Thiem sei Dank: Die Hanfmann-Story geht weiter

Yannick Hanfmann
© getty

Yannick Hanfmann hat beim MercedesCup die zweite Runde erreicht - bei seinem ersten Turnier auf Rasen und dem zweiten ATP-Turnier überhaupt. Dass er überhaupt dabei ist, verdankt er Dominic Thiem.

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Von Florian Goosmann aus Stuttgart

"Ich hab gemerkt, dass der Ballwurf nicht ganz da ist, wo er sein soll - und dann passieren halt zwei Doppelfehler." Es war beim Stand von 6:3, 5:3 und 30:15 gegen den Ungarn Marton Fucsovics, als Yannick Hanfmann der Wind in die Quere kam und er ein souverän gespieltes Match fast noch mal aus der Hand gab.

Es wäre ihm nicht mal zu verübeln gewesen, wäre er danach eingebrochen. Aber Hanfmann schüttelte das Rebreak einfach ab, zog das Tempo an, spielte noch eine Spur konstanter und holte sich wenige Minuten später erneut den Aufschlag seines Gegners mit drei entschlossenen Netzangriffen. 6:2, 7:5 - Spiel, Satz und Sieg.

Vom College-Tennis zum Profi

Die Yannick-Hanfmann-Story, sie ist eigentlich schon verrückt genug. Hanfmann ist von Geburt an schwerhörig, seine allererste Pressekonferenz vor gut einem Monat in München begann er mit den Worten: "Ich bin schwerhörig, bitte die Fragen etwas lauter stellen." Der Nachteil der Schwerhörigkeit? Für Hanfmann auf dem Court "eher positiv, weil ich nicht alles höre, was geredet wird".

In München erreichte er aus der Quali heraus das Viertelfinale, unter anderem nach Siegen über Gerald Melzer und Thomasz Bellucci. Er sprach davon, erst seit zwei Jahren Profi zu sein, weil er nach dem Abi erst mal den Weg nach Los Angeles einschlug, dort nach vier Jahren einen Abschluss in "International Relations" hinlegte und eben Tennis spielte: College-Tennis. "Das ist alte Schule, da wird viel Tennis gespielt und weniger auf den Körper geachtet", sagte Hanfmann nach seinem Stuttgart-Sieg. "Das war eine super Zeit, ich habe so viel gelernt - ohne College würde ich nicht hier stehen, da bin ich relativ sicher."

Nur durch Thiem-Absage im Feld

Hanfmanns Auftritt beim Stuttgarter Weissenhof-Turnier - er fügt sich an München an. Der MercedesCup ist das erste Turnier auf Rasen für Hanfmann, nach München das zweite ATP-Turnier überhaupt. Es ist zudem fast ein Heimspiel: Hanfmann kommt aus Karlsruhe, knapp eine Stunde entfernt vom Weissenhof.

Dass er hier spielen durfte, erfuhr er erst am Samstagmorgen. "Ich hatte eine 50/50-Chance, ob Thiem absagt - dann hat mein Coach die Info bekommen, dass ich drin bin." Maximilian Marterer rutschte für den Österreicher ins Hauptfeld, Hanfmann ergatterte den letzten Quali-Platz und nutzte diesen voll aus: In Runde eins besiegte er Lukas Rosol, den Bezwinger von Rafael Nadal beim Wimbledon-Turnier 2012, in Runde zwei schlug er Yannick Maden. Dann stand er, aktuell die Nummer 187 der Welt, im Hauptfeld.

Gegen Fucsovics präsentierte sich der 25-Jährige als entspannter und starker Rasenspieler: Harte erste Aufschläge im Bereich um die 200 km/h, schnörkellose und glatte Grundschläge, das Gespür für den Angriff ans Netz, zum Abschluss der sichere Volley.

Der Traum: Ein Duell gegen Federer

In Runde zwei wartet er auf den Sieger des Spiels zwischen Mischa Zverev und Malek Jaziri, dann sicher auch vor einer volleren Tribüne als am doch ruhigen Montag. Druck oder Kick? "Ich freue mich immer, wenn mehr Zuschauern da sind, das macht am meisten Spaß." Sollte Hanfmann siegen, könnte es gar zum Duell mit Roger Federer kommen. Viel zu früh für wirkliche Gedankenspiele, aber "da kann man nicht weggucken, ich hab mir auch schon ein imaginäres Foto gemacht, dass ich im Draw bin mit Roger Federer".

Ein Duell gegen den Maestro - es ist freilich viel zu früh, um darüber zu spekulieren. Aber: Es wäre noch mal so eine verrückte Geschichte im Leben des Yannick Hanfmann.

Yannick Hanfmann im Steckbrief

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