Im Finale beim besten Challenger

Von Florian Heer
Florian Mayer spielt in Polen ein starkes Turnier
© privat/Florian Heer

Während die DTB-Auswahl in Portugal um den Klassenerhalt in der Weltgruppe des Davis Cups kämpfen muss, sind mit Dustin Brown und Florian Mayer, die auf dem Tennisplatz wohl trickreichsten Vertreter Deutschlands bei den Pekao Szczecin Open im polnischen Stettin am Start.

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Während "Dreddy" im Viertelfinale des mit €127.000 dotierten ATP-Challenger-Turniers - ausgezeichnet als weltweit bestes seiner Klasse - nach einer 4-1 Führung im letzten Satz gegen den Esten Jürgen Zopp die Segel streichen musste, kämpfte sich Mayer am Samstag mit einem Dreisatzerfolg gegen jenen selben Gegner ins Endspiel.

"Zopp hat in den letzten Wochen zwei Futures und das ATP-Challenger in Alphen gewonnen", erklärt Mayer, der beim größten Tennisturnier in Polen an Nummer 2 gesetzt ist.

"Zudem hat er ein sehr aggressives Spiel mit dem er immer versucht auf den Winner zu gehen. Das liegt mir eigentlich nicht besonders. Ich bin aber mental stark geblieben und bin sehr froh hier ins Finale gekommen zu sein."

Auch die schwierigen äußeren Bedingungen mit viel Wind und wechselhaftem Wetter während der Woche nahe der Ostseeküste konnten dem Bayern nichts ab.

"Mit dem Sturmtief war es ein wenig Pech für die Veranstaltung hier. Die Bedingungen sind schwierig und es ist kalt, aber für mein Spiel ist es eigentlich nicht schlecht. Der Platz ist relativ langsam und ich komme dann gut in die Ballwechsel. Bis auf den Wind sind es aber gute Bedingungen hier zu spielen", erzählt ein entspannt wirkender Mayer während das Thermometer kaum die 15 Grad-Marke überschreitet.

Erstes positives Saisonfazit

Nach einem etwas holprigen Start in das Tennisjahr 2017, kann der 33-jährige dem bisherigen Saisonverlauf jedoch insgesamt viel Positives abgewinnen. Mayer war zum ersten Mal seit 2011 wieder bei allen vier Grand-Slam-Turnieren im Hauptfeld am Start und stieß in Wimbledon und in New York jeweils in die zweite Runde vor.

Das Erreichen des Finals bei den German Open in Hamburg sticht hier allerdings besonders heraus. "Das war einfach unglaublich. Ich hatte vier Monate fast kein Match gewonnen und dann habe ich mich wirklich noch einmal gefangen. Ich war schon kurz davor aufzuhören nach dem Jahr", schmunzelt Mayer.

"Aber dann kam das Viertelfinale in Halle und natürlich Hamburg als Highlight. Jetzt stehe ich schon fast wieder auf Platz 60 der Weltrangliste und habe bis nächstes Jahr April kaum Punkte zu verteidigen. Das ist eigentlich eine gute Ausgangsposition. Körperlich geht es mir auch gut und fühle mich fit durch die Matches jetzt."

Daviscup Absagen nur bedingt nachvollziehbar

Den Daviscup verfolgt Mayer nach seinem Rücktritt aus der Tennisnationalmannschaft vor genau einem Jahr natürlich immer noch und drückt seinen ehemaligen Mannschaftskollegen selbstverständlich die Daumen.

"Es war eine tolle Zeit und ich habe immer gerne gespielt. Allerdings bin ich auch ein bisschen froh, dass ich den Stress mit den Best-of-five-Matches und den damit verbundenen Anspannungen nicht mehr habe. Das wäre mir mit jetzt knapp 34 auch zu viel geworden. So schön wie es war im Team zu spielen, es freut mich, dass ich jetzt auch solche Turniere wie hier spielen kann. Das war durch den Daviscup nie möglich, da man die Woche danach auch noch platt war."

Diese "Schwerstarbeit", wie Mayer sie nennt, lässt ihn auch die Absage von Philipp Kohlschreiber für dieses Wochenende nachvollziehen. "Ich kann Kohli schon verstehen. Wenn man älter wird ist es für den Körper einfach eine hohe Belastung. Psychisch sind die langen Matches auch nicht leicht."

Bei den jüngeren Spielern - wie einem Alexander Zverev - trifft die Entscheidung, nicht in Portugal anzutreten, allerdings auf weniger Verständnis bei Mayer, der 12 Jahre für Deutschland aktiv war.

"Klar ist es schwierig. Er ist die Nummer 4 der Welt, aber eigentlich verstehe ich es nicht ganz. Er wurde viel gefördert und hat einiges bekommen. Ich finde, da muss man auch mal was zurückgeben, auch wenn es nicht immer in den eigenen Spielkalender passt. Er wird am Jahresende wohl bei den ATP World Tour Finals spielen. Es wäre schön gewesen, wenn dann auch noch die Daviscup-Teilnahme dabei gewesen wäre."

Für Mayer fehlt in diesem Jahr noch ein Turniersieg. Diesen Wunsch kann er sich mit einem Erfolg über den in Stettin Top-gesetzten Franzosen Richard Gasquet am Sonntag erfüllen. Es wäre der 14. Einzeltitel auf der ATP-Challenger-Tour für die aktuelle Nummer 68 der Weltrangliste und ein weiteres erfolgreiches Kapitel in der Tennis-Vita des Routiniers.

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