Drei Bewerber, eine Lizenz

Von SID
Hamburger Rothenbaum
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In dieser Woche fällt die Entscheidung über die Lizenzvergabe für das Turnier am Hamburger Rothenbaum. Das Präsidium des DTB tagt am Mittwoch und gibt danach eine Empfehlung an den Bundesausschuss.

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Die scheinbar unendliche Geschichte soll noch in dieser Woche zu einem Abschluss gebracht werden. Nach jahrelangen Verhandlungen vor und vor allem hinter den Kulissen will der Deutsche Tennis Bund (DTB) spätestens am Samstag eine Entscheidung über die Zukunft seines Tafelsilbers am Hamburger Rothenbaum treffen. Drei Bewerber wollen die German Open ab 2019 ausrichten, an der Spitze der aktuelle Lizenzinhaber Michael Stich.

Stich, von Arnim oder Reichel?

Nicht mehr zum Kreis der Bewerber gehört seit Dienstag Topmanager Michael Mronz, unter anderem Chef des weltberühmten CHIO in der Aachener Soers und Erfinder der Olympia-Initiative Rhein-Ruhr. Auf Anfrage des SID teilte Mronz mit, dass er an der Ausschreibung nicht mehr beteilgt sei. "Wir haben den DTB darüber informiert, dass wir unser freibleibendes Angebot zurückziehen", sagte Mronz, der sich zu den Gründen nicht weiter äußern wollte. Ein sogenanntes freibleibendes Angebot beinhaltet keine rechtliche Bindung.

Aus dem Kreis der Bewerber um den Rothenbaum bleiben damit noch Dietloff von Arnim, jahrelang Turnierdirektor des World Team Cups im Düsseldorfer Rochusclub, und der Österreicher Peter-Michael Reichel, Gründer des WTA-Turniers in Linz und Europa-Repräsentant der WTA.

Am Mittwoch tagt zunächst das DTB-Präsidium, anschließend gibt es eine Empfehlung an den Bundesausschuss mit den Vertretern der 18 Landesverbände. Diese treffen sich am Samstag in Frankfurt/Main, um hinter verschlossenen Türen über die Zukunft des Rothenbaums zu entscheiden. Dirk Hordorff, DTB-Vizepräsident Sport und mächtigster Mann im deutschen Tennis, hält sich mit Prognosen allerdings ungewohnt bedeckt: "Aus Respekt vor meinen Präsidiumskollegen und dem Bundesausschuss verbietet es sich, dass über dieses Thema öffentlich spekuliert wird."

Von Arnim mit Plan B

Wird es natürlich trotzdem. Lizenzhalter Stich, der das Turnier seit 2008 mit seiner Agentur HSE verantwortet, gilt angeblich nicht unbedingt als Favorit, auch Mronz scheint aus dem Rennen zu sein. Die Entscheidung fällt demnach zwischen von Arnim und Reichel - wobei von Arnim sogar den berühmten Plan B in der Tasche hat. "Ich habe dem DTB Düsseldorf als Alternative zu Hamburg angeboten", sagte er dem SID: "Der Rochusclub steht zur Verfügung, ich habe aber auch überhaupt kein Problem damit, in Hamburg zu bleiben."

Dietloff von Arnim ist bei der ATP wahrlich kein Unbekannter, seit er 2004 die Organisation des World Team Cups von dessen Erfinder Horst Klosterkemper übernahm. "DvA" hat beste Verbindungen zur ATP und zur Stadt Düsseldorf mit ihrem Oberbürgermeister Thomas Geisel. Eine wichtige Voraussetzung, denn die künftige Gastgeber-Kommune der German Open, sei es Düsseldorf oder Hamburg, muss wohl wenigstens 500.000 Euro zuschießen, soll das Turnier wirtschaftlich auf Dauer bestehen. Zurzeit gibt es gerade mal 100.000 Euro aus dem Hamburger Stadtsäckel.

Viele offene Fragen

Überhaupt, das liebe Geld. Das Spitzengebot aus dem Bewerberkreis für die Hamburger Lizenz soll bei 500.000 Euro pro Jahr liegen - das wären immerhin zwei Millionen für die nächsten vier Turniere bis 2022. Zudem gibt es noch immer offene Fragen: Was geschieht mit dem maroden Stadion am Rothenbaum, dessen Dachkonstruktion die nächsten Jahre wohl kaum überstehen dürfte, behält Hamburg seinen Status als 500er Turnier, gibt es einen anderen Belag als Sand, einen anderen Termin als den zwischen Rasen- und Hartplatzsaison eher ungünstigen Juli?

Antworten gibt es noch keine, und wie man es vom nach wie vor mitgliederstärksten Tennisverband der Welt nicht anders gewohnt ist, werden bei der Sitzung des Bundesausschusses am Samstag erst mal persönliche Eitelkeiten bedient. In geheimer Abstimmung sollen zwei Präsidiumsmitglieder, darunter angeblich Schatzmeister Ralf Böcker, zum Amtsverzicht bei den Wahlen im November gedrängt werden. So viel Zeit muss sein. Erst danach geht es um den Rothenbaum. Alles eine Frage der Prioritäten.

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