Jahreszeugnis mit australischem Anstrich

Rafael Nadal und Grigor Dimitrov haben das Jahr 2017 mitbestimmt
© getty

Die abschließende ATP-Weltrangliste nach den Finals in London sehen jene Spieler in Führung, die schon beim ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres dominiert haben.

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m Grunde hätte es der Spielzeit 2017 nach Ende der Australian Open gar nicht bedurft, um sich ein klares Bild über die Verhältnisse im Herrentennis am Ende des Jahres machen zu können: Die beiden Endspiel-Kontrahenten, Rafael Nadal und Roger Federer, führen die Weltrangliste an, der eine knapp unterlegene Halbfinalist Grigor Dimitrov gibt endlich den stürmischen Verfolger. Der andere, Stan Wawrinka, liegt erstaunlicherweise immer noch unter den zehn besten Spielern der Welt - und dass, obwohl der Schweizer seine Kampagne nach dem Wimbledon-Turnier für beendet erklärt hat.

Nun liegt das Jahreszeugnis also vor, geprägt natürlich von längeren Auszeiten ansonsten zuverlässiger Leistungsträger.

Dass früher oder später mit Jack Sock oder David Goffin in den Top Ten zu rechnen sein würde, dies schien aufgrund des Talents der beiden Spieler absehbar. Pablo Carreno Bustas Aufstieg in die Bel Etage kommt hingegen eher unerwartet, bei aller Konstanz, die der Spanier gezeigt hat, sind dem 26-Jährigen auch durchaus glückliche Umstände entgegen gekommen: Vier Runden land durfte sich Carreno Busta bei den US Open mit Qualifikanten messen, hernach mit einem geschlauchten Diego Schwartzman. Aber: Die Weltrangliste lügt nicht.

Kandidat für höhere Ehren

Schon gar nicht im Fall von Alexander Zverev und Dominic Thiem. Letzterer mag in der zweiten Saisonhälfte (vor allem auch sich selbst) einigermaßen enttäuscht haben - auf der anderen Seite hat Thiem das Gros seiner Punkte zu einem Zeitpunkt geholt, da Novak Djokovic und Andy Murray noch am Spielbetrieb teilgenommen haben. Den Serben hat Thiem in Paris im Viertelfinale besiegt, Murray ein paar Wochen davor in Barcelona. Thiem geht als Nummer fünf der Welt in das Jahr 2018.

Zverev wiederum hat sogar noch besser abgeschnitten, so gut, dass er auf der Liste zur Wahl des Sportlers des Jahres sehr weit vorne stehen muss. Zwei Erfolge bei ATP-Masters-1000-Turnieren mit Finalsiegen gegen Djokovic in Rom und gegen Federer in Montréal - diese Leistungsnachweise suchen in der jüngeren deutschen Tennishistorie ihresgleichen.

Eher bescheiden fällt die Bilanz hingegen für einige andere Profis aus - von den Langzeitverletzten abgesehen. Nick Kyrgios etwa schließt das Jahr 2017 auf Position 21 ab. Der Australier hat immerhin sein erstes Masters-Finale erreicht (in Cincinnati), sich aber dennoch zu viele Auszeiten geleistet. Richard Gasquet hat erst spät seinen Rhythmus gefunden, auch er ist indes von Verletzungen nicht verschont geblieben.

Deutsche Phalanx

Aus deutscher Sicht erfreulich: Philipp Kohlschreiber hat sich wieder unter die Top 30 gespielt, für eine anständige Auslosung in Melbourne eminent wichtig. Mischa Zverev darf als Nummer 33 noch auf eine Setzung bei den Australian Open hoffen. Peter Gojowczyk hat in Metz erstmals als Turniersieger angeschrieben, der Münchner schließt dasJahr als Nummer 61 ab. Florian Mayer und Jan-Lennard Struff haben ihre Positionen rund um Rang 50 bestätigt, mit Maximilian Marterer und Cedric-Marcel Stebe schließen zwei weitere DTB-Spieler unter den Top 100 ab.

Für Österreich geht neben Dominic Thiem immerhin noch Gerald Melzer in die Bütt - der Niederösterreicher hat sich mit starken Leistungen auf der Challenger-Tour in Südamerika den besten dreistelligen Platz in der Weltrangliste gesichert.

Hier die aktuelle ATP-Weltrangliste

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