Zverev furchtlos ins Duell mit dem Maestro

Alexander Zverev
© getty

Alexander Zverev kennt wenig Angst vor großen Matches - gegen Roger Federer braucht er auch zurecht keine haben.

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Von Florian Goosmann aus London

Haben die jungen Leute denn gar keinen Respekt mehr vor den Alten? Wenn man eine Szene im Vorfeld der ATP Tour Finals in London mitbekommen hat, muss die Antwort "Nein" heißen.

Federer gab gerade ein TV-Interview, als sich Alexander Zverev, Dominic Thiem, Grigor Dimitrov, Marin Cilic, Jack Sock und David Goffin anschlichen und sich im Bild positionierten. Federer blickte sich, als er die Schatten bemerkt hatte, irritiert um, er lachte laut. "Ich werde mich rächen", schrieb er in einem Tweet mit der Szene.

Die Rache an Jack Sock ist ihm geglückt, auf dem Platz jedenfalls. Es war kein Glanzauftritt, sondern einer, in dem es um die "richtige Intensität", um die "Energie" ging, und um die Big Points, wie so oft. Federer siegte in zwei Sätzen, etwas anderes wurde auch nicht erwartet von ihm, er führt seine Gruppe standesgemäß an. Nun geht es also gegen den zweiten Gruppensieger, Zverev.

"Es wird ein anderes Match", sagte Federer. "Ich habe ihn zuletzt wenig spielen sehen, aber wenn es gut läuft bei ihm, wie in Montreal oder Rom, dann läuft es."

Sascha mit Herz

Zverev selbst bewies in seinem ersten Match gegen Marin Cilic gleich zweierlei: eine ebenfalls hohe Intensität zu Beginn, als er dominierte und den unsicheren Cilic ausnutzte. Und am Ende ein großes Herz, als er in Satz drei mit 1:3 und 0:30 zurücklag und man kurzzeitig das Gefühl hatte, er ließe es nun laufen. Zverev holte sich im Anschluss mit starken Aufschlägen den Anschluss und breakte Cilic, obwohl der bereits zwei Spielbälle zum 4:2 hatte. Es war genau nach einem Vorhandfehler zum 40:15 aus Cilic' Sicht, als Zverev seine geballten Wut am Schläger ausließ und anschließend zwar teils Glück hatte, aber auch stark aufspielte - er machte letztlich acht Punkte in Folge zur eigenen 4:3-Führung und nahm dem Kroaten dessen Aufschlag zum Matchgewinn dann zu null ab.

Und, typisch für den nie zufriedenen Zverev: Direkt nach dem Match schlug er noch ein paar Bälle in der leeren Arena, um sich ein besseres Gefühl zu holen, als er es an diesem Abend gehabt hatte.

Sein Ausblick auf Federer: "Ich habe gegen ihn ein paarmal gespielt in diesem Jahr. Drei Mal, wenn man den Hopman Cup mitzählt. Es waren alles große Matches, hoffentlich folgt nun ein weiteres."

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Gute Bilanz gegen Federer

Was Zverev verschwieg: Er gehört zu den wenigen Akteuren, die eine ausgeglichene Bilanz gegen den Schweizer haben (2:2); zählt man das Match im Hopman Cup zu Beginn des Jahres, ein reines Tie-Break-Duell, führt Zverev gar mit 3:2. Beim letzten Spiel in Montreal, Zverevs zweitem 1000er-Titel, verletzte sich Federer dann am Rücken, was an Zverevs Leistung jedoch nichts schmälern sollte.

In der Halle ist es das erste Duell der beiden, was Federer liegen sollte, ebenso die Mehr-Erfahrung in der o2-Arena. "Es ist etwas komplett anderes, hier auf den Platz zu gehen, anders als in anderen Stadien. Die Zuschauer, die Atmosphäre - das ist toll. Die Show, bevor wir einmarschieren, ist sehr speziell", sagte Zverev, er sei froh, dass er das erste Match hinter sich habe, "da waren viele Nerven dabei."

Sowohl Zverev als auch Federer gelangen in ihrem ersten Match direkt ein Traumstart, Federer spielte hierbei selbst die Punkte heraus, er ist, trotz Abwesenheit im Vorjahr, fast zuhause in der o2-Arena. Man könnte auch sagen: Er hat die Erfahrung des Alters. Dass Zverev und Co. davor nicht zwingend Respekt haben... nun, davon hatten wir's ja schon.

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