bereits vorher zu machen.

SPOX/Tennisnet: Wie sehr hilft es Ihnen, gerade in diesen Tagen zu wissen, dass Sie im alles entscheidenden Moment unter dem besonderen Druck des Davis Cups voll da sein können?

Stebe: Das gibt mir das Selbstvertrauen zu sagen: Wenn es wirklich sein muss, kann ich mein bestes Tennis spielen. Und es ist auch für den Gegner keine einfache Situation, zu wissen, dass sein Gegenüber schon mal beim Stande von 2:2 das entscheidende Einzel gewonnen hat. Ein Stück weit kann ich dieses Erlebnis sicher für mich nutzen.

SPOX/Tennisnet: Wie geht das auf diesem Level relativ unerfahrene Team mit Jan-Lennard Struff, Yannick Hanfmann, Tim Pütz und Ihnen mit dem Druck um?

Stebe: Ehrlich gesagt spüren wir den Druck nicht wirklich. Wir sind ein super Team, verstehen uns alle gut und können uns alle aufeinander verlassen. Wir sind froh, dabei sein und für Deutschland spielen zu dürfen - und haben einfach Spaß.

SPOX/Tennisnet: Wie geht das Team mit den Absagen von Alexander Zverev, Mischa Zverev und Philipp Kohlschreiber um?

Stebe: Das ist für uns überhaupt kein Thema. Wir sind hier, wir spielen für Deutschland und empfinden das als Ehre. Für mich ist es eines der höchsten Ziele, die man im Tennis haben kann, für sein Land zu spielen.

SPOX/Tennisnet: Mit in Portugal dabei ist auch der neue Head of Men's Tennis Boris Becker. Welche Vorteile erwartet sich die Mannschaft dadurch?

Stebe: Schon alleine die Anwesenheit von Boris Becker spornt uns an. Wir werden mit ihm sicherlich viele Gespräche über die anstehenden Matches führen. Wir wollen wissen, was er denkt, was er glaubt, wie wir an die Matches herangehen sollen. Er kann Ruhe und Vertrauen in das Team bringen.

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