Nicola Kuhn mit neuem Coach in Richtung Top-100

Von Florian Heer
Kuhn will in die Top-100.
© Florian Heer

Genau ein Jahr ist es her, als Nicola Kuhn bei den Sparkassen Open in Braunschweig seinen ersten Titel auf der ATP-Challenger-Tour feiern konnte. An diesem Wochenende ist der 18-jährige Spanier nun an die Stätte seines bisher größten Triumphs zurückgekehrt.

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Die Vorzeichen waren allerdings andere als gut, da Kuhn beim italienischen ATP-Challenger in Barletta im April während eines Matches umgeknickt und in ein Loch getreten war - und sich dadurch den Fuß gebrochen hatte. Er fiel über Wochen aus.

"Das war schon keine leichte Zeit", so Kuhn über seine Verletzungspause. "Am ersten Tag habe ich einen Gips bekommen, am zweiten Tag ging es dann aber auch schon ins Fitnessstudio. Ich habe mich auf einen großen Fitnessball gesetzt und von dort aus Vorhand und Rückhand gespielt." Erinnerungen an Thomas Muster werden wach.

Vor 14 Tagen in Mailand ist der Teenager schließlich auf die Tour zurückgekehrt, was für die Schwere der Verletzung dann doch alles relativ schnell bezeichnet werden kann.

In Braunschweig war ihm die fehlende Spielpraxis allerdings noch anzumerken. Im Einzel war bereits in der ersten Runde gegen den Deutschen Yannick Hanfmann Endstation. Im Doppel hingegen, an der Seite des norwegischen Nachwuchsspielers Casper Ruud, ging es immerhin bis ins Halbfinale.

Nicola Kuhn mit neuem Coach

Mit dabei beim mit 127.000 Euro dotierten Sandplatzturnier war Kuhns neuer Coach Iván Navarro, ehemalige Nummer 67 der Welt. Der 36-jährige Spanier war berühmt für seine Serve-and-Volley-Strategie, die in den frühen 2000er-Jahren - ebenso wie heute - wie ein Relikt aus einer anderen Zeit aussah.

"Ich kannte Iván bereits seit längerem, ohne mit ihm in direkten Kontakt gewesen zu sein. Als es mit meinem vorherigen Team nicht mehr so rund lief und die Motivation auf beiden Seiten nachließ, hat mein Manager eine Verbindung zu ihm hergestellt", beschreibt Kuhn den Anfang der Zusammenarbeit. "Glücklicherweise hatte er auch sofort Interesse an einer Partnerschaft. Das Ganze ging sehr schnell, aber die erste Woche war bereits top. Man spürt, dass er weiß, wovon er redet. Das ist ein ganz anderes Niveau. Das gesamte Team funktioniert jetzt richtig gut."

Ein Einfluss Navarros war auch in Braunschweig sofort spürbar.

"Wir haben meinen Spielstil schon etwas umgestellt", verriet Kuhn. "Natürlich schmeißen wir nicht alles auf den Kopf, aber wir versuchen jetzt mehr am Netz zu machen. Sofort die erste Möglichkeit zu nutzen, um nach vorne zu kommen. Auch am Aufschlag haben wir gearbeitet. Das erste Service ist momentan richtig gut. Ich hoffe, da werden in Zukunft noch ein paar gute Bomben rauskommen."

Ideenreichtum als Schlüssel zum Erfolg

Nichtsdestotrotz sollen nicht nur die kraftvollen Elemente im Fokus stehen, auch dem Spiel mehr Variation zu verleihen ist ein Ziel der neuen Kooperation. "Federer ist deswegen so gut, weil kein Gegner von ihm weiß, was ihm beim nächsten Ballwechsel erwartet", so Kuhn. "Die jungen Leute spielen mit viel weniger Ideen und denken nicht wirklich darüber nach, was dem Gegenüber vielleicht aus der Bahn werfen könnte. Natürlich können sie gutes Tennis spielen, aber viele gehen einfach nur auf den Ball drauf."

Dass sich der Teenager auch mit dem Thema Taktik auf dem Platz beschäftigt, gibt er anhand eines Artikels der ehemaligen Nummer 1 Marat Safin preis. "Er hatte gesagt, dass die jungen Spieler nicht nach oben kommen, weil das Spiel immer gleich sei. Die Cracks an der Spitze würden einfach intelligenter spielen." Der Kopf soll also eine noch entscheidendere Rolle auf dem Platz spielen, um mehr Spielideen entwickeln zu können.

Nicola Kuhn: Kontakt zum DTB

Ob sich die deutschen Fans Hoffnungen machen können, dass die aktuelle Nummer 230 der Welt noch einmal für Schwarz-Rot-Gold auflaufen wird, ist weiterhin ungewiss.

"Das ist ein Thema, worüber wir viele Stunden reden können", sagt Kuhn, der bis 2015 für Deutschland angetreten war. Der gebürtige Innsbrucker wuchs größtenteils in Ludwigshafen auf, verbrachte jedoch schon früh viel Zeit in Alicante, wo seine Eltern ein Ferienhaus besitzen. Vor zwei Jahren fiel dann die Entscheidung, für Spanien anzutreten.

"Ich lasse mir allerdings alle Türen offen." Der Kontakt zum Deutschen Tennis Bund ist auf jeden Fall noch gegeben. Sein Manager stehe im regelmäßigen Austausch mit DTB-Trainer Dirk Dier.

Als kurzfristiges Ziel gilt es nun, wieder Spielpraxis zu sammeln. Die ATP-Challenger in Scheveningen, Tampere und Sopot stehen in den nächsten Wochen auf dem Programm.

"Die Top-100 habe ich mir für dieses Jahr noch vorgenommen", gibt Kuhn die Marschroute vor.

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