Prägende Rivalen

Episches Duell: Thomas Muster (r.) besiegt Boris Becker 1995 in Monte Carlo
© GEPA

Wie die Zeit vergeht. Am Montag feierte Thomas Muster seinen 50. Geburtstag, bald hat dann auch Boris Becker das halbe Jahrhundert vollendet. Muster wie Becker waren prägende Erscheinungen in ihren Ländern, nicht nur im Tennis, sondern im Sport. Und eigentlich auch darüberhinaus.

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Was sie tun, was sie sagen, wird immer noch genaustens beobachtet und analysiert. Man muss nur daran denken, was sich kürzlich im Frankfurter Römer rund um Beckers Amtsantritt als Oberaufseher im deutschen Männertennis tat - und wie sehr Beckers Präsenz plötzlich das angestaubte Image des Davis Cup verändert.

Bei dieser Gelegenheit darf man durchaus daran erinnern, wie sehr sich die beiden nun Altvorderen im Nationalteam aufrieben und in legendären Matches die Hauptrollen spielten. Das große deutsch-österreichische Davis-Cup-Duell allerdings spielte sich zwischen den Protagonisten Muster und Michael Stich ab - unvergessen die Partie in Unterpremstätten. Muster triumphierte damals zwar gegen Stich in einem denkwürdigen Marathon, aber das bessere Ende hatten die Deutschen mit dem finalen Sieg von Marc-Kevin Goellner gegen Horst Skoff. Letzterer ist inzwischen schon verstorben.

Originale aus Leidenschaft

Muster wie Becker waren auch deshalb herausragende Figuren ihrer Tennisepoche, weil sie ihren Sport mit einer unglaublichen Intensität und Leidenschaft betrieben. Weil sie ihre Limits regelmäßig austesteten und auch darüber hinweg gingen. Die Bezeichnung Alpen-Boris, die manche gern für Muster benutzten, ist in jeder Beziehung irreführend. Muster war, wie umgekehrt Becker, nie die Kopie eines anderen. Sondern ein Original. Einer, der für sich selbst stand und wirkte.

Unvergessen bleibt bis heute, wie sich Muster nach seiner Karriere bedrohenden Verletzung in Key Biscayne, als Opfer eines betrunkenen Autofahrers, mit eiserner Energie zurückfightete und noch seine besten Jahre nach diesem Zwischenfall erlebte. Für ein Jahr war Muster sogar so dominierend auf einem Belag wie noch kein anderer Spieler jemals zuvor - das war 1995, auf Sand. In jenem Jahr holte er zwölf Einzeltitel.

Und 1995 war auch das Jahr des atemraubenden Duells zwischen Muster und Becker in Monte Carlo. Ein Match, das für mich selbst unvergessen bleiben wird. Der Siegtext für Becker war schon fertig im Computer, die Sendetaste bei Beckers Matchball im Pressezentrum des Country Clubs gedrückt, da servierte der Deutsche einen Doppelfehler und verlor später, sehr viel später noch das Match.

Dem Drama auf dem Court folgte das Drama im Nachspiel, bei den Pressekonferenzen. Mit gegenseitigen Anklagen und Attacken, die wir an dieser Stelle nicht mehr wiederholen wollen. Denn im Prinzip herrschte zwischen dem großen Deutschen und dem großen Österreicher vor allem eins: Großer Respekt. Und das zurecht.

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