ATP: Spieler des Jahres, Kandidat Nummer eins - Fabio Fognini

Von Jens Huiber
Kein Totenkopf mehr für Fabio Fognini auf der Brust
© getty

Die tennisnet-Redaktion macht sich nun auch über die Spieler des Jahres auf der ATP-Tour Gedanken. Zum Start kommt ein Außenseiter an die Reihe: Fabio Fognini.

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Ach, Fabio. Könntest Du vielleicht in einem der wichtigeren Turniere des Jahres mal ein bisserl weiter kommen als, sagen, wir ins Viertelfinale? Die letzten Acht in Rom, das ist gut, aber wäre das nicht die beste Möglichkeit gewesen, endlich mal wieder den Nadal Rafa zu putzen? Gut, den ersten Satz hast Du gewonnen, aber dann? Nur noch drei Games gemacht, das war schon eher sehr wenig.

Dennoch: der Autor besteht darauf, dass Fabio Fognini sein Spieler des Jahres 2018 ist. Basta.

Es hat ein paar Jahre gedauert (und eines freundlichen Hinweises eines weisen Kollegen bedurft), um zu realisieren, welch außergewöhnliches Talent Fabio auf den Platz bringt: Die Beinarbeit ist einzigartig, die Antizipation grandios, die Vorhand mächtig. Es sei denn, es freut ihn nicht. Dann bekommen die Zuschauer das zu sehen, was Philipp Kohlschreiber vor ein paar Jahren in Kitzbühel so schlicht wie treffend als "schlechten Fabio" beschrieben hat.

Fognini in München nicht bei der Sache

Den es auch 2018 noch gegeben hat: Fabio kommt also nach München, wie in den letzten Jahren finanziell animiert durch einen Sponsor, glänzt mit eben jenem am Montagabend auf der Players´ Party - und verliert dann schmucklos gegen Marco Cecchinato. Der aber gerade erst aus Budapest angereist war, mit sieben Matches in den Beinen. Der Sponsorenvertrag ist Geschichte, die Reisen ins bayerische Monaco wohl auch.

Was spricht aber für Fabio Fognini?

Drei Turniersiege 2018. Wenn auch nur bei 250er-Events. Aber, und das zeigt die herausragende Klasse von Fabio, wenn er sich spürt: Im Finale von Los Cabos hat er Juan Martin del Potro beherrscht, wie nur ganz wenige das in der abgelaufenen Saison gezeigt haben.

Die Auftritte vor der Nadal-Niederlage in Rom waren natürlich auch nicht übel, vor allem der Sieg gegen Dominic Thiem. Auch wenn das, neben dem Erfolg gegen DelPo, der einzige Sieg über einen Top-Ten-Mann geblieben ist.

Aber: 46 gewonnene Matches sind schon was wert, nämlich mit Platz 13 die beste Platzierung, die Fabio jemals nach einem Tennisjahr ins Ziel gebracht hat.

Was spricht gegen Fabio Fognini?

Eigentlich alles andere. Und mehr. Da haben die Italiener mal wieder die Chance, ins Halbfinale des Davis Cups einzuziehen - und Fognini verliert am Freitag gegen Lucas Pouille. Zuhause! In Genua! Von übertriebenem Patriotismus sollte bei Fabio, der alljährlich für sein Heimatland in die Bütt geht, allerdings nicht gesprochen werden: Wie italienische Journalisten bestätigen, hat der heimische Verband Fognini gezwungen, anzutreten. Mit Geld.

Und ja, kaum jemand würde sich mehr über einen tiefen Run von Fabio Fognini in ein Major mehr freuen als der Autor - aber mehr als die vierten Runden in Melbourne (Niederlage gegen Tomas Berdych, ältere Tennisfreunde werden sich an den Tschechen erinnern) und Roland Garros (Aus gegen Marin Cilic) waren auch 2018 nicht drin.

Das größte Manko lässt sich ab dem kommenden Jahr aber schon von weitem begutachten: Niemand hat die Nummer 17 stolzer auf dem Rücken getragen als Fabio Fognin. Auch wenn es sich nur um die Lieblingszahl des Modedesigners bei Fabios nunmehr altem Ausrüster gehandelt hat. Nun tritt Fabio in neuen Kleidern an, er wird auch in denen modisch brillieren, aber ein Fabio Fognini ohne Totenkopf auf der Brust ist mindestens gewöhnungsbedürftig. Oder betrifft der neue Deal nur die Unterwäsche?

Egal. Wir werden in jedem Fall gerne zuschauen.

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