Sebastian Ofner und Dennis Novak im Interview: "Ein Aufstieg wäre wunderbar!"

Von Florian Heer
Lucas Miedler, Sebastian Ofner, Dennis Novak
© Florian Heer

Im Vorfeld des Endspiels der Isar Open feierte der Tennis-Club Großhesselohe in seinem letzten Spiel in der 2. Bundesliga Süd gegen den TSV 1860 Rosenheim auf heimischen Gelände den Aufstieg in die höchste deutsche Spielklasse. Maßgeblich zum Erfolg beigetragen hat ein österreichisches Trio, bestehend aus Lucas Miedler, Dennis Novak und Sebastian Ofner. Mit Novak und Ofner haben wir uns im Anschluss an die Meisterfeierlichkeiten zum Doppel-Interview getroffen und über die deutsche Bundesliga, die Aussichten im Davis Cup und die geplante Reform unterhalten.

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Von Florian Heer aus Pullach

tennisnet: Dies war wohl das perfekte Ende einer Bundesliga-Saison?

Novak: Sicherlich! Wir hatten eine sehr lässige Truppe, die sich super verstanden hat. Die Resultate waren auch gut. Es war der krönende Abschluss heute.

Welchen Stellenwert hat Bundesliga-Tennis für Sie?

Ofner: Es ist einfach toll, in der Mannschaft zu spielen. Man ist ein Teamplayer, der für die Mannschaft kämpfen kann. Tennis ist vorrangig eine Einzelsportart. Da ist es schön, auch mal den Teamspirit spüren zu können.

Welche Rolle spielt dabei auch der finanzielle Aspekt?

Novak: In Deutschland hat der Mannschaftswettbewerb einen anderen Stellenwert als in Österreich. Es gibt mehr Geld durch tennisbegeisterte Investoren. Solange es in den Terminkalender reinpasst, versucht man so oft wie möglich anzutreten. Es ist natürlich auch gut, eine finanzielle Zuwendung zu erhalten.

Wie sahen die letzten Wochen bei Ihnen aus?

Novak: Das Heimturnier in Kitzbühel mit der Atmosphäre und der Umgebung war unglaublich. Diese Woche habe ich in Portoroz auf Hartplatz gespielt (Anm.: in der ersten Runde gegen Aldin Sektic verloren) und wollte mich bereits für die Saison in Amerika einstimmen. Im Nachhinein war es vielleicht nicht die beste Idee (lacht).

Ofner: Ich habe hier bei den Isar Open nach überstandener ersten Runde eigentlich eine gute Partie gegen Kevin Krawietz gespielt, leider aber nach sechs vergebenen Matchbällen noch verloren. Die Form passt aber.

Es gibt gewisse Wimbledon-Parallelen bei Ihnen. Sie beide sind durch die Qualifikation bis in die 3. Runde in London vorgestoßen. Sebastian im vergangen Jahr und Dennis heuer. Wie waren die Erfahrungen und was hat sich dadurch auch verändert?

Ofner: Es war eine Mega-Story für mich, da ich von der Futures-Ebene gekommen bin und direkt in Wimbledon die dritte Runde erreicht habe. Das war Wahnsinn! Drei Wochen später stand ich noch in Kitzbühel im Semifinale. In den sieben oder acht Monaten darauf haben meine Leistungen doch sehr stark geschwankt und ich war einfach noch nicht soweit, auf diesem Niveau zu bestehen. Dazu ist die Erwartungshaltung gestiegen. Heuer habe ich dann zu sehr daran gedacht, meine Punkte verteidigen zu müssen. Das hat mich gehindert, mein bestes Level abrufen zu können. Kürzlich habe ich aber mein erstes Challenger-Turnier gewonnen und seitdem geht es wieder besser.

Novak: Ich hatte gute Siege gegen gute Leute, auch gegen Milos Raonic habe ich nicht schlecht ausgeschaut. Wenn man Top-20-Spieler schlägt, merkt man, dass man mithalten kann. Das gibt Selbstvertrauen. Jetzt gilt es, konstant weiter zu spielen.

Wie sieht der weitere Saisonverlauf aus?

Ofner: Ich werde in Meerbusch ein weiteres Challenger spielen. Danach die US-Open, zwei weitere Challenger in Europa und zum Abschluss noch nach Asien oder Südamerika.

Zwischenzeitlich steht auch noch der Davis Cup gegen Australien in Graz an. Was sind die Erwartungen an diese Partie?

Novak: Wir hoffen natürlich im Team mit dabei zu sein. Das entscheidet schließlich der Kapitän. Da Dominic Thiem bereits angekündigt hat zu spielen, werden wir eine super Chance haben in die Weltgruppe aufzusteigen.

Ofner: Davis-Cup ist immer eine tolle Geschichte. Wir haben ein tolles Team, das sich super versteht. Der Aufstieg wäre wunderbar. Das Flair, die Matches, die Orte sind einfach besonders.

Inwieweit beschäftigen Sie sich mit den beabsichtigten Reformen im Davis Cup?

Novak: Ich habe vor kurzem mit dem Generalsekretär des Verbandes gesprochen, der mir die Veränderungen erklärt hat. Einerseits finde ich es nicht gut, dass ein großes Finale mit den Teams lediglich an einem Ort stattfinden soll. Da geht der Heimvorteil verloren. Auf der anderen Seite müssen Spieler wie wir auch beachten, dass es finanziell wohl wesentlich lukrativer werden könnte. Daher befürworte ich die Reformpläne.

Neue ATP-Challenger-Turniere in Österreich wurden seitens des Verbandes angekündigt. Das wäre bestimmt eine tolle Sache auch auf dieser Ebene daheim antreten zu können?

Ofner: Wir hatten ewig keine Challenger mehr in Österreich. Lediglich Futures und die zwei ATP-Turniere. Ich würde mich extrem freuen, wenn diese Turniere bei uns etabliert würden. Junge Spieler könnten von Wildcards profitieren und Erfahrungen sammeln. Das würde dem Tennis in Österreich bestimmt weiterhelfen.

Wie sehen Ihre weiteren Saisonziele aus?

Ofner: Ich versuche einfach, so viele Punkte wie möglich zu sammeln - und schaue dann am Ende des Jahres, wo ich stehe und was ich erreicht habe.

Novak: Mir geht es gar nicht ums Ranking. Ich möchte gesund bleiben, fit sein und einfach gut spielen. Alles andere kommt von allein.

Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg!

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