Die "Big Five" im Sandplatz-Check

Andy Murray, Novak Djokovic
© getty

Eine spannende Sandplatzsaison steht bevor. Wie ist die Ausgangslage für die "Big Five", Andy Murray, Novak Djokovic, Stan Wawrinka, Roger Federer und Rafael Nadal? Hier ist die Antwort.

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Sie ist gestartet, die große Sandplatzsaison auf der ATP-Tour! Zwar wird im Februar (in Südamerika) und im Juli/August (in Europa) ebenfalls auf der roten Asche gespielt, doch das Herzstück bilden die Turniere in den Monaten April bis Juni, mit den French Open als krönenden Höhepunkt. Neben dem Grand-Slam-Turnier in Paris stehen drei 1000er-Turniere (Monte Carlo, Madrid und Rom), ein 500er (Barcelona) sowie acht 250er auf dem Programm.

Nach der Sandplatzsaison wird die Jahresweltrangliste, das ATP Race to London, noch aussagekräftiger sein, da über die Hälfte der zu erzielenden Punkte bereits vergeben wurden. Die Spreu hat sich vom Weizen getrennt, das wird vermutlich auch für das Rennen um die Nummer eins der Welt gelten. Wir haben die Ausgangsposition der "Big Five" vor Beginn der Sandplatzsaison unter die Lupe genommen.

Andy Murray

Punkte in der Weltrangliste: 11.960
Punkte im Race to London: 840
Punkte aus Sandplatzsaison 2016: 3160
Sandplatzstarts 2017: Monte Carlo, Madrid, Rom, Paris

Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn Andy Murray nach den French Open nicht die Nummer eins der Welt ist. Rechnerisch können ihn zwar Novak Djokovic und Stan Wawrinka überholen, doch der Vorsprung des Schotten ist einfach zu groß, dass etwas anbrennen könnte. Murray braucht allerdings eine gelungene Sandplatzsaison, um seinen Nummer-eins-Status in den nächsten Monaten zu festigen. Im Vorjahr spielte er konstant gut auf Sand und hatte keinen Ausreißer nach unten. Nur Rafael Nadal (im Halbfinale in Monte Carlo) und Djokovic (im Finale in Madrid und bei den French Open) konnten ihn besiegen.

Novak Djokovic

Punkte in der Weltrangliste: 7915
Punkte im Race to London: 475
Punkte aus Sandplatzsaison 2016: 3610
Sandplatzstarts 2017: Monte Carlo, Madrid, Rom, Paris

Hinter Novak Djokovic steht vor Beginn der Sandplatzsaison wohl das größte Fragezeichen. Beim Davis Cup hinterließ der "Djoker" einen guten und frischen Eindruck, allerdings wurde auf Hartplatz gespielt. Alles scheint möglich zu sein auf Sand. Djokovic könnte bei frühen Niederlagen, vor allem bei den French Open, die Nummer eins völlig aus den Augen verlieren. Es ist aber ebenso wahrscheinlich, dass der Serbe Stück für Stück wieder zum Dominator wird. Der Spielraum zwischen Erfolg und Misserfolg ist sehr klein. So schlecht, wie es oft dargestellt wurde, waren die Ergebnisse und Leistungen von Djokovic seit dem Erreichen des Karriere-Grand-Slams keineswegs. Gewinnt er ein paar enge Matches auf Sand, ist das Selbstvertrauen schnell wieder da.

Stan Wawrinka

Punkte in der Weltrangliste: 5785
Punkte im Race to London: 1500
Punkte aus Sandplatzsaison 2016: 1250
Sandplatzstarts 2017: Monte Carlo, Madrid, Rom, Genf, Paris

Stan Wawrinka hat immer wieder erklärt, dass er nicht konstant genug ist, um die Nummer eins der Welt zu werden. Der Rückstand auf die Weltranglistenspitze ist derzeit enorm. Murray hat mehr als doppelt so viele Punkte wie Wawrinka. Doch das kann sich in wenigen Wochen schnell ändern. Was dem Schweizer guttun würde, ist noch mehr Glaube an die eigene Stärke. Er weiß bereits, dass er große Turniere gewinnen kann, warum also nicht auch an die Nummer eins glauben. Die Chancen stehen in den nächsten Monaten sogar recht gut. Wawrinka konnte die French Open und Monte Carlo bereits gewinnen, in Rom stand er im Finale. Zudem konnte er die "Big Four" auf Sand mindestens einmal besiegen. Mit einer gelungenen Sandplatzsaison könnte Wawrinka erstmals auf Platz zwei im ATP-Ranking vorrücken, sodass vielleicht in der Rasensaison seine große Stunde schlägt.

Roger Federer

Punkte in der Weltrangliste: 5305
Punkte im Race to London: 4045
Punkte aus Sandplatzsaison 2016: 270
Sandplatzstarts 2017: Paris

Wenn Roger Federer große Nummer-eins-Ambitionen haben würde, dann hätte er sich in der Sandplatzsaison in Position bringen können. Doch der Schweizer verzichtet auf die 1000er-Turniere in Monte Carlo, Madrid und Rom und spielt nur bei den French Open - wenn überhaupt. Völlig sicher ist der Start in Roland Garros nicht. Die Führung in der Jahresweltrangliste wird Federer vermutlich einbüßen, sofern er keine überragenden French Open spielen wird. Sollte der 35-Jährige doch Lust auf die Nummer eins bekommen, wäre es ratsam, dass er zumindest Madrid oder Rom spielt. Sonst muss er hoffen, dass sich seine Konkurrenten in der Sandplatzsaison gegenseitig die Punkte wegnehmen oder sich ein Spieler außerhalb der "Big Five" ins Rampenlicht spielt.

Rafael Nadal

Punkte in der Weltrangliste: 4735
Punkte im Race to London: 2235
Punkte aus Sandplatzsaison 2016: 2130
Sandplatzstarts 2017: Monte Carlo, Barcelona, Madrid, Rom, Paris

Wenn Rafael Nadal noch mal die Nummer eins der Welt werden möchte, besteht in den nächsten Monaten die große Chance dazu. Der Rückstand auf die Spitze ist zwar derzeit enorm, doch das täuscht ein wenig. In der Jahresweltrangliste ist der Spanier die Nummer zwei. Und nun darf Nadal auch wieder in seinem geliebten Sand wühlen. Fünf Turniere wird er inklusive der French Open spielen, maximal 5500 Punkte sind drin. Dass er alle Punkte abgreifen kann, hat Nadal bereits mehrfach bewiesen. Sofern er in Monte Carlo und Barcelona wieder abräumt, könnte Nadal bereits in Madrid die Führung in der Jahresweltrangliste übernehmen. Der 30-Jährige spielte letztes Jahr eine gelungene Sandplatzsaison, die aber vor Beginn der dritten Runde der French Open mit einer Handgelenksverletzung abrupt endete. Nadal spielt dieses Jahr um das dreifache "La Decima", den zehnfachen Titelgewinn in Monte Carlo, Barcelona und Paris. Triumphiert der "Stier von Manacor" zum zehnten Mal in Roland Garros, ist die Eroberung der Nummer eins vielleicht nur noch eine Frage der Zeit.

Fazit:

Es steht uns vielleicht die spannendste und ausgeglichenste Sandplatzsaison seit langem bevor. Hinter der Form von Murray und Djokovic stehen leichte Fragezeichen, Wawrinka ist ohnehin eine Wundertüte und Nadal ist nicht mehr der Sandplatzdominator der vergangenen Jahre. Bei Federer stellt sich die Frage, mit wie viel Biss er die French Open bestreiten wird, wenn er denn antritt. Die Chancen, dass sich auf Sand Spieler aus der zweiten Reihe in den Vordergrund spielen, stehen recht gut. Es könnte die große Stunde von Dominic Thiem oder Kei Nishikori schlagen, vielleicht sogar von Alexander Zverev, der sich auf allen Belägen wohlfühlt.

Murray wird nach den French Open weiterhin die Nummer eins der Welt sein, sofern er nicht alles verliert und Djokovic oder Wawrinka alles gewinnt. Doch in der Rasensaison könnte dann für den Schotten die Weltranglistenführung auf dem Spiel stehen, da er die Titel in Queen's und in Wimbledon zu verteidigen hat. Die Sandplatzsaison könnte dafür sorgen, dass in Wimbledon mehrere Spieler die Chance auf die Nummer eins haben. Doch bevor es grün wird, sehen wir die nächsten zwei Monate rot und freuen uns auf spannende Matches auf Sand.

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