Ex-Delpo-Coach: "Die Spieler leiden zu wenig"

Gute alte Zeiten: Juan Martin del Potro und Franco Davin (ganz rechts)
© getty

Franco Davin, langjähriger Trainer von Juan Martin del Potro und aktueller Fabio-Fognini-Coach, vermisst die Emotionen nach dem Match - und schwärmt von seinem ehemaligen Schützling.

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Franco Davin war einer der erfolgreichsten argentinischen Tennisspieler: Der Linkshänder schaffte es 1990 bis auf Platz 30 der Welt, holte drei ATP-Titel und machte seinen Gegnern vor allem auf Sand das Leben schwer. Noch erfolgreicher ist Davin als Coach - er gewann als einziger argentinischer Trainer gleich zwei Grand-Slam-Titel: mit Gaston Gaudio 2004 in Paris, mit Juan Martin del Potro 2009 bei den US Open.

Seit Kurzem ist Davin als Coach von Fabio Fognini auf der Tour, die sich seiner Meinung nach sehr verändert habe. "Wenn man heute in die Umkleide kommt, erlebt man es kaum, dass Spieler, die verloren haben, wütend sind. In weniger als zehn Minuten packen sie ihr Smartphone aus und schreiben: 'Hallo an alle, ich habe es nur knapp verpasst, aber alles ist gut.'" Davin findet, dass die Spieler zu wenig am mentalen Aspekt des Spiels arbeiten würden - und zu wenig leiden, wenn sie verloren haben. "Sie leben ein unwirkliches Leben, wie Hollywood-Schauspieler", sagte Davin gegenüber der italienischen Website ubitennis.com.

Lob für Alexander Zverev

Einer, der anders ticke, sei sein ehemaliger Schützling del Potro, "ein extrem professioneller Kerl und mental ein Tier", so Davin. Mit "Delpo" arbeitete Davin von 2009 bis 2015 zusammen, bevor sich ihre Wege schweren Herzens trennten. Del Potro habe jemanden gebraucht, der mehr Zeit mit ihm verbringe - für Davin damals leider nicht möglich. "Es war nicht einfach, dieses Kapitel zu beenden. Wir haben alles geteilt, von gut bis schlecht. Aber ich musste meiner Familie Vorrang geben." Dennoch schwärmt Davin auch im Rückblick von seinem ehemaligen Schützling, der vorm Davis-Cup-Spiel gegen Großbritannien noch Davins Kinder besucht habe und ohnehin vieles auf sich nehme, weil er Tandil einfach nicht verlassen könne. Dass "Delpo" ein so starkes Comeback gelingen würde, war für Davin nie eine Frage. "Daran habe ich nie gezweifelt."

Mit seinem aktuellen Schützling Fabio Fognini ist vieles nun anders, auch im Vergleich zu Gaston Gaudio. Mit dem habe er damals viel gesprochen, im Match sei dieser dann allem hinterhergejagt. "Gaston gab einem auch mal das Gefühl, dass er nicht spielen wolle, aber auf dem Platz erlief er alles. Man musste ihn töten. Fabio gibt dieses Bild manchmal ab - und verhält sich dann auch so." Eine große Aufgabe für Davin, der Fognini dennoch schätzt. "Er ist eine großartige Person, ein spektakulärer Typ mit einer sehr freundlichen Familie." Die Heirat mit Flavia Pennetta sei ein wichtiger Schritt gewesen, ebenso, dass er bald Vater werde. Große Stücke in der Zukunft hält Davin indes - wie so viele - auf Alexander Zverev. "Ich sehe einige Dinge von del Potro in ihm", so der 47-Jährige.

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