"Ich bekenne mich als Federer-Fan"

Florian Mayer nach seinem größten Karrieretriumph, dem Sieg bei den Gerry Weber Open 2016
© getty

2016 hat mit dem Triumph in Halle den größten Karriere-Erfolg von Florian Mayer gebracht. Kein Wunder, dass der gebürtige Bayreuther den Start der kommenden Saison kaum erwarten kann. Deutschlands Nummer 3 im großen Interview über das große Kribbeln, die Hoffnung auf den Tie-Break im Fünften und das Potenzial des jüngsten deutschen Turniersiegers seit Boris Becker.

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tennisnet.com: Herr Mayer. Genießen Sie jetzt hier in Oberhaching noch die Ruhe in der Vorbereitung oder brennen Sie schon so richtig auf die kommende Saison?

Florian Mayer: Ich muss sagen, dass es in diesem Jahr ganz speziell für mich ist. Nach dem tollen Comeback 2016 freue ich mich, dass ich endlich wieder von Anfang an dabei sein kann. Ich war jetzt seit drei Jahren nicht mehr in Australien. Dass ich diese Reise noch einmal antreten darf, das ist richtig toll für mich in meinem Alter. Zumal ich jetzt schon seit zwei Wochen eine richtige gute Vorbereitung durchmache. Mein Körper hält super, es gibt keine Wehwehchen. So kann es weitergehen.

tennisnet.com: Vor drei Jahren war der Trip nach Doha und Asien sehr erfolgreich. Sie haben in Doha Andy Murray geschlagen, in Melbourne die vierte Runde erreicht. Beste Erinnerungen also...

Mayer: Die Reise damals war unglaublich. Ich habe super gespielt. Leider habe ich mich einen Monat später verletzt, eben diese Schambeinentzündung. Damals war die Ausgangsposition super, aber es ist dann dumm gelaufen. Aber klar: Ich habe gute Erinnerungen, in Melbourne auch immer gut gespielt. Ein paar Mal dritte Runde, einmal Achtelfinale. Als Ungesetzter braucht man natürlich immer auch Losglück, aber ich weiß, was ich kann, und ich denke, dass ich für viele Spieler auch ein unangenehmer Gegner bin.

tennisnet.com: Das Losglück war Ihnen im Herbst bei den großen Asien-Turnieren mit Milos Raonic in Peking und Jo-Wilfried Tsonga in Shanghai nicht hold. Wie schwierig ist es auf der anderen Seite für Sie, dass Sie dann auch immer wieder eine Ebene tiefer gehen, sich auf Challenger-Turnieren messen?

Mayer: Überhaupt nicht schwierig. Ich habe mich immer schon auf kleineren Turnieren wohl gefühlt. Da gibt es keinen Trubel. Da hab ich mir schon immer gesagt: das tut mir gut, dort zu gewinnen, Selbstvertrauen zu sammeln für die großen Turniere. Und das hat über meine ganze Karriere eigentlich immer gut geklappt.

tennisnet.com: Sie sind seit 2004 Profi auf der ATP-Tour. Im Großen und Ganzen hat sich das Regelwerk in diesem Zeitraum kaum verändert. Wo würden denn Sie den Hebel ansetzen?

Mayer: Schwer zu sagen. Eine Regel sollte aber auf jeden Fall abgeschafft werden, nämlich dass der fünfte Satz ausgespielt wird. Im fünften Satz sollte es ein Tie-Break geben, bei jedem Grand-Slam-Turnier. Es ist einfach Wahnsinn, bis etwa 20:18 zu spielen. Da hat man dann die nächste Runde fast automatisch verloren. Das sollte tatsächlich geändert werden.

tennisnet.com: Wie sieht es mit der "No-Ad-Rule" aus, oder dem Champions Tie-Break anstelle des dritten Satzes?

Mayer: Auf keinen Fall. Da sollte alles so bleiben, wie es ist. Klar, bei den Grand Slams spielen wir über Best of Five, da wäre es für mich vielleicht besser, wenn es nicht so wäre. Für die Spannung ist dieses Format natürlich toll, aber man hockt halt auch vier, fünf Stunden vor dem Fernseher. Ich weiß nicht, ob das bis in alle Ewigkeit so sein wird, aber im Moment würde mir der Tie-Break im fünften Satz schon als Verbesserung reichen.

tennisnet.com: Der Davis Cup hat diesen Schritt schon gesetzt. Und möchte noch ein wenig weiter gehen, etwa mit einem Finalturnier an einem neutralen Wort. Wie viel können Sie dem abgewinnen?

Mayer: Der Heimvorteil hat ganz klar etwas Besonderes, und man sollte den Davis Cup auch wieder aufwerten, aber man darf nicht vergessen, dass wenn man am Wochenende zweimal Best-of-Five spielt, da ist die Woche danach hinüber. Das hängt einem schon zwei, drei Wochen nach, und das drei- viermal pro Jahr, das ist fast zu viel. Deshalb sollte man den Davis Cup auch wieder aufwerten und Punkte vergeben, das halte ich für ganz wichtig. Vor zwei Jahren konnte man wie bei einem ATP-500-Turnier punkten und so sollte es auch wieder sein. Weil ansonsten ist es nicht fair gegenüber jenen Spielern, die für den Davis Cup zusagen.

tennisnet.com: Die Tage, bevor es im Davis Cup tatsächlich freitags losgeht - sind die eher belastend?

Mayer: Nein, überhaupt nicht. Das ist eigentlich ganz relaxed. Man trifft sich am Montag und als Team versteht man sich super. Aber die Anspannung steigert sich natürlich bis Donnerstag, dann gibt es die Auslosung, man weiß, gegen wen man spielt. Und bis dann hat man vor leeren Rängen trainiert, und am Freitag ist auf einmal viel los. Und das strengt total an.

tennisnet.com: Wie haben Sie Ihre Rolle als routiniertester Spieler beim Davis Cup in Berlin gegen Polen wahrgenommen?

Mayer: Ich habe mich da schon unter Druck gesetzt, weil ich wusste, das wird mein letztes Davis-Cup-Match, wollte besonders gut spielen - und es ging einfach nicht gut. Ich habe mit Abstand meine schlechtesten Davis-Cup-Matches gespielt, zum Glück habe ich wenigstens ein Einzel gewonnen und das Team hat insgesamt gewonnen, es ist also alles gut gegangen.

tennisnet.com: Die Atmosphäre beim TC Rot-Weiss Berlin hat Ihnen wie gefallen?

Mayer: Das war für ein Relegations-Match absolut in Ordnung. Das Stadion war mindestens halbvoll, und die Stimmung war auch gut, ganz klar.

tennisnet.com: Es werden in letzter Zeit auch neue Formate versucht, in Wien gab es etwa das "TieBreakTens"-Turnier. Können Sie sich dafür erwärmen?

Mayer: Schwierig. Der Erste bekommt 250.000 US Dollar, ab dem Zweiten gibt es nichts. Da bin ich jetzt kein Fan davon. Als Exhibition ist das Format aber durchaus unterhaltsam.

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